wirtschaft und weiterbildung 3/2017 - page 55

wirtschaft + weiterbildung
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fehlten, der greife zum Handy und gehe
ins Internet. Wer irgendwo warten müsse,
nutze oft die Zeit, um etwas zu lernen –
frei nach dem Motto: Ich lerne, was ich
will, wann ich will und so lange, wie ich
will. Diese Art des mobilen Lernens habe
„kognitive Konsequenzen“. Wir hörten
auf, uns Dinge zu merken oder gar be-
wusst auswendig zu lernen. Ein Lerner
muss laut Masie nicht mehr gut darin
sein, Wissen auswendig zu lernen, aber
er muss im Internet navigieren können.
Viele Prüfungen seien immer noch Tests,
für die man auswendig lernen müsse. Ab
sofort sollten Tests nur noch feststellen
wollen, ob ein Prüfling tatsächlich etwas
kann.
Masie konnte es sich nicht verkneifen,
darauf hinzuweisen, dass er dabei gewe-
sen sei, als der Begriff „E-Learning“ er-
funden wurde. „Das war in einem Kon-
ferenzraum bei IBM“, berichtete er. Das
„E-“ habe damals für „elektronisch“ ge-
standen. Heute sei es die Pflicht aller Wei-
terbildungsprofessionals, den Berufstäti-
gen mit Nachdruck klarzumachen, dass
das „E“ beim „E-Learning“ für Folgendes
stehe:
• everyone
• everywhere
• everytime
• envolving
• effektive
• efficient
• engaging
• entertaining
• easy
• express.
„Das Interessante am E-Learning ist
schon lange nicht mehr, dass es elektro-
nisch (also online) stattfindet, sondern
das man überall lernen kann – zum Bei-
spiel immer dann, wenn man gerade neu-
gierig ist“, fasste Masie seine Botschaft
zusammen.
Als Zugabe für seine deutschen Freunde
(Masies Vater war gebürtiger Hambur-
ger) gab es noch einen Aktientipp. Das
E-Learning-Urgestein zeigte sich von der
amerikanischen „Nvidia Corporation“ in
Santa Clara, Kalifornien, sehr angetan.
Das Unternehmen gilt unter Computer-
experten als der größte Entwickler von
Grafikprozessoren und Chipsätzen für
leistungsfähige Personalcomputer und
Spielekonsolen. Nvidia entwickelt laut
Masie gerade einen Hochleistungschip,
der Smartphones, die 4K-Videos produ-
zieren, antreiben wird.
Gudrun Porath
Learntec musste erstmals Ausstellern absagen
Mit 7.500 Fachbesuchern und Kongressteilnehmern (plus
3,5 Prozent im Vergleich zu 2016) wurden die hochgesteck-
ten Erwartungen des Veranstalters erfüllt. Jeder dritte
Besucher verbrachte mindestens zwei Tage auf der Messe.
63 Prozent der Besucher waren erstmals auf der Veranstal-
tung. Knapp die Hälfte kam auf Empfehlung von Kollegen
oder Geschäftspartnern.
In diesem Jahr präsentierten sich 257 Aussteller (plus zehn
Prozent gegenüber dem Vorjahr). Erstmal musste die Mes-
segesellschaft nach eigenen Angaben Aussteller abweisen,
die auf die Learntec 2017 wollten, weil sie keine Standflä-
chen mehr anbieten konnte. Im nächsten Jahr wird deshalb
die Messe in zwei statt einer Messehallen stattfinden. Es
zeige sich bereits jetzt, dass nicht nur neue E-Learning-
Anbieter nach Karlsruhe drängten, viele Stammkunden der
Learntec buchten außerdem immer größere Standflächen.
Die nächste Learntec findet vom 30. Januar bis 1. Februar
2018 in Karlsruhe statt.
Auf der Messe zeigte sich, dass sich der E-Learning-Markt
in Deutschland auf zwei unterschiedliche Arten entwickelt.
Immer mehr Nachfrage kommt von den „Nachzüglern“, die
jetzt merken, dass es Sinn macht, Präsenztrainings mit
E-Learning anzureichern. Wie man als Mittelständler mit
vertretbaren Mitteln „Blended Learning“ einführen könne,
Rückblick.
Die 25. Ausgabe der Learntec-Messe mit angeschlosse-
nem Kongress, die vom 24. bis 26. Januar in Karlsruhe stattfand,
unterstrich ihre Spitzenposition beim Thema „digitales Lernen“.
Jubiläum.
Die
Learntec erin-
nerte mit einer
sehr schnell
schmelzenden
Eisskulptur an
ihren Geburtstag.
war deshalb eines der Schwerpunktthemen auf den Gängen
der Messe. Auf der anderen Seite wurden auf der Learntec
aber auch immer mehr gut informierte E-Learning-Projekt-
leiter aus der Industrie gesichtet, die sich für die neuesten
Social-Media-Anwendungen und deren Integration in Lern-
plattformen interessierten. Großes Interesse verzeichne-
ten zum Beispiel jene Aussteller, die Unternehmen dabei
unterstützen können, attraktive Lehrvideos selbst zu pro-
duzieren. Ein anderes Profithema lautete: Wie gestalte ich
firmeninterne Coaching-Prozesse, sodass ich sie auch auf
einer Talentmanagement-Plattform abbilden kann?
Foto: Porath
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