wirtschaft + weiterbildung
06_2018
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ungeplante Kündigung entstehen einem
Unternehmen hohe Folgekosten. Weniger
entscheidend sind hierbei meist die Kos-
ten für die Personalsuche und -auswahl.
Viele gravierender sind die sogenann-
ten Chaos-Kosten, die dadurch entste-
hen, dass bei einer längeren Vakanz von
Schlüsselpositionen oft wichtige Aufga-
ben liegen bleiben und der Neue erst ein-
gearbeitet werden muss.
Bleibe-Gespräche können Sie mit Mitar-
beitern auch noch führen, wenn deren
Kündigung bereits auf dem Tisch liegt.
Wenn die Kündigung schon
auf dem Tisch liegt
Das ist gerade in Zeiten, in denen gute
Fach- und Führungskräfte rar sind, nicht
selten zielführender als sogleich eine
Suche nach einem neuen Mitarbeiter zu
starten. Doch dann müssen Sie in der
Regel dem Mitarbeiter deutlich mehr bie-
ten, als wenn er noch keine neue Stelle
gefunden hätte, damit er sich seine Ent-
scheidung überlegt. Zu Recht, denn
dann haben Sie offensichtlich im Vorfeld
die Signale „Der Mitarbeiter ist auf dem
Sprung“ nicht erkannt.
Joachim Schönberger
Wertschätzende Kommunikation lernen
Die Fähigkeit zum einfühlsamen, empathischen Zuhören
entwickelt sich langsam. Als erstes wiederholt man das
Gehörte, ohne es zu bewerten. Noch professioneller ist
es, das Gehörte mit eigenen Worten auszudrücken und
gleichzeitig durch eine genaue Beobachtung zu ergänzen.
Am professionellsten ist es, auch noch ein Gefühl und ein
Bedürfnis zu erkennen, das hinter dem Gehörten steckt.
Empathie bedeutet letztlich, nicht nur zu hören, was gesagt
wird, sondern auch darauf zu achten, was genau mit dem
Gesprächspartner los ist. Ein Chef sagt zum Beispiel in
einem gut laufenden Dialog zu seinem Angestellten: „Sie
sind also besorgt (Gefühl), weil sie immer noch nicht genau
wissen, wie es weitergeht (Bedürfnis nach Klarheit)?“
Empathie kostet Zeit?
Beate Brüggemeier
at
beobachtet, dass viele Führungskräfte dächten, Empa-
thie koste Zeit. Sie betont: „Das Gegenteil trifft jedoch zu.
Empathie ist effizient. Als einfühlsamer Zuhörer können Sie
heraushören was sich tief in einem Menschen abspielt.“
Buchtipp.
Wer „Bleibe-Gespräche“ empathisch führen will, findet weitere Anregungen in dem Buch
„Wertschätzende Kommunikation im Business“ von Beate Brüggemeier, das gerade in der vierten,
überarbeiteten Auflage erschienen ist (Junfermann, Paderborn, Oktober 2017, 195 Seiten, 25 Euro).
Beate Brüggemeier.
Die
Trainerin ist in „gewaltfreier
Kommunikation (GFK)“
zertifiziert.
Man brauche mit Empathie nicht annähernd so lange, um
Missverständnisse zu klären wie ohne. Studien zeigten,
dass sich die Zeit von Verhandlungen und Konflikten hal-
bieren könne, wenn man stets das wiederhole, was der
Gesprächspartner gesagt habe - bevor eigene Statements
abgegeben würden. Gerade bei einer in der Luft liegenden
Kündigung sei es wichtig, dass die Führungskraft nicht
nur auf der Sachebene kommuniziere, sondern dass der
Mitarbeiter auch auf der Beziehungsebene mit seinen Sor-
gen wahrgenommen werde. Das bedeute nicht, dass man
ihm eine heile Welt vorgaukle. Aber leider sei es so, dass
viele Menschen im Businesskontext nicht mit Gefühlen wie
Angst, Trauer, Sorge konfrontiert werden wollten.
Vordenker Marshall B. Rosenberg
Die Basis für eine wertschätzende Kommunikation bildet
laut Brüggemeier die Methode der „gewaltfreien Kommuni-
kation“ des international aktiven Konfliktexperten Dr. Mar-
shall B. Rosenberg. Er forderte dazu auf, dass jeder lernen
müsse, sein Anliegen klar auszudrücken und gleichzeitig
versuchen solle, das Anliegen seines Gesprächspartners
zu verstehen, auch wenn der Gesprächspartner anderer
Meinung sei.
Wenn man genau hin schaut, dann geht es bei Rosenberg
nur vordergründig um eine Methode, die man schrittweise
erlernen kann („1. Beobachten Sie eine Situation, ohne sie
zu bewerten. 2. Sprechen Sie Ihre Gefühle im Zusammen-
hang mit der Situation an. 3. Teilen Sie mit, welches Bedürf-
nis bei Ihnen unerfüllt ist. 4. Formulieren Sie eine konkrete,
handlungsorientierte Bitte an Ihr Gegenüber“). Haupt-
sächlich dreht sich bei Rosenberg alles um die Haltung,
aus der heraus man erkennt, was einem selbst wichtig ist
und zusätzlich noch so genau wie möglich (Übungssache!)
wahrnimmt, was dem anderen wichtig ist.