wirtschaft und weiterbildung 3/2017 - page 29

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wirtschaft + weiterbildung
03_2017
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Greifbar.
Spieleri-
sche Lernformate
– hier ein Workshop
mit programmier-
baren Roboter-
bällen – können
die Mitarbeiter an
die Digitalisierung
heranführen.
möglichen Züge viel schneller als jeder
Mensch und die Whatsapp-Nachricht der
Tochter aus Australien ist binnen Sekun-
den im deutschen Wohnzimmer.
Skalierbarkeit:
Die für Speicherplatz, Re-
chenkraft und Datenübertragung anfal-
lenden Kosten steigen nicht linear mit der
Datenmenge und deren Berechnung. Die
Kosten erhöhen sich oft nur geringfügig.
Ein Beispiel: Während es kaum einen
Unterschied macht, ob eine Whatsapp-
Nachricht an einen oder 1.000 Empfänger
geschickt wird, steigen Kosten und Mehr-
aufwand beim postalischen Versand bei-
nahe um den Faktor 1.000.
Granularisierung:
Die digitale Vermessung
von Menschen, Dingen und Prozessen
wird immer detaillierter. Wie unter dem
Mikroskop, das ständig seine Auflösung
erhöht, wird die Beschreibung (vermeint-
lich) immer präziser: Früher waren Kun-
den anonym, heute wird die Historie aller
Bestellungen, Suchanfragen und Bewer-
tungen gespeichert und verwendet.
Verfügbarkeit:
Es bieten sich mehr Mög-
lichkeiten des orts- und zeitunabhängi-
gen Zugriffs auf Informationen. Über die
passenden Geräte können Nutzer zu jeder
Zeit auf viele Angebote zugreifen. Mu-
sikhörer müssen keine Musik-CD mehr
besitzen, solange der Zugang über Spo-
tify, Youtube und Co. gewährleistet ist.
Vernetzung:
Angebote stehen nicht mehr
isoliert nebeneinander. Vielmehr gibt es
heute Kombinationen von Produkten und
Dienstleistungen verschiedener Anbieter,
die gemeinsam den Mehrwert ausma-
chen. Der Erfolg des Smartphones wäre
ohne Appstores und Apps von Drittanbie-
tern nicht möglich gewesen.
Diese sechs Muster beschreiben die Aus-
wirkungen der Vernetzung von Compu-
tern, die heute in vielen Lebensbereichen
sichtbar werden. Deshalb lohnt ein Kom-
petenzbegriff, der über die technische
Sphäre hinausgeht.
Mit Computern rechnen
Digitalkompetenz ist eine Spezialform
der Kompetenz. Aber was ist eigentlich
Kompetenz? Joachim Sauter und John
Erpenbeck unterbreiten in ihrem Buch
„Stoppt die Kompetenzkatastrophe“
einen Vorschlag (mehr dazu lesen Sie
in Ausgabe 04/16 der „Wirtschaft und
Weiterbildung“): Kompetenz ist für sie
die „menschliche Fähigkeit, in offenen
Situationen selbstorganisiert und kreativ
zu handeln“. In der Übertragung auf die
vernetzte Welt ist Digitalkompetenz also
die Fähigkeit, in offenen Situationen, die
durch vernetzte Computer beeinflusst
werden können, selbstorganisiert und
kreativ zu handeln. So rücken „digitale“
Situationen in den Blick, die heute für
fast jeden relevant sind. Auf den Punkt
gebracht: Digitalkompetenz beschreibt
die Fähigkeit, mit Computern rechnen zu
können.
So wie es sich lohnt, jederzeit mit gutem
oder schlechtem Wetter zu „rechnen“,
lohnt es sich auch, mit der Einwirkung
von Computern zu „rechnen“: Die Mög-
lichkeit einer Einwirkung ist vorhanden
und ob dies geschieht, ist vorher nicht
immer klar. Das „Rechnen“ steht dabei
stets auch für das Unerwartete. Ein Bei-
spiel: Welcher Steuerhinterzieher hat
schon damit gerechnet, dass seine Steu-
erdaten auf CDs so einfach verfügbar
sind? Man sollte von den digitalen Mög-
lichkeiten nicht überrascht sein, also, mit
Computern rechnen. Und man sollte trotz
dieses überraschenden Moments nicht
auf entschlossenes Handeln verzichten.
Gleichzeitig geht es bei Digitalkompetenz
im besonderen Maße um den Umgang
mit sich selbst und anderen Menschen.
So manche Fernbeziehung hat dank
„Skype“ die Distanz überstanden. Man
sollte von den digitalen Möglichkeiten
nicht überrascht sein, ergo, mit Compu-
tern rechnen.
Im Berufsalltag begegnet die Digitalisie-
rung den meisten Mitarbeitern in drei
wesentlichen Kontexten: Erstens, wenn
sie direkt mit Computern interagieren,
zweitens, wenn sich die Kommunikation
innerhalb der Organisation durch Compu-
ter verändert, und drittens, wenn sich in
Märkten die Kommunikation mit Kunden
und externen Partnern durch Computer
verändert.
Digitale Technologie
Der direkte Umgang mit dem Computer
beschreibt den ersten Kontext der Digi-
talkompetenz. Es geht dabei sowohl um
die Technologie selbst als auch um die
Konsequenzen ihrer Nutzung: Darf ich
beispielsweise eine bestimmte Datei öf-
fentlich zum Download anbieten? Welche
Folgen hat mein Handeln für die Sicher-
heit meiner Daten? Besonders konkret ist
diese Kompetenzdimension im Europass
der EU beschrieben. Daraus lässt sich an-
hand der individuellen Gestaltungsfähig-
keit eine Kategorisierung für das betrieb-
liche Umfeld ableiten:
Auf der ersten Stufe der Digitalkompetenz
steht dabei, wer Anwendungen bedienen
kann. Das beinhaltet den sicheren Um-
Foto: Skill Hero
Bezugspunkte der
Digitalkompetenz
Kontexte.
Digitalkompetenz hat in der
Arbeitswelt drei Anwendungsfelder:
den Umgang mit Technologie, die
Gestaltung von Organisationen sowie ihre
Marktorientierung.
Quelle: Skill Hero
Technologie
Organisation
Märkte
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