titelthema
16
wirtschaft + weiterbildung
05_2017
SYSTEMISCHE
PRINZIPIEN ...
nach Torsten Groth:
SYSTEMISCH HANDELN.
Ein erfahrener systemischer Berater
aus der Schule von Fritz B. Simon hat eine kompakte
Anleitung zum systemischen Denken und Handeln
veröffentlicht. Er zeigt auf, was es heißt, „in Systemen zu
denken“ und wie man mit systemischen Interventions-
prinzipien Veränderungen initiieren kann.
66 systemische
Gebote
Foto: Male / mauritius-images.com
R
Als ein Jahr nach Beginn der großen Finanzkrise der
BWL-Professor Hermann Simon, Unternehmensberater
und Erfinder der Begriffe „Servicewüste“ und „Hidden
Champions“, ein Buch mit dem Titel „33 Sofortmaß-
nahmen gegen die Krise“ veröffentlichte, rümpften
Deutschlands Systemiker die Nase. Solche Ratgeber
waren schlicht unsystemisch. Ihnen wurde unterstellt,
die Wirklichkeit viel zu stark zu vereinfachen und zu
verzerren. Handlungsorientierung bringen nach syste-
mischem Selbstverständnis weder pauschale Regeln
noch Erfolgsrezepte von Gurus.
Mit der gleichen Entschiedenheit lehnen Systemiker
auch „Gebote“ ab. Nach biblischem Zeugnis hat Moses
von Gott zehn Gebote empfangen. Eines davon lautet
„Du sollst nicht töten“. Es stellte sich im Laufe der Kir-
chengeschichte jedoch heraus, dass die Wirklichkeit viel
komplexer und widersprüchlicher ist, als dass sie sich
mit einfachen Geboten regeln lasse. Deshalb machte es
Sinn, zum Beispiel beim Gebot „Du sollst nicht töten“
Ausnahmen zu formulieren (Stichwort „Tyrannen-
mord“ oder „Notwehr“). Die systemische Abneigung
gegen Ratschläge und Gebote wird vor diesem Hinter-
