Wirtschaft- und Weiterbildung 7-8/2018 - page 27

wirtschaft + weiterbildung
07/08_2018
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Autoren-Coaching: Anfängerfehler vermeiden
Der Carl-Auer Verlag wurde vor 29 Jahren gegründet, um
systemisches Gedankengut zu verbreiten. Ulrich war von
Anfang an dabei. Obwohl bereits im Ruhestand, veran-
staltet sie „Autoren-Coachings“. Das nächste zweitägige
Coaching findet vom 6. bis 7. Oktober 2018 in Heidelberg
statt (750 Euro pro Person plus Mehrwertsteuer). Über ihr
Autoren-Coaching sprach Ulrich vorab mit Martin Pichler:
Warum sollten Experten in ein Autoren-Coaching gehen?
Beate-Charlotte Ulrich:
Der Carl-Auer Verlag bekommt
circa 300 Manuskripte im Jahr unaufgefordert zugesandt.
Wie bei allen seriös arbeitenden Fachverlagen schauen
sich die Lektoren jede einzelne Idee für ein Buch an und
beantworten die Anfrage. Üblicherweise werden bei den
Fachverlagen im Durchschnitt zwei Prozent der Angebote zu
Büchern. Bei Carl-Auer liegen wir in manchen Jahren auch
schon mal bei fünf Prozent. Um zu den Auserwählten zu
gehören, braucht jeder Autor ein Exposé, das seine Buch­
idee aus der Masse der Einreichungen heraushebt und den
Lektor überzeugt. Jeder Verlagsprofi erkennt am Exposé,
ob der Vorschlag ein gutes Buch wird. Aber dazu muss das
Exposé eine bestimmte Qualität aufweisen. Und schon des-
halb lohnt sich ein Autoren-Coaching, weil man da im Detail
lernt, was ein gutes Exposé ausmacht.
Worauf achtet der Lektor zum Beispiel?
Ulrich:
In erster Linie muss das Thema stimmen. Es sollte
aktuell sowie noch nicht verbraucht sein und ins Ver-
lagsprogramm passen. Außerdem sollte das Buch eine gute
Struktur haben und verständlich geschrieben sein. Jeder
Lektor ist außerdem entzückt, wenn ihm ein potenzieller
Autor begründen kann, warum sein Buch zum Verlag passt
und für diese oder jene Buchreihe genau richtig wäre.
Ab welchem Zeitpunkt lohnt das Autoren-Coaching?
Ulrich:
Mir ist es lieb, wenn die Teilnehmer noch nicht mit
dem Schreiben begonnen haben, denn nach einem Coa-
ching die eigenen Texte umschreiben zu müssen, ist sehr
schwierig. Am besten, die künftigen Autoren kommen mit
einer Idee, die sich dann im Laufe des Coachings konkreti-
siert oder auch nicht.
Sie vermitteln sehr viel Wissen (zum Beispiel, wie man in
welcher Reihenfolge am besten welche Verlage anspricht,
worauf man bei Autorenverträgen achten muss, wie man
Workshop.
Beate-Charlotte Ulrich, die lange Zeit als Geschäftsführerin des Carl-Auer Verlags in
Heidelberg tätig war, veranstaltet nun regelmäßig zweitägige Workshops, um Trainer, Berater und
Coachs auf dem Weg zum ersten Buch zu begleiten.
einen Herausgeberband plant ...). Wie viel Zeit bleibt da
noch für individuelles Coaching?
Ulrich:
Die Teilnehmer gehen regelmäßig in Kleingruppen
und stellen sich ihrem Buchprojekt durch gezielte Fragen –
zum Beispiel, was die angedachte Zielgruppe braucht, will
oder erwartet. Wo muss man die Zielgruppe abholen? Was
kann ich bei meinem Thema voraussetzen? Das sind nur
einige Beispiele. Diese kollegiale Beratung ist sehr wichtig,
weil es die Selbstreflexion des angehenden Autors beflü-
gelt. Außerdem gehe ich mit individuellem Coaching auf
jeden Teilnehmer ein. Ich will, dass jeder später auf Augen-
höhe mit dem Lektor sprechen kann, wenn der zum Beispiel
deutliche Veränderungen am Text vornehmen will.
Geben Sie auch Tipps zur Vermarktung?
Ulrich:
Ja, denn gerade Trainer und Berater müssen in jeder
ihrer Veranstaltungen ihr Buch aktiv zeigen und darauf hin-
weisen, dass man in diesem Buch ab sofort alles nachlesen
kann. Und unter jede Mail muss der Autor einen „Gerade-
neu-erschienen-Hinweis“ platzieren. Außerdem ist es für
den Verkauf sehr hilfreich, wenn der Autor zu seinem Buch-
thema einen Blog startet. Natürlich bewirbt auch der Ver-
lag ein Buch und arbeitet einen individuell für jedes Buch
erstellten Marketingplan ab. Sowohl Autor als auch der Ver-
lag müssen gemeinsam Gas geben in Sachen Marketing,
denn nach einem halben Jahr kommt ein neues Verlagspro-
gramm und bis dahin muss bei einem Buch, das als erfolg-
reich gelten will, die erste Auflage (rund 4.000 Exemplare
bei Fachbuch-Spitzentiteln) verkauft sein.
Interview: Martin Pichler
Foto: Lightfield Studios / AdobeStock
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