training und coaching
48
wirtschaft + weiterbildung
03_2017
R
zu untersuchen. Die Datenbasis dafür ist
vorhanden. Ein Beispiel ist die kürzlich
veröffentlichte Studie von Simpleshow zu
Erklärvideos, aus der sich ableiten lässt,
welche Formate die größte Wirkung er-
zielen und auch bei den Nutzern am bes-
ten ankommen (mehr dazu lesen Sie in
„Wirtschaft + Weiterbildung“ Ausgabe
01/2017, Seite 9).
Digitaler Content: einige Ideen
Studien wie diese geben Aufschluss darü-
ber, wie sich attraktiver digitaler Content
gestalten lässt. Im Folgenden habe ich ei-
nige Anregungen zusammengestellt:
• den Blick über den Tellerrand wagen –
zum Beispiel zum „Content Marketing“
• authentische, vom Nutzer qua Exper-
ten produzierte Videos einsetzen
• Trainingsinhalte über QR-Codes auf
Produkten anbieten
• Content-Bibliotheken nach Lerntyp und
Lernverhalten filtern
• Wissensinhalte in Blogs/Wikis abbil-
den, Übungs-/Trainingsphasen in stark
interaktive WBTs verlagern, unterstützt
etwa durch Storytelling, Challenges, Si-
mulationen, Virtual-/Augmented-Rea-
lity-Umgebungen, narrative Strukturen
• Ideen aus mobilen Spielszenarien wie
Ingress und Pokémon-Go adaptieren
(wenn möglich)
• Sprachassistenten (Siri, Google Now,
Cortina) für Lernanwendungen nutzen
• Den „Ambient Coach“ einführen, der
via Sprachausgabe von mobilen Gerä-
ten aus situativ unterstützt.
Digitale Geschäftsmodelle
Wie können künftige Geschäftsmodelle
für die digitale Weiterbildung aussehen?
Etwa so: Ein großer Bildungsanbieter be-
treibt in Zukunft eine One-Stop-Plattform
für alle seine Bildungsprodukte mit teil
autonomen kundenspezifischen Berei-
chen. Kleinere Anbieter platzieren ihre
Produkte auf einer „Händler“-Plattform
und konkurrieren dort direkt miteinan-
der. Interne und externe Bildungsanbie-
Persönliche Lernerfahrungen
„Da ich gerne spiele, nutze ich ab und an Spiele, die auf mei-
nem Smartphone oder Tablet verfügbar sind, zum Beispiel
‚Go‘ oder ‚Patience‘. BWL-Grundkenntnisse habe ich mir vor
circa 30 Jahren in einem Intensivseminar (Präsenz) ange-
eignet, dessen zentraler Baustein ein computergestütztes
Unternehmensplanspiel war. Multi-User-Spiele und generell
gut gemachte Computerspiele faszinieren mich heute noch.
In den vergangenen fünf Jahren habe ich neben den Spie-
len zunehmend Youtube-Videos genutzt, um bekannte The-
men zu vertiefen und mir neue anzueignen. Die Inhalte kön-
nen sowohl theoretischer (Politik, Unternehmensführung,
Technik) als auch praktischer Natur (Tanzsport, Musik)
sein. Erklärvideos fand ich zunächst reizvoll – inzwischen
ermüden sie mich aber und ich mache einen Bogen darum:
Aufgrund der sehr ähnlichen Machart kann ich die Inhalte
schlecht unterscheiden.
Vorhandenes Wissen auffrischen oder das Dazulernen
kleinerer Gebiete geschieht bei mir abgesehen von Gesprä-
chen mit Leuten, die sich auskennen, primär über Lektüre,
egal ob als Buch oder digital. Digitale Informationsquellen
erschließe ich mir wie die Mehrheit über das Internet.
Als ich mir vor einigen Jahren ein relativ großes Fachge-
biet ganz neu angeeignet habe, geschah das über einen
umfangreichen Fernlehrgang, verknüpft mit computerge-
stütztem Drill-and-Practice zur Prüfungsvorbereitung, Pra-
xistraining und Austausch mit Praktikern. Diese Kombina-
tion habe ich als ideal empfunden und würde es wieder so
Lernbiografie.
Mit Anfang 50 gehöre sie zwar noch zu einer Generation, die nicht mit dem Handy
am Ohr aufgewachsen ist, schreibt unsere Autorin. Dennoch kann sie von zahlreichen individuellen
Lernerfahrungen mit dem Smartphone und anderen digitalen Medien berichten.
machen. Den Austausch finde ich wichtig – ohne ihn ist die
Abbruchgefahr meiner Erfahrung nach größer. Bei Präsenz-
veranstaltungen überlege ich immer genauer, ob die Zeit in
einem vernünftigen Verhältnis zum Ergebnis steht.
Die zentralen Bausteine meiner Lernbiografie in puncto
digitales Lernen sind also: Spielerische Elemente, zeit- und
ortsunabhängige Drill-and-Practice-Angebote, soziale Inter-
aktion, hoch-interaktive Medien, Filme zum Beobachten/
Nachmachen und auch nur zum Genießen, wenn Experten
ihre Kompetenz demonstrieren, und kurzfristig verfügbare
hochwertige Informationen. Ich bin versucht zu sagen, pri-
mär gelte das nur beim Dazu-Lernen, also auf der Basis
eines ausgeprägten Vorwissens, einer Vorbildung. Aber
das stimmt nicht – jedenfalls nicht bei mir: Auch beim Neu
lernen gelten diese Regeln für mich.“
Beate Bruns
Foto: Time 4 You
Messe.
Die
Autorin bei
ihrem Vor-
trag auf der
Learntec
im Januar.