wirtschaft und weiterbildung 3/2017 - page 54

messen und kongresse
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wirtschaft + weiterbildung
03_2017
der E-Learning-Guru allerdings auch
keine befriedigende Antwort zur Hand.
Im persönlichen Gespräch wies er darauf
hin, dass es wichtig sei, immer die Serio-
sität einer Quelle zu überprüfen. Gebe es
kommerzielle oder ideologische Interes-
sen, bestimmte Nachrichten zu verbrei-
ten? Wolle jemand Ängste schüren oder
bloß als Nachwuchs-Comedian auf sich
aufmerksam machen? Überspitzte Formu-
lierungen und fehlende Quellenangaben
seien oft ein erstes Indiz für eine falsche
Nachricht.
Hinter dem Fake-News-Problem steht für
Masie noch ein viel ernsteres Anliegen.
Jeder, der zum Beispiel seine Fremd-
sprachenkenntnisse vertiefen wolle, sei
überwältigt von dem, was ihm die Video-
plattform „Youtube“ an Filmchen anbiete.
Da die Qualität des „Lehrmaterials“, das
man im Internet kostenlos oder gegen
Bezahlung finde, für den durchschnittli-
chen Lerner nur schwer zu beurteilen sei,
müsse man sich als Anbieter darauf ein-
stellen, dass es immer mehr Internetsei-
ten mit „Rankings“, Produktvergleichen
oder Empfehlungen geben werde. An
dieser Stelle sparte der Amerikaner auch
nicht mit Kritik an der professionellen
Weiterbildungstechnologie von Unterneh-
men. Ein Learning Management System
(LMS) sei gut darin, das Lernen nachzu-
verfolgen, aber es sei nicht gut darin, das
Lernen der Mitarbeiter besser zu machen.
„Wir sollten uns nicht für ein Learning
„Management“ System entscheiden, son-
dern für ein Learning „Optimising“ Sys-
tem, so Masie. Es gehe darum, das Ler-
nen zu optimieren – zum Beispiel, indem
eine Lernplattform dem Lerner passende
Angebote mache, wie er seinen Lern-
prozess besser organisieren und welche
Lernangebote er zusätzlich noch nutzen
könne. „Lerner wollen, dass man ihnen
hilft, ihren Job zu machen oder einen
besseren Job zu bekommen.“
Smartphones haben alles
verändert
„Ich wette, dass Sie heute anders lernen
als noch vor fünf Jahren“, forderte Masie
seine Zuhörer heraus. Und während ei-
nige Ältere widersprechen wollten, war
den Jüngeren sofort klar, worauf der
Keynote Speaker anspielte: Alle, die ein
Smartphone mit sich herumtragen, ler-
nen heute anders als noch vor Kurzem.
Wem beruflich oder privat Informationen
„Fake News gibt es nicht nur in der Po-
litik“, warnte der 66-Jährige. Er habe
einen Bekannten, der bei einem US-Au-
tomobilzulieferer arbeite, erzählte Masie.
Der entdeckte kürzlich im Internet einen
Blogeintrag, wonach die Regierung die
Sicherheitsvorschriften für Autoreifen
verschärfen wolle. Er sandte diesen Text
an 116 Freunde. Unglücklicherweise ver-
breitete er damit eine Falschmeldung.
Dadurch, dass der Bekannte, der ein
anerkannter Experte sei, die Nachricht
publik machte, erhielt sie eine gewisse
Glaubwürdigkeit. Beim nächsten Mal
werde man dem „Sender“ nicht mehr
ohne Weiteres glauben, was letztlich des-
sen berufliche Chancen beinträchtigen
könne, so Masie. Auf die Frage, wie man
sich vor Fake News schützen könne, hatte
Lerner sollten sich vor
Fehlinformationen schützen
LEARNTEC 2017.
Wer eigenverantwortlich das Internet nutze, um sich weiterzubilden,
sollte in Zukunft noch mehr darauf achten, nicht auf Fehlinformationen hereinzufallen,
empfahl Elliott Masie, E-Learning-Vordenker und Gründer des Masie Centers in Saratoga
Springs, USA. Er war der zentrale Keynote Speaker der Learntec 2017 in Karlsruhe, die in
diesem Jahr ihren 25. Geburtstag feierte.
Diskussionsfreudig.
Elliott Masie (ganz links) war nicht nur Speaker, sondern brachte sich
nach seinem Vortrag auch als Teilnehmer in einen Open-Space-Workshop ein.
Foto: Porath
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