WIRTSCHAFT UND WEITERBILDUNG 5/2017 - page 50

training und coaching
50
wirtschaft + weiterbildung
05_2017
Trendthema von den Experten einschät-
zen zu lassen, wurde darum gebeten, den
folgenden Halbsatz zu komplettieren:
„Video-Konferenzlösungen und Virtual
Classrooms werden ...“. Insgesamt 66 Be-
fragte haben diesen Satz ergänzt. Dabei
überwiegen die positiven Zukunftsaussa-
gen sehr deutlich mit 89 Prozent („Video-
Konferenzlösungen und Virtual Class-
rooms sind als integraler Bestandteil der
betrieblichen Bildung nicht mehr wegzu-
denken“). Immer wieder wird in diesem
Zusammenhang der Begriff „Standard“
benutzt („... werden zur Standard-Lern-
technologie werden“).
Einige Delphi-Teilnehmer sehen beim
Einsatz der verfügbaren Virtual-Class-
rooms-Tools noch didaktischen Verbes-
serungsbedarf. Häufig werden finanzielle
Argumente zur Begründung für die große
Bedeutung von Video-Konferenzlösungen
als Lerntools angeführt („... unverzicht-
bar durch Druck zur Reisekostenreduk-
tion“). Die wenigen negativen Argumente
(insgesamt sieben) gehen entweder von
einer Verdrängung durch kostenlose Kon-
ferenzangebote aus („... werden durch
Skype ersetzt“) oder sagen Konferenzlö-
sungen generell eine abnehmende Bedeu-
tung voraus, ohne die Gründe zu nennen.
Folgt man jedoch den sehr positiven Ex-
perteneinschätzungen, so werden Virtual
Classrooms zu prägenden Komponenten
künftiger Lernsettings und die Präsenzan-
teile immer weiter verdrängen.
Trend 3:
OER und Moocs
Der Einsatz und der Nutzen von Open
Educational Resources (OERs) wurde
ebenso wie das Thema Massive Open
Online Courses (Moocs) bisher vor allem
im Kontext der Digitalisierung der Hoch-
schullehre diskutiert. Mittlerweile haben
diese Themen aber auch im Corporate
Learning eine zunehmende Bedeutung
erlangt. Auch hierzu wurde den Delphi-
Teilnehmern ein Halbsatz vorgelegt, den
sie komplettieren konnten: „Offene, frei
verfügbare Lernangebote könnten …“.
Insgesamt 64 Experten haben eine Er-
gänzung formuliert, von denen 49 (also
knapp 77 Prozent) eine positive Prog-
nose formulieren („Bildung für alle wird
ermöglicht“). Teilweise werden die po-
sitiven Erwartungen an Bedingungen
geknüpft, insbesondere die Förderung
durch staatliche und/oder wirtschaftliche
Akteure. Dass offene Lernangebote im
Wettbewerb mit kommerziellem Content
vor allem über die Qualität (und geeig-
nete Geschäftsmodelle) zum Durchbruch
gelangen, wird von mehreren Befragten
explizit angesprochen, ohne hier eine fer-
tige Antwort parat zu haben. Die Frage,
ob OERs und Moocs den Verlagen und
kommerziellen Bildungsanbietern Kon-
kurrenz machen, wird sehr unterschied-
lich beantwortet.
Die insgesamt 15 Delphi-Teilnehmer,
deren Prognose negativ ausfällt, nennen
unterschiedliche Gründe für ihre Bewer-
tung. Das Qualitätsargument findet sich
hier ebenso wie die Transparenz des
Angebots an offenen Lerninhalten („zu
wenig Qualitätskontrolle möglich“). Trotz
einer gewissen Skepsis hinsichtlich ge-
schäftlicher Aspekte überwiegen, auch
im Bereich der Corporate Education, ganz
eindeutig die positiven Bewertungen der
frei verfügbaren digitalen Bildungsres-
sourcen – doch wie erfolgreich diese sein
werden, ist auch eine Frage der Qualität
und der Geschäftsmodelle.
Trend 4:
Lernmanagementsysteme
Abschließend wurden die Delphi-Teil-
nehmer zu einem Thema befragt, das
– anders als die drei anderen – nicht als
Innovation gelten kann und vor allem
im Corporate Learning schon seit vie-
len Jahren eine zentrale Rolle spielt. Die
MMB-Learning-Delphi-Redaktion wollte
wissen, welche künftige Bedeutung die
Experten dem „alten“ Thema Lernmana-
gement-System (LMS) beimessen. Der zu
komplettierende Satz begann sehr knapp
mit den Worten „Lernmanagementsys-
teme werden …“.
Auch zu diesem Thema haben wieder
64 Teilnehmer eine Prognose abgegeben.
Davon sind 81 Prozent in der Tendenz po-
sitiv, elf negativ und einer unentschieden.
Die positiven Aussagen lassen sich drei
Gruppen zuordnen. Die erste äußert sich
bedingungslos positiv, die zweite (fast
genauso große Gruppe) formuliert kon-
krete Voraussetzungen, die ihr positives
Urteil begründen („LMS sollten künftig
mehr bieten zu den Themen Lernstands-
kontrolle sowie Social Media und Lear-
ning Data“). Die dritte Gruppe schließlich
stellt Bedingungen zum Beispiel an die
R
Die Bedeutung diverser Lernformen
Delphi 2017.
„Werden die folgenden Lernformen in den kommen-
den drei Jahren eine zentrale Bedeutung für das betriebliche Lernen
haben?“. Ja-Antworten in Prozent; Anzahl der Delphi-Teilnehmer: 74.
Quelle: www.mmb-institut.de
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