wirtschaft und weiterbildung 3/2017 - page 50

messen und kongresse
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wirtschaft + weiterbildung
03_2017
Rover kaufen könnte und die Firma ma-
nage, während ich damit durch Südame-
rika fahre.
Du wolltest einfach wissen, ob das geht?
Dittrich:
Ja, genau. Und mich hat auch
das Thema „Zukunft der Arbeit“ total
interessiert. Ich wollte herausfinden,
was mit mobilem Arbeiten möglich ist.
Wir haben damals eine Videodokumen-
tation gedreht über Leute, die arbeiten
re-definieren. Wir sind durch Coworking
Spaces getingelt und haben Leute inter-
viewt. Da war auch so ein gewisser rebel-
lischer Faktor drin. Ganz nach dem Motto
„Fuck you, Berufsberater!“ Der hatte mir
mit 14 erzählt, man müsse einen linearen
Lebenslauf ohne Lücken haben und un-
bedingt darauf achten, wo man arbeitet,
damit der zukünftige Arbeitgeber sieht,
dass man eine einstellbare Person ist.
Und Dein Ansatz stellt quasi die Zukunft
der Arbeitswelt dar?
Dittrich:
Mobiles Arbeiten wird immer
mehr kommen. Die Idee, dass man die
Welt kennenlernen will, ist ja nichts
Neues. Das ist im Menschen von Natur
aus vorhanden. Man muss auch von
etwas leben, aber das kann man ja heute
Fabian, Du hast mit „Helpando.it“ in
Berlin ein sehr ungewöhnliches Start-up
gegründet. Alle Mitarbeiter einschließlich
Dir arbeiten ohne festen Firmensitz. Wie
kam es dazu?
Fabian Dittrich:
Das fing an, als ich für
das IT-Unternehmen „Zendesk“ gear-
beitet habe. Es hat seinen Sitz in San
Francisco und London und betreibt eine
gleichnamige cloudbasierte Kundensup-
port-Plattform. Da musste ich fünf Tage
die Woche im Büro sitzen und habe be-
stimmt 80 bis 100 Stunden pro Woche
gearbeitet. Das hat mir Spaß gemacht,
aber ich hatte leider gar kein Leben au-
ßerhalb der Arbeit. Ich wollte auch an-
dere Dinge tun. Früher hätte ich meinen
Job gekündigt, wäre reisen gegangen und
hätte mir anschließend eine neue Arbeit
gesucht. Da ich damals meinen Job nicht
verlieren wollte, brauchte ich eine Alter-
nativlösung. Sie sah für mich so aus, dass
ich drei Tage die Woche arbeiten wollte –
natürlich bei gleichem Gehalt. Mein Chef
meinte: „No way!“.
Er machte einen anderen Vorschlag. Ich
sollte meine eigene Firma gründen und
Zendesk würde mir am Anfang ein paar
Kunden zuschustern, damit der Stein ins
Rollen käme. Plötzlich war ich ein Start-
up-Gründer und wieder in Berlin. Es hat
super funktioniert und nach einem hal-
ben Jahr hatte ich den ersten Mitarbei-
ter. Ich saß in einem Büro und es war
plötzlich alles so vorhersehbar. Ich würde
bald noch mehr Leute einstellen und in
ein größeres Büro ziehen. Das hörte sich
überhaupt nicht interessant für mich an.
Dann hat sich über einen Facebook-Chat
die Idee ergeben, dass ich mir einen Land
Digitale Nomaden kommen
nach Hamburg
PERSONAL NORD 2017.
Die Messe „Personal Nord 2017“
Hamburg wird sich ausgiebig um „digitale Nomaden“ drehen. Einer von ihnen heißt Fabian
Dittrich und wird am 25. April einen Keynote-Vortrag halten: „Work is not a place
anymore“. Worum es dabei geht, erklärt er vorab in diesem Interview mit Stefanie
Hornung, die ihn trendkonform duzen durfte.
Fotos: Helpando.it
Fabian Dittrich.
„Niemand antwortet schneller“, verspricht seine Firma,
die IT-Dienstleistungen zum Thema „Kundendienst in der Cloud“ anbietet.
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