training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
05_2017
meras für die Aufnahme und Bearbeitung
von Unterrichtsstunden in Echtzeit. Ein-
gesetzt werden Computer der neuesten
Generation, Sync-RTC-Server, Roboter
und holografische Projektoren. Dabei
verfügt der Wow-Room über eine spezi-
ell für das Projekt entwickelte Plattform
zur Videokollaboration, die nur einen ge-
ringen Breitbandzugang erfordert, damit
die Studenten mit allen Geräten – vom PC
über dem Laptop bis zum Smartphone –
überall auf der Welt am Unterricht teil-
nehmen können. Künstliche Intelligenz
und eine Big-Data-Analyse ermöglicht
den Professoren auch, die Wirkung ihres
Unterrichts direkt überprüfen und gege-
benenfalls verbessern zu können. „So
kann ich testen, ob ein Beispiel gut an-
kommt und wie sich die Aufmerksamkeit
entwickelt”, sagt Boehm, selbst Professor
für Marketing.
Lange Testphase eingeplant
Eingesetzt wird der Wow-Room zunächst
beim Global MBA als Teil des bisherigen
Onlineunterrichts. Da es bisher kein ver-
gleichbares Klassenzimmer gebe, müsse
man erst herausfinden, was wie am bes-
ten funktioniert, erklärt Boehm. Auch
müsse man den Professoren die Angst
nehmen, dass ihre Leistung damit ständig
gemessen werde. „Wir haben eine sehr
lange Testphase eingeplant und werden
den Wow-Room Schritt für Schritt in un-
sere Programme integrieren“, so der IE-
Dekan.
Erste Tests gab es auch bereits mit Mana-
gern von Unternehmen. „Die Firmen fin-
den das toll und wollen den Wow-Room
am liebsten gleich in ihre interne Weiter-
bildung integrieren“, berichtet Boehm.
Im nächsten Schritt sollen dann fünf bis
zehn Wow-Räume entstehen. Ihren Erfolg
verdankt die IE Business School dabei
auch ihren langjährigen Investitionen. 25
Millionen Euro hat die Schule in den letz-
ten 15 Jahren in innovative Lernprojekte
investiert. Auch Imperial-Direktor Lefe-
vre verweist auf den notwendigen langen
Atem. „Wir haben 2005 mit Onlinekursen
angefangen und erst 2015 den Online-
MBA gestartet“, erklärt er. Das lasse sich
nicht von heute auf morgen umsetzen, da
man erst das organisatorische Know-how
aufbauen müsse. Wenn sich eine Top-
schule daher heute für einen Online-MBA
entscheide, dauere das sicher ein paar
Jahre bis zur Umsetzung. Dass künftig
mehr Topschulen Online-MBAs anbieten
werden, steht für den Imperial-Direktor
dabei außer Frage. „Erstklassige Online-
MBAs ziehen doch genau die hoch quali-
fizierten Teilnehmer an, die alle Business
Schools wollen.“ Lefevre sieht daher Im-
perial gut für die Zukunft gerüstet und
hofft künftig auf einen Spitzenplatz im
Ranking der Financial Times. Denn weil
das Programm erst vor zwei Jahren ge-
startet ist, kann die Schule bisher noch
nicht daran teilnehmen. Dafür müssen
drei Klassen das Studium abschlossen
haben.
Wichtige Qualitätsmerkmale sind für ihn
neben den gut aufbereiten Lerninhalten
die strenge Auswahl der Teilnehmer, der
Einsatz der besten Professoren und eine
intensive Betreuung, die die Teilnehmer
immer wieder herausfordert. Zudem be-
kommt jeder MBA-Student einen Karrie-
reberater, der mit ihm während des Stu-
diums arbeitet. Schließlich sei es das Ziel
eines MBA-Studiums, seine Karriere zu
beschleunigen.
Ein derartiger Online-MBA sei daher
teuer, so der Edtech-Lab-Direktor. Am
Imperial College kostet das zweijährige
Programm 34.800 Pfund. Auch in den
USA sind die Onlineangebote von man-
chen führenden Schulen kaum günstiger
als beim Vollzeit-MBA. So kostet der On-
line-MBA an der Tepper School of Busi-
ness (Carnegie Mellon University) stolze
122.880 Dollar. An der Kenan-Flagler
Business School sind es 104.610 Dollar.
Dennoch steigt die Nachfrage. So haben
sich an der Kenan-Flager Business School
zuletzt 1.047 Studenten eingeschrieben.
Vor einem Jahr waren es erst 782.
Nur fünf Prozent Abbrecher
Einen anderen Weg geht die University
of Illinois in Urbana-Champaign, die seit
2015 ihren I-MBA für nur 22.000 Dollar
anbietet. Der I-MBA setzt sich aus zwei
Lernebenen zusammen: dem Non-Credit
und selbstgesteuertem Teil und dem „For-
Credit“-Teil, der gemeinsam mit anderen
in einer Klasse durchlaufen wird und
zahlreiche interaktive Elemente enthält.
Der Non-Credit-Teil besteht aus Moocs
(Massive Open Online Courses) auf der
Plattform Coursera. Für 79 Dollar pro
Kurs erhalten die Studenten ein Zertifikat.
Nur wer den Non-Credit-Teil absolviert
hat, kann mit dem zweiten Teil weiter-
machen. Der findet dann auf der Platt-
form der Universität statt und besteht aus
wöchentlichen Live-Sessions, Fallstudien,
Assigments und Prüfungen.
„Hier lernt man, wie man sein neu er-
worbenes Wissen anwendet“, erklärt
Arshad Saiyed, Direktor des I-MBA. Pro
Credit-Hour werden dann 250 Dollar fäl-
lig. Für den MBA-Abschluss muss man
18 Kurse (davon sechs Wahlfächer) und
drei Capstone-Projekte (insgesamt 72
Credit-Hours) absolvieren. Jeder Kurs
dauert acht Wochen und besteht aus zwei
R
Campus.
Das Foto
zeigt das Foyer
der University of
Illinois. Hier treffen
sich die Teilnehmer
des I-MBA zu ihren
(seltenen) „Live
Class Sessions“.