WIRTSCHAFT UND WEITERBILDUNG 5/2017 - page 32

personal- und organisationsentwicklung
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wirtschaft + weiterbildung
05_2017
In der Praxis kann dieser Ansatz am bes-
ten in Gestalt von „Learning by Doing“
umgesetzt werden, etwa durch konkrete
Projekte oder auch Rotationen – insbe-
sondere dort, wo es um Kompetenzent-
wicklung geht. Unterstützt und gesichert
wird der Wissenstransfer durch eine
entsprechende Handlungsunterstützung
(„Performance Support“) etwa per App,
Anleitung oder virtuellem Assistenten.
Dabei spielt die Form des Supports eine
weniger wichtige Rolle als bislang. Neue
Technologien wie künstliche Intelligenz
in Verbindung mit den Ansätzen des
adaptiven Lernens sorgen für neue und
erweiterte Möglichkeiten. Selbstlernende
Systeme sind zunehmend in der Lage, auf
Basis von Nutzerdaten spezifische Inhalte
anzubieten. Denkbar sind auch Chatbots,
die als Tutoren fungieren oder die Fragen
in einer Lern-Community beantworten.
Die Voraussetzungen dafür, dass dies
auch gelingt, sind natürlich eine gewisse
Motivation der Lerner und ihre Fähigkeit,
sich selbst zu disziplinieren. Das liegt auf
der Hand: Erst wenn der Lerner willens
und in der Lage ist, sich die verfügbaren
Tools zu erschließen und zu nutzen, kön-
nen diese überhaupt sinnvoll zum Ein-
satz kommen.
Ergänzung des traditionellen
Lehrmanagements
Der Lernweg führt zum Lernziel – auch
wenn der Weg dorthin niemals wirklich
zu Ende ist. Wie erfolgreich aber einzelne
Lernabschnitte und -initiativen wirklich
sind, ist nicht nur von Interesse, sondern
muss zwingend notwendig festgestellt
und gemessen werden. Bei der Weiter-
bildung im Digitalzeitalter verschiebt
sich der Fokus klar vom bekannten Vier-
Ebenen-Modell nach Kirkpatrick hin zu
präzisen „Learning Analytics“ und beglei-
tenden Analysen in Echtzeit. Sie bieten
optimale Voraussetzungen für profunde
Erkenntnisse im Hinblick auf Zielerrei-
chung und den Einfluss des Lernresultats
auf maßgebliche Kennzahlen.
Dabei wird es künftig nicht immer nur
um Diplome, Zertifikate oder ähnliche
„große“ Abschlüsse, sondern viel öfter
um so genannte „Mikro-Abschlüsse“
gehen, die modular gestaltet sind und
miteinander korrespondieren. Die ent-
sprechenden Qualifikationen sind granu-
lar und weisen die spezifischen Kennt-
nisse des Trägers in den jeweiligen Berei-
chen aus. Auch klassische Instrumente
wie Assessments oder Tests mit ihrem
ausgeprägten Kontrollcharakter werden
gegenüber manifesten, vorweisbaren Er-
R
Studien: Digitales Lernen etabliert sich nur langsam
Digitale Lernmedien und -formate haben sich in der beruf-
lichen Aus- und Weiterbildung noch nicht flächendeckend
durchsetzen können. So hat eine Studie, für die Tüv Süd
und die Hochschule für angewandtes Management (HAM)
2.500 Unternehmensvertreter befragt haben, kürzlich
bestätigt, dass Präsenzseminare in der betrieblichen Wei-
terbildung nach wie vor die Hauptrolle spielen: 91 Prozent
der Befragten haben in den vergangenen Jahren mindes-
Überblick.
Zum Chatten und Mailen greifen die meisten selbstverständlich zu digitalen Medien wie
Smartphone und Tablet. Beim Lernen hingegen dominieren weiter analoge Medien und Formate.
Studien geben Aufschluss über den Status quo in der betrieblichen Aus - und Weiterbildung.
tens eines besucht. E-Learnings oder Webinare hatte in der
gleichen Zeit rund ein Drittel weniger durchlaufen. Zudem
spielt digitale Weiterbildung bislang nur in Großunterneh-
men eine wichtige Rolle. Auch in der betrieblichen Ausbil-
dung sind digitale Medien oft Fehlanzeige: Lehrbücher und
schriftliche Unterlagen sind dort weiter die beliebtesten
Lehr- und Lernmedien, ergab Ende 2016 eine vom Bundes-
ministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Auftrag
gegebene Untersuchung, für die das Bundesinstitut für
Berufsbildung (BIBB) und TNS Infratest 3.000 Betriebe in
Deutschland befragt haben. Wenn Weiterbildner tatsäch-
lich digitale Formate nutzen, fällt darunter nicht nur aus-
geklügelte Lern-Software: In einer Befragung im Auftrag
der Studiengemeinschaft Darmstadt (SGD) aus dem Jahr
2014 kürten die befragten 300 HR-Manager als beliebtes-
tes mobiles Lernformat das gute alte PDF.
Immerhin: Für die Zukunft prognostizieren Experten, dass
das digitale Lernen sich in den Unternehmen etablieren
wird. Im aktuellen MMB Learning Delphi (mehr ab Seite 48)
schreiben die befragten E-Learning-Experten digitalen For-
maten wie Erklärvideos und Augmented Reality in den kom-
menden Jahren eine herausragende Rolle beim Lernen zu.
Andrea Sattler
Digitalmedium.
Die Erkenntnis,
dass Smartphone & Co. das
Lernen befeuern können, hat
sich noch nicht durchgesetzt.
Foto: Syda Productions / AdobeStock
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