WIRTSCHAFT_UND_WEITERBILDUNG 06/2016 - page 37

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wirtschaft + weiterbildung
06_2016
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ren Seite sind viele Mitarbeiter schnell
überfordert, wenn sie mehrere (oft ganz
neue) „Tools“ im Auge behalten und na-
türlich auch nutzen sollen.
Auch dazu bieten Glatzel und Lieckweg
eine Geschichte: Die Mitarbeiterin eines
Start-ups spricht mit ihren beiden Chefs,
den Gründern, und beklagt sich: „Wir
haben jetzt Trello, Slack, Yammer, Whats-
app, Asana, Sharepoint, Wunderlist, E-
Mail, Salesforce und ein Kollege nutzt
noch so ein Dings, das ich nicht kenne.
Mir wird es gerade irgendwie zu unüber-
sichtlich. Könnt ihr nicht eine Entschei-
dung treffen, dass wir uns mal auf etwas
einigen?“ Einer der Chefs entgegnet, dass
man den „Kommunikationsmustern“ fol-
gen müsse, die sich erst langsam heraus-
kristallisierten. Man versuche bewusst,
nicht zu strikt zu sein und auf eine Reg-
lementierung zu verzichten. Sein vorläu-
figes Fazit: „Ich glaube, du musst heute
mehrere Kanäle gleichzeitig bedienen.
Deswegen wählen wir nichts ab und tref-
fen auch keine Entscheidung.“
Experteninterviews zur
Digitalisierung
Der größte Teil der digitalen Revolution
liegt noch vor uns. Man spricht in diesem
Kontext vom Digital Age, einem Zeitalter,
das von einer zunehmenden Vernetzung
geprägt ist. Der Umbruch bietet die Mög-
lichkeit, Gesellschaft und Wirtschaft neu
zu gestalten, stellt Organisationen und
Führungskräfte aber auch vor immense
Herausforderungen. Die Entwicklungen
führen insgesamt zu einer wachsenden
Komplexität, die von Organisationen ver-
arbeitet werden muss. Sie wird spürbar in
Form von Netzwerkbeziehungen, Globa-
lisierung, Dezentralisierung, Wissensab-
hängigkeit und der Gleichzeitigkeit von
individueller und gesellschaftlicher Pers-
pektive.
Vor diesem Hintergrund sind Organisatio-
nen noch stärker als zuvor dazu aufgefor-
dert, Orientierung zu vermitteln und Sinn
zu stiften. Wie sehr sich das klassische
Verständnis der Rolle eines Arbeitgebers
verändert hat und noch verändern wird,
haben Glatzel und Lieckweg anhand von
23 Experteninterviews (mit Spitzenfüh-
rungskräften, Wissenschaftlern, Grün-
dern von Start-ups, dem Management
mittelständischer Unternehmen und
engagierten Nachwuchsführungskräf-
ten) zu einer Studie zusammengefasst.
Durchgeführt hat die Studie „Leadalab.
org“ in Berlin in Zusammenarbeit mit der
systemischen Beratungsgesellschaft OSB
international (Wien/Hamburg/Berlin/
Tübingen).
Die Veränderungen von Führung, die die
beiden Autorinnen im Rahmen der Studie
beschreiben, lassen sich als eine Verän-
derung hin zu mehr Kooperation, mehr
Verständigung, mehr Abstimmung, mehr
Einbeziehung verstehen. Sie haben dafür
den Begriff von „Collaborative Leader-
ship“ gewählt, da er zusammenfasst, was
viele der Gesprächspartner beschreiben.
Glatzel: „Führung geht dabei weg vom
Erfolg des Einzelnen und hin zum Erfolg
des Teams. Unter Bedingungen von Kom-
plexität ist Führung nur als Mannschafts-
leistung und als Systemfunktion zu
verstehen. Denn ein Einzelner kann die
vielen Perspektiven, die notwendig sind,
um komplexe Situationen zu bearbeiten,
nicht aufbringen.“
Die vier Dimensionen von
„Collaborative Leadership“
Die Studie beschreibt vier Dimensionen,
die „Collaborative Leadership“ ausma-
chen: Es sind Creativity, Communication,
Consensus und Contribution. Was es mit
diesen vier Dimensionen auf sich hat und
wie sie wirksam auszugestalten sind,
lässt sich als „4 C-Modell“ so zusammen-
fassen:
1.
Creativity:
Kreative Prozesse finden in
einem offenen Austausch statt. Es wird
probiert, getestet und nach einem Feed-
back-Loop wird weiterentwickelt. Zent-
Tool
Zentraler Verwendungszweck
Asana
Die Projektmanagementsoftware Asana von den Facebook-Mitgründern Dus-
tin Moskovitz und Justin Rosenstein gilt in der Start-up-Szene als Geheimtipp.
Insbesondere Vorbereitung und Planung werden vereinfacht.
Salesforce
„Salesforce.com“ ist ein US-Anbieter von Cloud-Computing-Lösungen für
Unternehmen. Einige Produkte helfen, Mitarbeiter zu vernetzen. Ziel ist das
„Social Enterprise“.
Sharepoint
Sharepoint (von Microsoft) ist eine Webanwendung, die unter anderem das
Verwalten von Projekten oder die Koordination von Aufgaben verbessert
sowie die Nutzung „Sozialer Netzwerke“ ermöglicht.
Slack
Slack ist ein webbasierter Instant-Messaging-Dienst zur Kommunikation
innerhalb von Arbeitsgruppen (gemeinsam chatten, gemeinsam Dokumente
bearbeiten).
Trello
Trello ist eine web-basierte Projektmanagementsoftware (inspiriert von der
Kanban-Methode). Seit Mitte 2015 ist Trello auch auf Deutsch verfügbar.
Whatsapp
Whatsapp ist ein Instant-Messaging-Dienst, der seit 2014 Facebook gehört.
Benutzer können über Textnachrichten, Bild-, Video- und Ton-Dateien sowie
Standortinformationen Dokumente und Kontaktdaten zwischen zwei Perso-
nen oder in Gruppen austauschen.
Wunderlist
Wunderlist ist ein kostenloser Online-Dienst zur Verwaltung von Aufgaben und
Notizen. Der Dienst ging im Jahr 2010 online und wurde 2015 von Microsoft
übernommen.
Yammer
Yammer ist nur für Unternehmen entwickelt worden. Es können interne und
externe Netzwerke eingerichtet werden. Yammer wurde 2012 von Microsoft
übernommen.
Angesagte Kollaborations-Tools
Marktüberblick.
Die Projektmanagement- und Kollaborations-
Tools, die in der Umfrage zur Studie „Leading in the Digital Age“
oft erwähnt wurden, sind hier zu einem Marktüberblick in alpha-
betischer Reihenfolge zusammengefasst.
Quelle: Wikipedia 5/2016 und OSB Consulting
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