Wirtschaft- und Weiterbildung 7-8/2018 - page 35

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wirtschaft + weiterbildung
07/08_2018
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– in Form von zahlreichen Kooperations-
projekten – aus der praktischen Sicht
eines Trainers und Coachs. Dabei bewegt
mich immer mehr die Frage, welche Füh-
rungsmodelle aus praktischer Sicht am
besten funktionieren. Es geht also ganz
konkret um die entscheidende Frage: Was
tut eine Führungskraft, damit die jewei-
ligen Mitarbeiter nachhaltige Leistung,
Zufriedenheit, Motivation und Kreativität
zeigen?
Neben meinen Erfahrungen als Trainer
nutze ich dabei die Erkenntnisse aus
vielen empirischen Studien und verfolge
damit den Ansatz des evidenzbasierten
Managements. Dabei zählt nur, ob ein
Führungsmodell nach harten empirischen
Daten, die von unabhängigen Experten in
verschiedenen Unternehmen gesammelt
wurden, Bestand hat.
Integrative Führung: ein über-
geordnetes Führungsmodell
Vor diesem Hintergrund entstand das Mo-
dell der integrativen Führung, welches
bisher getrennt betrachtete Führungs-
verhaltensweisen, die jeweils durch viele
empirische Studien mit klaren Zusam-
menhängen zu Leistungskriterien hervor-
traten, zusammenfasst.
In der Grafik zum Modell der integrativen
Führung zeigt sich, welche Bestandteile
zur integrativen Führung gehören und
wie die einzelnen Bestandteile Studien
zufolge mit der Effektivität der geführten
Mitarbeiter in Zusammenhang stehen.
Jedes der Elemente der integrativen Füh-
rung erfordert von der Führungskraft ein
bestimmtes Maß an Aktivität (vertikale
Achse in der Grafik). Diese Aktivität steht
den wissenschaftlichen Studien zufolge
mit der Effektivität der Mitarbeiter (hori-
zontale Achse) in Beziehung.
Es wird deutlich, dass neben Führungs-
verhaltensweisen auch Kommunikati-
onsaspekte Bestandteil der integrativen
Führung sind. Kernbestandteil der inte-
grativen Führung sind Verhaltensweisen
von Führungskräften, die nachgewiese-
nermaßen Mitarbeiter motivieren und för-
dern. Zu diesen Verhaltensweisen zählen
• die transformationale Führung (Führen
durch Vision und Vorbildfunktion),
• die transaktionale Führung (Festlegen
von Zielen und Belohnungen) und
• die instrumentelle Führung (strategi-
sche Führung und Unterstützung der
Mitarbeiter im Arbeitsprozess).
In der Tabelle sind Bestandteile der inte-
grativen Führung und Beispiele für die
positiven Führungsverhaltensweisen auf-
geführt. So ist ein Beispiel für effektives
Führungsverhalten im Sinne der trans-
formationalen Führung, dass die Füh-
rungskraft ihren Mitarbeitern genau das
vorlebt, was ihr wichtig ist.
Die Erfahrung zeigt, dass die meisten
Führungskräfte einzelne der in der Ta-
belle beschriebenen transformationalen,
transaktionalen und instrumentellen Ver-
haltensweisen teilweise anwenden. Sie
tun dies aufgrund ihrer Erfahrung, selten
jedoch aufgrund von systematischer Aus-
bildung, zum Beispiel durch Führungs-
kräftetrainings. Da vielen Studien zufolge
ein linearer Zusammenhang zwischen
der Häufigkeit der genannten Führungs-
verhaltensweisen und der Leistung der
Mitarbeiter besteht, sollten Personaler
Maßnahmen einführen, um die Häufig-
keit zu erhöhen. Ganz konkret fördert
beispielsweise die jährliche Rückmel-
dung des Führungsverhaltens in einem
180-Grad-Feedback die Häufigkeit von
transformationaler Führung.
Die beschriebenen positiven Verhaltens-
weisen, die in der integrativen Führung
enthalten sind, beschreiben einen Groß-
teil von effektiver Führung in jedem Un-
ternehmen. Jedoch zeigen leider viele ak-
tuelle Beispiele, dass einzelne Führungs-
kräfte durch negative Verhaltensweisen
einen erheblichen Schaden bei ihren Mit-
arbeitern anrichten können.
Beispielsweise können Führungskräfte
durch unehrliches Verhalten ihre Mitar-
beiter derartig demotivieren, dass diese
deutlich weniger Leistung zeigen, sich
häufiger krankmelden und sich nach
einem anderen Arbeitgeber umsehen.
Oder die Führungskraft kritisiert einen
Mitarbeiter in Bezug auf einen Fehler,
und dies lautstark, abwertend und auch
noch vor den Kollegen. Diese Situationen
können die betroffenen Mitarbeiter sehr
schnell ausbrennen.
„Negative Führung“ beachten
Bisher wurde diesen negativen, leistungs-
mindernden Verhaltensweisen von Füh-
rungskräften in der Praxis viel zu wenig
Beachtung geschenkt, obwohl Umfragen
zufolge fast jeder Mitarbeiter diese Art
von schlechter Führung bereits am eige-
nen Leib erfahren hat. Im integrativen
Führungsmodell sind daher zwei negative
Verhaltensweisen von Führungskräften
berücksichtigt: Erstens die sogenannte
Laissez-faire-Führung (Abwesenheit von
Führung) und zweitens die destruktive
Führung – die Führungskraft lässt nega-
tive Gefühle wie Wut am Mitarbeiter aus.
Das Modell der integrativen Führung
Hintergrund.
Hier wird deutlich, wie die im Modell integrierten
Führungsstile mit der Effektivität von Führung einhergehen und welch
große Rolle die Kommunikation dabei spielt.
Quelle: TU Dortmund
Effektivität der Mitarbeiter
Aktivität
der Führungs-
kraft
Instrumentelle
Führung
Transformatio-
nale Führung
Transaktionale
Führung
Negative
Führung
Kommunikation
Aufmerksamer Kommunikationsstil
Beeindruckender Kommunikationsstil
Dominanter Kommunikationsstil
+
+
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