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Jahre alt und haben elf Jahre Berufser-
fahrung. Damit sind sie deutlich älter und
erfahrener als die Teilnehmer im Vollzeit-
oder Teilzeit-MBA.
„Junge Manager sind oftmals sehr
mobil“, sagt der Imperial-Direktor. So
wie die Führungskraft bei einer Airline,
die ständig unterwegs ist. „Die kann nicht
zwei Tage in der Woche am Unterricht in
London teilnehmen.“ Andere hätten ein-
fach keine gute Business School in der
Nähe – wie der Manager, der drei Kern-
kraftwerke in Bulgarien leitet. Oder sie
wechselten ihren Arbeitsort häufig wie
der Teilnehmer, der zunächst einen Job
in London hatte, dann nach Neuseeland
und von dort nach Brunei ging.
Doch ganz ohne Präsenzphasen geht es
nicht. „Vor allem das Treffen zum Stu-
dienbeginn ist wichtig“, weiß Lefevre.
„Denn wer die anderen kennt, arbeitet
auch online besser zusammen.“ Insge-
samt drei Wochen verbringen die Teilneh-
mer während des zweijährigen Studiums
daher auf dem Campus. Wer will, kann
aber auch öfter auf den Campus in Lon-
don kommen oder an einem regionalen
Event teilnehmen. Zudem organisieren
die Studenten selbst regelmäßige Treffen
in London, Singapur und Nigeria.
Auch beim Global MBA an der IE Busi-
ness School sind vier Wochen Präsenz
Pflicht. Vor wenigen Monaten hat man
die Präsenzzeit sogar um eine Woche
in der Mitte des Programms verlängert.
„Wir haben festgestellt, dass die Studen-
ten einen weiteren Kontakt während des
Programms brauchen und wünschen“,
sagt Martin Boehm, Dekan der IE Busi-
ness School. Die spanische Schule gilt
weltweit als Vorreiter in Sachen Online-
MBA. Erst vor Kurzem wurde der 15-mo-
natige Global MBA der Schule im Ranking
der Financial Times bereits zum vierten
Mal hintereinander als der weltweit beste
Online-MBA ausgezeichnet.
Von der Heterogenität einer
Klasse profitieren
Ihren erneuten Spitzenplatz verdankt
die Schule dabei auch dem mit durch-
schnittlich 191.000 Dollar hohen Gehalt
ihrer Absolventen drei Jahre nach dem
Studium. Das sind 44 Prozent mehr, als
sie vor dem MBA-Abschluss verdient hat-
ten. Entsprechend hoch angesiedelt ist
auch ihre Position im Unternehmen. 62
Prozent der Absolventen leiten eine Ab-
teilung.
„Das Wichtigste ist die Interaktion zwi-
schen den Studenten und dem Professor
und zwischen den Studenten untereinan-
der“, betont auch IE-Dekan Boehm. Nur
so könnten die Studenten von der großen
Heterogenität der Klasse optimal profi-
tieren. „Wenn wir eine Ballerina, einen
Investmentbanker und einen McKinsey-
Berater in der Klasse haben, dann kann
die Ballerina dem Consultant etwas über
Ästhetik beibringen.“
Um den Austausch noch besser zu ma-
chen, stellte die Business School im ver-
gangenen Oktober daher mit ihrem Wow-
Room ihr Klassenzimmer der Zukunft vor.
Der Raum auf dem IE-Campus in Madrid
ist mit 48 Bildschirmen auf einer Gesamt-
fläche von 45 Quadratmetern ausgestat-
tet, die in U-Form angeordnet sind und
einen 200-Grad-Blick ermöglichen (siehe
Foto links). Der Professor steht in dem
Raum und sieht die bis zu 60 Studenten,
die irgendwo auf der Welt sitzen, auf den
Bildschirmen. Das System zeigt zum Bei-
spiel an, wer sich meldet und ermöglicht
Abstimmungen. Zudem werden über
eine Software zur Gesichtserkennung die
Emotionen der Studenten erfasst. Sinken
die Werte unter einen festgelegten Level,
erscheint ein roter Rahmen um das Bild
des Studenten und signalisiert dem Pro-
fessor, dass dieser gerade nicht bei der
Sache ist.
Auch Videos von Firmenbesuchen und
Simulationen lassen sich einspielen. So
können im Wow-Room reale Situatio-
nen simuliert werden, bei denen Stu-
denten eine Krise bewältigen, Produkti-
onsabläufe in Fabriken definieren oder
diplomatische Konflikte zwischen den
Ländern lösen müssen. Die Hardware
umfasst zwei taktile Bildschirme und Ka-