WIRTSCHAFT UND WEITERBILDUNG 5/2017 - page 42

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
05_2017
achten müssen. Das war schon ein inten-
siver Nachdenkprozess, der aber auch zu
einem klaren Commitment geführt hat.
Und auch bei unserem Trägerkonsortium
wird die Akkreditierung als deutlicher
Leistungsnachweis wahrgenommen.
Durch die internationale Begutachtung
ist unsere Qualität schließlich besser do-
kumentiert, als wir das selbst je machen
hätten können. Aber auch der Akkredi-
tierungsprozess selbst war sehr spannend
und hilfreich. Da tauchten dann Fragen
auf wie etwa: Wie messen wir Internatio-
nalisierung oder Innovation?
Das waren jetzt eher die internen
Vorteile, aber gibt es auch Vorteile auf
dem Markt?
Altmann:
Unsere Wahrnehmung im inter-
nationalen Markt ist deutlich gestiegen.
Wir haben mehr Bewerbungen aus Nicht-
EU-Ländern. Und bei den Ausschreibun-
gen für Professorenstellen bekommen wir
ganz andere Bewerber. Auch wenn man
natürlich nicht nachweisen kann, ob das
nur durch die Akkreditierung kommt,
ist es schon sehr signifikant. Bei poten-
ziellen Partnerhochschulen werden wir
anders wahrgenommen. Vorher waren
manche Kooperationsanfragen eher auf
„Warteposition“, die nun Realität sind.
Wir haben weitere Partnerschaften in Vor-
bereitung und können insbesondere auch
hochwertige Double-Degrees anbieten.
Hilft die AACSB-Akkreditierung auch bei
den MBA-Interessenten? Schließlich ist
das MCI damit neben der Wirtschafts-
universität Wien die einzige Business
School mit dem Gütesiegel.
Altmann:
Manche werden das schon
wahrnehmen, aber dass sich das unmit-
telbar und signifikant im Markt auswirkt,
glaube ich nicht. Dafür ist die Uninfor-
miertheit sowohl bei den Unternehmen
als auch bei den Interessenten einfach
zu groß. Da können viele nichts mit der
AACSB-Akkreditierung anfangen.
Wie sehen Sie die weitere Entwicklung?
Altmann:
Das wird vermutlich ähnlich
wie bei vielen Produkten laufen. Die
Mitte wird in Schwierigkeiten kommen.
Die auf Massenproduktion setzenden An-
gebote werden weiter und noch stärker
ihren Markt finden, solange es keine klare
Regulierung gibt. Die qualitativ besonders
hochwertigen Programme werden sich
behaupten, das Wachstum wird aber eher
überschaubar bleiben.
Wie unterstützen österreichische Unter-
nehmen Mitarbeiter beim MBA-Studium?
Altmann:
Da gibt es alle denkbaren
Mischmodelle. Im klassischen Fall zahlt
das Unternehmen einen erheblichen Teil
der Studiengebühren, der Mitarbeiter
bringt seine Zeit ein. Die allermeisten –
ich würde sagen 80 bis 90 Prozent – be-
kommen eine finanzielle Unterstützung.
Manche Unternehmen vereinbaren auch,
dass der Mitarbeiter die Studiengebüh-
ren zunächst selbst zahlt und erst nach
dem Abschluss einen Teil zurückbezahlt
oder eine Gehaltserhöhung bekommt. In
Österreich hat der Gesetzgeber die Mög-
lichkeit zur Rückzahlungsverpflichtung
von Weiterbildungskosten von Dienst-
nehmern, die danach das Unternehmen
verlassen wollen, stark eingeschränkt.
Daher setzen manche Unternehmen lie-
ber auf eine spätere Gehaltserhöhung.
Aber grundsätzlich sehen wir schon eine
Bereitschaft bei den Unternehmen, einen
Beitrag zu leisten.
Sie bieten auch Executive Education an,
also Weiterbildungsprogramme ohne
akademischen Abschluss. Welche
Entwicklungen sehen Sie auf diesem
speziellen Markt?
Altmann:
Bei den offenen Kursen glaube
ich eher an eine Stagnation, wo ich aber
Potenzial sehe, ist bei der firmeninternen
Weiterbildung. Da braucht man die Kom-
bination von guter Lehre, fundierter For-
schung, Beratungs-, Prozess- und Umset-
zungskompetenz. Das können die nicht-
akademischen Weiterbildungsinstitute
nur selten leisten. Den Universitäten fehlt
wiederum oft die Praxisorientierung und
die FHs können nur beschränkt auf For-
schung zurückgreifen. Da sehe ich daher
sehr gute Chancen für das MCI.
Innsbruck liegt ja nicht weit von der
deutschen Grenze entfernt. Gehören
deutsche Anbieter daher auch zu Ihren
Mitbewerbern?
Altmann:
Die sind für uns genauso rele­
vant wie unsere österreichischen Mit­
bewerber.
Interview: Bärbel Schwertfeger
R
„Wir wollen uns international auf einer Augenhöhe
mit den guten Schulen bewegen.“
Foto: MCI
Innsbruck.
Mitten in der Hauptstadt des Bundeslands Tirol liegt der MCI-Campus.
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