wirtschaft + weiterbildung
05_2017
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sich hier die Balken nicht so stark biegen
wie bei den Speakern). Das jüngste Bei-
spiel fand ich im österreichischen „HR-
Magazin“. Ein Personalentwickler pochte
dort darauf, dass der Stundenlohn eines
angestellten Personalentwicklers von den
Trainerstundensätzen nicht maßgeblich
überschritten werden dürfe. Das verband
er mit „fair bezahlen“. Früher als Perso-
nalentwickler wäre ich auf so eine irrige
Idee im Schlaf nicht gekommen. Heute
buchen wir bei „Experts4events“ Dut-
zende von Trainern pro Jahr für unsere
Kundenprojekte und keiner unserer Kun-
den würde je mit seinem Gehalt als Mess-
latte argumentieren.
Der BDVT schreibt in seiner Honorar-
empfehlung 2017, dass vier Faktorenklas-
sen für die Honorarhöhe verantwortlich
seien:
1.
Veränderungskompetenz und Anpas-
sung an neue Entwicklungen
2.
Länge der Berufserfahrung
3.
Nutzen, Aufwand und Selbstvertrauen
4.
Armutshonorare als „Sonderfall“.
Ich hätte diesen „Sonderfall“ nicht ein-
bezogen, denn wer in solchen Umfeldern
wie öffentliche Bildungsträger & Co. ar-
beitet, kann zu einer Honorarempfehlung
für den B-2-B-Markt keinen Beitrag leis-
ten. Aber die ersten drei Faktoren sind
real, höchstens ergänzt durch den Son-
derfall, dass die Ausnahme davon die
Regel ist. Was fehlt, ist der Faktor „Mar-
keting und Positionierung“ und seine
enorme Wirkung auf das Honorar.
Wenn wir mit unseren Kunden, die viele
Trainer einkaufen, über hohe Honorar
angebote diskutieren, kommen fast nur
drei Fragen zu einem Trainer auf:
1.
Ist der Trainer und seine Positionen so
spannend, dass es das höhere Honorar
rechtfertigt? Das sehen die Einkäufer
vor allem an der Website des Trainers,
einem von ihm geschriebenen Buch,
seinem Blog und dem Content, der be-
geistert oder nicht.
2.
Ist seine Produkt- und Methodenkom-
petenz so zeitgemäß, situationsflexibel
und gut, dass er nicht nur liefert, was
wir wollen, sondern was wir benötigen
und alle Beteiligten begeistert sind?
Das erkennen die Einkäufer an seiner
professionellen Themenvisualisierung
weit weg von einem zusammenhang-
losen Bauchladen.
3.
Ist er aktiv in seinem Thema? Tritt er
auf und für etwas ein? Ist er vielfach
auffindbar und hoch geschätzt? Was
sagen Teilnehmer, Kunden, Presse und
andere über ihn? Das erkennen Einkäu-
fer an glaubhaften Testimonials.
Ich kritisiere, dass Trainer zu wenig Ho-
norar verlangen, denn sie sind bei gerin-
gem Umsatz nicht bereit, ihre Marketing-
und Positionierungshausaufgaben zu ma-
chen. Die Schuld mangelnder Auslastung
oder fehlender Umsätze wird dann gern
dem Umfeld oder Dritten zugeschoben.
Und daher bin ich dafür, dass Trainer
mehr verlangen und verdienen sollten,
denn höhere Honorare motivieren dazu,
dass man seinen Job als Trainings-Unter-
nehmer richtig macht.
Denn eins ist und bleibt sicher: Das Trai-
nerhonorar ist fast immer einer der ge-
ringeren Kostenpositionen bei der Voll-
kostenrechnung professioneller Weiter-
bildungsprojekte und wird gern bezahlt,
wenn die drei „Ps“ stimmen (Erläuterung
am Anfang des Artikels).
Ich hoffe, dass einige Trainer mehr jetzt
ihre PPP-Hausaufgaben machen und dass
so auch die „Starter“ und „Professionals“,
denen zwischen 1.000 und 2.000 Euro Ta-
gessatz zugeschrieben wird, verdient in
die Honorarebenen über 2.000 Euro auf-
steigen. Eine alte Binsenweisheit in Ange-
botsmärkten sagt: Stell dich professionell
auf, damit du mehr verlangen kannst.
Dann bekommst du nicht mehr jeden
(niedrig bezahlten) Auftrag, aber du hast
Zeit, dich noch besser aufzustellen und
zu positionieren – bei weniger Trainings-
tagen, aber höheren Umsätzen.
Siegfried Haider
Bereich
Starter
Professionals
Senior-
Professionals
Training
ohne eigene Akquisition und
ohne eigene Konzeption
ab 850
ab 1.100
entfällt
Training
mit Standard-Inhalten oder
in großen Projektvolumen
ab 1.100
ab 1.300
ab 2.400
Training
mit speziell entwickelten
Inhalten
ab 1.400
ab 1.900
ab 3.000
Coaching
(Honorar je Stunde!)
ab 190
ab 250
ab 400
Beratung
ab 1.400
ab 1.900
ab 3.000
Konzeption, Vor- und
Nacharbeit
ab 1.400
ab 1.900
ab 3.000
Honorarempfehlung für Training, Beratung
und Coaching
BDVT.
Der BDVT hat seine „Honorarempfehlungen 2017“
veröffentlicht. Dabei unterscheidet er zwischen Startern
(Ausbildung noch nicht final abgeschlossen), Professionals (in
der Branche präsent mit Referenzen und einer eigenen Marke)
und Senior-Professionals (umfassende Lebens-, Trainings- und
Prozesserfahrung, Positionierung am Markt klar erkennbar).
Alle Angaben zu den Honoraren sind Tagessätze in Euro (bis auf die Coaching-Honorare). Im Tagessatz nicht ent-
halten sind folgende Zusatzkosten: Mehrwertsteuer, Spesen, Anreise am Vortag, Anreisekosten und Anreisezei-
ten, Raumkosten, Verpflegung, Kosten für Dokumentation. Quelle: