training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
03_2017
oder in der Personalentwicklung im inter-
nationalen Umfeld. Der Unterricht findet
wahlweise am Abend oder Wochenende
statt.
Im dritten und vierten Semester müssen
die Teilnehmer in Gruppen ein Praxispro-
jekt bearbeiten. Während beim ersten
Projekt Themen vorgeben sind, müssen
sie sich beim zweiten Projekt selbst ein
Thema und ein Unternehmen suchen.
Sie selbst hat dabei mit ihrem Team zu-
sammen mit HR ein interkulturelles Trai-
ning für ein Architekturbüro entwickelt,
durchgeführt und ausgewertet, erzählt
Gostrer. Die Resonanz bei den Unterneh-
men sei unterschiedlich. „Den meisten ist
erst einmal nicht klar, dass es sich hier
nicht um normale Studenten, sondern
berufserfahrene Teilnehmer handelt“, be-
obachtet sie. „Aber am Ende sind dann
immer alle glücklich.“
Zu den etablierten Masterstudiengängen
gehört auch der bereits seit 2005 angebo-
tene Master „Mehrdimensionale Organi-
sationsberatung. Supervision, Coaching
und Organisationsentwicklung“ an der
Universität Kassel, der seit diesem Jahr
„Master in Coaching, Organisationsbe-
ratung und Supervision“ heißt. Es gebe
kein Problem, den Studiengang vollzube-
kommen, sagt Professorin Heidi Möller,
die ab Herbst die akademische Leitung
übernimmt. Das Erfolgsmodell sieht die
Psychologin vor allem in der extrem hete-
rogenen Gruppe. Dazu gehören Betriebs-
wirte, Ärzte oder Architekten ebenso wie
Personalentwickler, Lehrer, Mitarbeiter in
sozialen Organisationen und im Gesund-
heitsbereich. Im Studium baue sich die
Komplexität von der Einzelberatung über
das Coaching von Teams bis zur Organi-
sationssoziologie auf, wo es dann auch
um neue Arbeitsformen geht. Besonders
seien das Teamteaching mit zwei Do-
zenten und die intensive Gruppenarbeit,
weshalb man auch nicht mehr als 24 Stu-
denten aufnehme.
„Der Studiengang basiert auf einem sys-
temisch psychoanalytischen Zugang mit
vielen reflexiven Elementen“, so Profes-
sorin Möller. „Es geht auch darum, die
Person des Beraters zu entwickeln.“ Das
Studium dauert drei Jahre und umfasst
72 Präsenztage in 25 Unterrichtsblöcken
und kostet 16.200 Euro. Angesiedelt ist
der Master bei „Unikims“, der Manage-
ment School der Universität Kassel, deren
Angebote jährlich über 800 Nachwuchs-
und Führungskräfte nutzen. Insgesamt
gibt es dort neun berufsbegleitende Mas-
tersttudiengänge, darunter zwei MBA-
Programme.
Die Altersgruppe liegt zwischen 26 und
66 Jahren. Zulassungsvoraussetzungen
sind neben einem ersten Studienab-
schluss mindestens drei Jahre Berufser-
fahrung, die Teilnahme an Supervisions-
prozessen oder anderen Formen arbeits-
weltlicher Beratung von 30 Stunden und
Kenntnisse und/oder Erfahrungen aus
mindestens einem von verschiedenen
Bereichen wie etwa Gruppenleitung,
Projektmanagement oder Führungs- und
Selbsterfahrung. Dazu kommt die Teil-
nahme an Fort- und Weiterbildungen im
Umfang von 300 Stunden. Die Ziele der
Teilnehmer sind unterschiedlich. Manche
nutzen das Studium, um sich selbststän-
dig zu machen, andere für die Karriere
bei ihrem Arbeitgeber.
Kempten: Master mit Super-
visionsausbildung gekoppelt
Reger Nachfrage erfreut sich auch der
Master in Supervision, Organisations-
beratung & Coaching (Studiengebühren
12.780 Euro) an der Hochschule Kemp-
ten, bei dem maximal 20 Teilnehmer
aufgenommen werden. Bisher sei das
Programm immer ausgebucht gewesen,
sagt Professor Dejardins. Zielgruppe sind
Personen mit dem Berufswunsch der
prozessorientierten Beratung oder Fach-
und Führungskraft, die beratend und als
Coach tätig sind. Die meisten Teilnehmer
kommen aus dem sozialen Bereich, rund
die Hälfte aus dem rund 130 Kilometer
entfernten München. Der Clou sei die
Kombination des Masterstudiums mit der
von der Deutschen Gesellschaft für Su-
pervision anerkannten Supervisionsaus-
bildung, so der Direktor der Professional
School of Business & Technology, wo der
Studiengang angesiedelt ist.
Im nächsten Jahr soll es in Kempten
gleich drei neue Masterstudiengänge
geben. „Wir orientieren uns an den Be-
darfen und den Lücken und schauen, was
wir noch anbieten können“, erklärt Pro-
fessor Desjardins. Generell sei man vor
allem regional aufgestellt und im Umkreis
von hundert Kilometern die zentrale An-
laufstelle für Unternehmen. Geplant ist
ein Master Wirtschaftsingenieurwesen für
Betriebswirte mit dem Abschluss „Master
of Engineering“. „Das ist quasi die Idee
des MBA-Studiums, nur anders herum“,
erklärt der Professor. Während das MBA-
Studium Ingenieuren betriebswirtschaft-
liches Wissen vermittele, gebe es in den
Unternehmen aus dem technologischen
Umfeld auch viele Mitarbeiter mit be-
triebswirtschaftlichem Studium, die sich
technologisch weiterbilden müssten –
etwa im Einkauf.
So bietet die Hochschule bereits seit vie-
len Jahren einen Zertifikatskurs „Tech-
nik für Betriebswirte“ an, der stets aus-
gebucht sei. „Da haben wir bereits rund
200 Absolventen, die sich das Zertifikat
auf das Studium anrechnen lassen kön-
nen“, sagt Professor Desjardins. Der neue
Masterstudiengang soll rund 13.000 Euro
kosten, fünf Semester dauern und wird
modular in zwei- bis dreitägigen Blöcken
am Wochenende sowie einer Blockwoche
pro Semester angeboten. Das Modell
habe sich bewährt. „Wir haben zwar die
Erfahrung gemacht, dass Blockwochen
didaktisch viel besser sind, aber das lässt
sich eben nur begrenzt umsetzen“, so der
Professor. Doch eine Blockwoche im Se-
mester funktioniere gut.
Ein ähnliches Konzept will man zu-
sammen mit der Schweizer Hochschule
Buchs am Bodensee im Bereich Ener-
gietechnik starten. Hier gebe es bereits
einen konsekutiven Master in Kempten.
Der neue Weiterbildungsmaster solle
Mitarbeitern an der Schnittstelle einen
Überblick über Energietechnik vermit-
teln. Zielgruppe seien zum Beispiel
Energiebeauftragte in Unternehmen. Das
Studium (Studiengebühren rund 18.000
Euro) soll je zur Hälfte in Kempten und in
Buchs stattfinden.
Der dritte geplante Master ist ein Master
in Wirtschaftspsychologie, der sich pri-
mär an die Zielgruppe Personaler und Be-
triebswirte richtet. Hier sehe man durch-
aus einen Bedarf. „Wir haben seit einigen
Jahren einen MBA mit HR-Schwerpunkt,
aber der ist nie so recht ins Laufen ge-
kommen“, sagt Professor Desjardins.
Mit dem Master in Wirtschaftspsycho-
logie wolle man daher etwas anbieten,
was den Bedürfnissen der Personaler
R
Foto: GGS