wirtschaft + weiterbildung
07/08_2018
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Neue Selfpublishing-Plattform für Business-Experten
Obwohl es keine handfesten Beweise gibt, hält sich in Trai-
ner- und Beraterkreisen hartnäckig die Überzeugung, dass
mit der Veröffentlichung eines eigenen Buchs das Ansehen
als Experte wächst und in der Folge die Umsätze durch die
Decke gehen. Traditionell wenden sich angehende Autoren
mit ihrer Buchidee an einen professionellen Verlag. Doch
die Fachbuchverlage lehnen in der Regel mindestens 90
Prozent der eingereichten Manuskripte ab.
Ein Buch in Eigenregie zu erstellen und über das Internet
zu vermarkten, gewinnt so für immer mehr Fachautoren
an Bedeutung. Die Autoren von Selbstpublikationen (neu-
deutsch: Selfpublisher) können dann zwar nicht vom
Namen eines bekannten Verlags und dessen Vertriebsor-
ganisation profitieren, machen aber in der Regel folgende
positive Erfahrung: Sie entscheiden über alles allein – zum
Beispiel über den Titel, den Umfang des Buchs, das Layout
oder den Verkaufspreis.
Bislang schlechte Vermarktung für Selfpublisher
Kein Verlag redet ihnen rein, wenn sie ihr Buch genau auf
ihre Marketingbedürfnisse zurechtschneidern. Kein Lektor
will Inhalte kürzen, den Stil verändern oder den Titel ver-
stümmeln. Und von jedem verkauften Buch bleibt beim
Selfpublishing für den Autor in der Regel auch noch mehr
Geld übrig. Allerdings ist die Vermarktung der große Eng-
pass beim Selfpublishing. Die selbst publizierten Bücher
sind in den Buchhandlungen zwar bestellbar, stehen aber
Buchmarkt.
Zur Haufe-Gruppe (343 Millionen Umsatz im Jahr 2017), zu der auch diese
Fachzeitschrift gehört, zählt auch der Haufe Verlag bei München. Ab sofort hilft er Trainern, Beratern
und Coachs, in das Selfpublishing einzusteigen.
nicht in den Regalen. Im Internet müssen sie von den
potenziellen Buchkäufern erst einmal gefunden werden
und wenn das klappt, dann steht unter dem Label eines
Selfpublishers der Rhetorik-Ratgeber des Trainers unver-
mittelt neben dem Liebesroman der Hausfrau und den
Kriegserinnerungen des Rentners. Um den Selfpublishern
aus dem Bereich Wirtschaft, Steuern und Recht zu helfen,
hat Haufe jetzt eine eigene, auf Businessthemen spezia-
lisierte Selfpublishing-Plattform
s Leben gerufen. Um auf dieser Plattform gelistet zu
werden, muss man sein Selfpublishing-Buch allerdings in
Kooperation mit Haufe erstellt haben (was pauschal 1.795
Euro kostet) und man muss optisch wie inhaltlich einige
Mindestqualitätsstandards erfüllen. Dubiosen Motivations-
gurus muss der Zugang verwehrt werden.
Qualität bleibt wichtig
Der Autor bleibt Verleger seines eigenen Buchs und
bestimmt so gut wie alles selbst. Einzige Ausnahme ist
die Gestaltung der Umschlagseite des Buchs. Das Cover
muss einem einheitlichen Grundlayout folgen (siehe Foto),
weil das Selfpublishing-Programm des Verlags später
einmal optisch als Markenartikel wiedererkennbar sein
soll. Auf dem Cover steht zum Beispiel immer „Business
Insights by Haufe“. Immerhin kann der Autor auch das Logo
seiner Firma in den Titel integrieren lassen. Im Einzelnen
bekommt ein Autor für seine Pauschale unter anderem fol-
gende Gegenleistungen:
· Eingangsberatung und bei Abgabe des Manuskripts eine
Qualitätsprüfung mit Verbesserungsvorschlägen
· drei Ausgabeformate (Softcover, Hardcover, E-Book)
· Beschaffung einer ISBN (Internationale Standardbuch-
nummer (englisch: International Standard Book Number)
· ein Probedruck des Buchs (weitere Bücher werden bei
einer Print-on-demand-Druckerei immer dann gedruckt,
wenn Bestellungen vorliegen)
· weltweiter Vertrieb im stationären und im Online-Buch-
handel (inklusive Amazon) und Listung in Großhandelska-
talogen und in digitalen Vorschaukatalogen.
„Als Sahnehäubchen prüft der Verlag die Übernahme eines
Selfpublishing-Buchs in sein reguläres Buchprogramm,
sobald mehr als 400 Exemplare verkauft wurden“, ver-
spricht Christine Kaiser, Senior-Marketingmanagerin bei
Haufe.
Martin Pichler
Foto: Pichler
Christine Kaiser.
Die Senior-Marketingmanagerin präsen-
tiert Buchcover-Varianten, die Haufe-Qualität versprechen.