WIRTSCHAFT UND WEITERBILDUNG 5/2017 - page 52

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wirtschaft + weiterbildung
05_2017
Führungskräfte fit für die Arbeitswelt 4.0
macht. Ulli Gritzuhn und Alexandra Hein-
richs von Unilever Deutschland stellten
die Transformation bei dem Verbrauchs-
güterkonzern vor. Passend zum vorge-
stellten kollaborativen Ansatz beim Ver-
änderungsmanagement stellten Gritzuhn
und Heinrichs das Erlebte als Dialog vor
– wobei man sich die Diskussionen, die
es seinerzeit im Unternehmen gegeben
haben muss, lebhaft vorstellen konnte.
Ein Höhepunkt am ersten Kongresstag
war der Vortrag von Professor Heike
Bruch von der Universität St. Gallen: Sie
erklärte, wie Leadership und New Work
zusammenhängen, und warnte davor,
neue Arbeitsformen nur deswegen um-
zusetzen, weil sie gerade angesagt seien.
„Erst müssen Unternehmen ihre Kul-
tur- und Leadership-Hausaufgaben ma-
chen“, mahnte Bruch, „dann können sie
mobile Arbeitsformen einführen – und
zwar genau in dieser Reihenfolge.“ Für
die Transformation in die neue Arbeits-
welt definierte sie vier Schritte. „Erstens:
Verbinden Sie die digitale Transforma-
tion und die New-Work-Transformation,
zweitens: Machen Sie regelmäßig einen
Standortcheck. Drittens: Entwickeln Sie
eine Vision für die Arbeitswelt 4.0, und
viertens: Das Topmanagement muss
die Transformation aktiv als Vorbild vo­
rantreiben – denn New Work ist Einstel-
lungssache“, so Bruch.
Zum Abschluss des ersten Kongresstags
wurden mit den Gewinnern des St. Galler
Leadership Award 2017 Beispiele für eine
vorbildliche Leadership-Kultur präsen-
tiert. Als Finalisten traten Audi, Fraport
und Swisscom an. Als Sieger kürten die
Kongressteilnehmer Swisscom für ihr ein-
faches, kurzes und schnell zu bedienen-
des Bottom-up-Befragungstool, das eine
lebhafte Kulturdiskussion anstößt.
Lust auf den Wandel
Lebhaft ging es am zweiten Kongresstag
weiter, den Wolfgang Fassnacht von SAP
mit seiner mitreißenden Keynote eröff-
nete. „Es sind goldene Zeiten für Perso-
naler“, rief Fassnacht seinen HR-Kollegen
zu. „Wir haben so viele Möglichkeiten,
Einfluss zu nehmen!“
Ein spannendes Beispiel dafür lieferte
Ariane Reinhart von Continental: Sie
berichtete von einem Projekt zum stra-
tegischen Skill Management mit dem
Start-up HR Forecast. Dabei seien viele
„Hidden Pearls“, versteckte Talente,
zum Vorschein gekommen. „Big Data ist
kein Wundermittel“, schränkte Reinhart
zwar ein. „Aber es hilft Ihnen, Fragen zu
stellen, auf die Sie sonst nie gekommen
wären.“ Man könne so Ursachen für Pro-
bleme finden, bei denen man sonst ein-
fach keinen Lösungsansatz finde.
Eine ganz andere Story stellte Oliver
Burkhard, Vorstand Personal und Arbeits-
direktor bei Thyssenkrupp, vor: Er be-
richtete von der Mammutaufgabe, die die
Transformation bei dem Stahl-Giganten
bedeutet. Burkhard erweiterte den Digita-
lisierungsreigen um den Aspekt einer sich
verändernden Zusammenarbeit mit den
Sozialpartnern. Abwechslung zwischen
den Vorträgen der HR-Schwergewichte
boten am zweiten Tag die sogenannten
„Break-out-Sessions“: In jeweils fünf pa-
rallel zueinander verlaufenden Veranstal-
tungen konnten die Teilnehmer sich in
kleineren Gruppen austauschen, in denen
Die Digitalisierung praktikabel machen:
Dieses Ziel hatte sich die Deutsche Ge-
sellschaft für Personalführung (DGFP)
bei ihrem Kongress in Berlin auf die Fah-
nen geschrieben. Dort trafen sich am 23.
und 24. März rund 400 Personaler im
Kongresszentrum Westhafen. Statt eines
herkömmlichen Kongressprogramms
startete am Vormittag des ersten Tags
zunächst eine sogenannte „Innovation
Tour“: Mit dem Bus ging es kreuz und
quer durch Berlin, um in Acceleratoren
junge Start-up-Ideen kennenzulernen.
Auf dem Programm standen insgesamt
15 Ideenschmieden, unter anderem der
Axel-Springer-Accelerator „Plug & Play“,
der „Hub-Raum“ der Telekom und der
„Openspace“ der Commerzbank.
Nicht alles wird digital
Für die HR-Arbeit, die die Personaler in
den Ideenschmieden erleben konnten,
warb DGFP-Vize Gerhard Rübling auch
zu Beginn des Kongressprogramms am
Nachmittag: Er propagierte eine schnel-
lere, agilere, experimentierfreudigere
HR-Arbeit. „Man muss nicht alles bis
zum Ende durchdenken, dafür haben wir
keine Zeit“, so Rübling. „Wir brauchen
80-Prozent-Lösungen, müssen pilotieren,
ausprobieren.“ Rübling ergänzte aber,
dass künftig nicht alles digital und disrup-
tiv werde. Manche Arbeitsplätze würden
bestehen bleiben wie bisher.
Praktikable Antworten auf die Frage, wel-
che Rolle HR bei der Digitalisierung spie-
len kann, gaben im Laufe des Kongresses
hochkarätige Speaker: Milagros Caina
Carreiro-Andree von BMW stellte dar, wie
HR bei dem Autobauer Mitarbeiter und
DGFP-Kongress 2017:
Alte trifft auf neue Arbeitswelt
RÜCKBLICK.
Die Deutsche Gesellschaft für Personalführung (DGFP) wollte bei ihrem
diesjährigen Kongress die Digitalisierung praktikabel machen. Das ist dem Personaler-
verband gelungen – mit einer Mischung von Formaten und Inhalten aus alter und neuer
Arbeitswelt, getreu dem Motto: Neues ausprobieren ohne Altes über Bord zu werfen.
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