personal- und organisationsentwicklung
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wirtschaft + weiterbildung
05_2017
auch eigene Handlungen und Entschei-
dungen immer wieder zu reflektieren und
zu überdenken. „Und insofern würde ich
sagen, Agilität bedeutet, flexibel zu sein,
etwas auch zu antizipieren, und eine Öff-
nung der Menschen, der Köpfe für dieses
Thema zu erreichen“, sagte beispiels-
weise ein Interviewpartner.
Beweggründe für Agilität
In der Interviewstudie lassen sich die Mo-
tive, warum sich Unternehmen mit Agi-
lität beschäftigen, in jeweils vier Gründe
von außen und von innen unterscheiden
(siehe Grafik „Beweggründe für Agili-
tät“). Als Gründe, die von außen wirken,
werden der dynamische und veränderte
Markt, aber auch die steigende Schnellig-
keit in der Produktentwicklung und die
fortschreitende Digitalisierung genannt.
Die Auseinandersetzung mit Agilität ist
demnach „einfach eine logische Konse-
quenz aus der Dynamik des Umfelds.
Also – es wartet niemand auf uns“. Ein
weiterer Beweggrund besteht nach An-
sicht der Interviewten darin, dass Bewer-
berinnen und Bewerber immer häufiger
agil arbeiten möchten und Unternehmen
mit einer entsprechenden Erwartungshal-
tung konfrontiert sind.
Gründe, die von innen wirken und die
Unternehmen dazu veranlassen, sich mit
Agilität zu beschäftigen, werden zum
einen in der steigenden Komplexität von
Projekten und zum anderen in verän-
derten Ansprüchen der Mitarbeitenden
– bezogen auf Arbeitsweisen und Zusam-
menarbeit, flexible Arbeitszeit und auch
Arbeitsplatzgestaltung – gesehen. Agilität
kann demnach zudem ein Schlüssel sein,
um Komplexität und Fehler zu reduzie-
ren, indem in kleinen Zyklen mit häufi-
gen Reflexionsphasen gearbeitet wird.
Weiterhin wird als Beweggrund angege-
ben, die Motivation der Mitarbeitenden
zu steigern und Raum für Innovationen
zu schaffen – durch Verantwortungsüber-
gabe, flexiblere Organisationsstrukturen
und die Zusammenarbeit über Abtei-
lungsgrenzen hinweg.
In unserer Interviewstudie lassen sich
drei nach außen und sechs nach innen
gerichtete Vorteile identifizieren (siehe
Grafik „Vorteile von Agilität“). Im Mit-
telpunkt der Vorteile, die nach außen
wirken, steht die stärkere Kundenzen
triertheit: Der Kunde wird aktiv in den
Prozess eingebunden, was ein besseres
und schnelleres Zusammenarbeiten er-
möglicht und schließlich einen zufriede-
neren Kunden zur Folge hat: „Wir können
natürlich auch viel besser eingehen auf
das, was den Kunden gerade bewegt“, so
eine Interviewpartnerin.
Letztlich kann das Unternehmen da-
durch, so die Interviewten, flexibler am
Markt agieren und wird somit langfristig
erfolgreicher sein und überleben. Oben
ist bereits die durch die Unternehmen
wahrgenommene Erwartungshaltung der
Bewerber angeklungen. Agilität bietet
aus Sicht der Interviewten immer stärker
einen Vorteil für ein erfolgreiches Per-
sonalmarketing. Insbesondere künftige
Mitarbeitende mit Erfahrung in agilem
Arbeiten wollen demnach weiter so ar-
beiten wie bei den vorhergehenden Ar-
beitgebern. Vorteile werden daher in der
Fachkräftegewinnung und in einer spür-
baren Erhöhung der Arbeitgeberattrakti-
vität gesehen.
Innerhalb der Vorteile, die nach innen
wirken, benennen die Interviewpersonen
Schnelligkeit als einen zentralen Faktor.
In diesem Zusammenhang werden auch
die Aspekte Flexibilität und Zeitgewinn
erwähnt. Flexibilität wird so verstanden,
dass auf Veränderungen schnell und fle-
xibel reagiert werden kann. Da innerhalb
der Projekte immer wieder Reflexionen
stattfinden und Anpassungen vorgenom-
R
Agile Haltung
Definition
. Das „agile Mindset“ ist neben Geschwindigkeit,
Anpassungsfähigkeit und Kundenorientierung ein zentraler Aspekt im
Begriffsverständnis von Agilität.
Quelle: IfP/Haufe
Agile Haltung
(Mindset)
Reflexion
Transparenz
Wertschätzender
Umgang
Verantwortung
Begegnung auf
Augenhöhe
Veränderungs-
bereitschaft
Offenheit
Prof. Dr. Stephan Fischer
(Foto) ist Direktor des Instituts für Personalforschung
(IfP) an der Hochschule Pforzheim. Mit seinen akademischen Mitarbeiterinnen
Dr. Sabrina Weber und Annegret Zimmermann hat er diesen Beitrag verfasst.
Foto: Pichler