WIRTSCHAFT UND WEITERBILDUNG 5/2017 - page 26

personal- und organisationsentwicklung
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wirtschaft + weiterbildung
05_2017
70 Jahren in unterschiedlichen Facetten
und Ausprägungen. Es erhält aber durch
die Digitalisierung eine größere Bedeu-
tung und eine hohe Aktualität. Allerdings
bleibt der Begriff Agilität in Publikatio-
nen und im beruflichen Sprachgebrauch
häufig nach wie vor unscharf und recht
schillernd.
Qualitative Studie zu agilen
Methoden
Inzwischen liegen erste quantitative Stu-
dien zur Verbreitung und Ausgestaltung
von agilen Methoden und Praktiken in
Unternehmen in Deutschland vor. Not-
wendigerweise können diese Befragun-
gen jedoch nur schwer eruieren, welche
Konzepte und begrifflichen (Vor-)Ver-
ständnisse von Agilität oder agilen Me-
thoden die Befragten überhaupt zugrunde
legen. Daher hat das Institut für Personal-
forschung (IfP) an der Hochschule Pforz-
heim eine explorativ angelegte qualitative
Studie durchgeführt. Dazu wurden im
Zeitraum Juli bis Oktober 2016 in 15 Un-
ternehmen verschiedener Größe aus un-
terschiedlichen Branchen in Deutschland
45 leitfadengestützte persönliche Inter-
views mit Personen aus der Geschäftsfüh-
rung, aus HR sowie aus Fachabteilungen
geführt.
Den Unternehmen war gemeinsam, dass
sie sich bereits – wenn auch in sehr unter-
schiedlicher Intensität – mit dem Thema
Agilität beschäftigt hatten (einige hatten
erste Gedanken zu Agilität gefasst, andere
können als agile Unternehmen betrachtet
werden). In einigen Unternehmen gehör-
ten agile Coachs zum Kreis der Interview-
ten. Im Folgenden wird herausgearbeitet,
wie das Begriffsverständnis von Agilität
in der Praxis aussieht, welche konkreten
Beweggründe zur Beschäftigung mit Agi-
lität genannt werden und welche Vorteile
Agilität nach Ansicht der Praktikerinnen
und Praktiker bietet.
Das Kernverständnis von
Agilität
In der Praxis werden unter Agilität vier
zentrale Aspekte verstanden: Geschwin-
digkeit, Anpassungsfähigkeit, Kunden-
zentriertheit und Haltung. Unter Ge-
schwindigkeit und Anpassungsfähigkeit
wird verstanden, dass Organisationen
schnell und dynamisch auf Veränderun-
gen reagieren und sich rasch an Verän-
derungen anpassen müssen. Diese An-
passungserfordernisse können sowohl
von innerhalb der Organisation als auch
Das Thema und der Begriff „Agilität“
erfuhr in den vergangenen Jahren eine
hohe Popularität in der Managementlite-
ratur. Agilität gilt als essenzieller Faktor
für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit
und damit letztlich für das Überleben
eines Unternehmens.
Nicht zuletzt durch eine immer schnellere
Entwicklung von neuen Technologien,
eine zunehmende Vernetzung der Wirt-
schaft und insbesondere durch die zuneh-
mende Digitalisierung aller Lebenswelten
steigt die Unsicherheit und Komplexität
für Unternehmen an. Tim Cole spricht in
diesem Zusammenhang von Gewinnern
und Verlierern der digitalen Transforma-
tion. Um zu überleben – so die allge-
meine Vermutung – müssen Unterneh-
men agil sein. Nun ist Agilität kein neues
Thema, sondern existiert bereits seit fast
Was steckt hinter Agilität?
QUALITATIVE STUDIE.
Was verstehen Unternehmen unter dem Begriff „Agilität“ und warum
beschäftigen sie sich überhaupt damit? Eine explorativ angelegte qualitative Studie der
Hochschule Pforzheim hat dies untersucht. Dabei wurde erstmals klar, welche Konzepte in
der Praxis hinter dem Wort „Agilität“ stehen.
Umfrage.
Wie agil sind deutsche Unternehmen? Dieser
Frage ging TNS Infratest im Auftrag von Haufe-Lexware
nach. Befragt wurden 800 Mitarbeiter und 400 Führungs-
kräfte in Firmen mit mehr als 100 Angestellten.
Knapp drei Viertel (73 Prozent) aller Befragten sind der
Meinung, dass sie entscheidend zum Erfolg ihres Unterneh-
mens beitragen könnten. Fast genauso viele Mitarbeiter
(69 Prozent) wünschen sich, Unternehmensentscheidun-
gen stärker beeinflussen zu dürfen. 77 Prozent gaben an,
dass sich die Einbindung in Unternehmensentscheidungen
positiv auf ihre Motivation und ihre Leistungsbereitschaft
auswirken würde. Die Mitsprache scheiterte bislang bei
drei Viertel der Mitarbeiter am fehlenden Informationsaus-
tausch zwichen „oben“ und „unten“.
Agilitätsbarometer
1...,16,17,18,19,20,21,22,23,24,25 27,28,29,30,31,32,33,34,35,36,...68
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