wirtschaft und weiterbildung 11-12/2016 - page 27

wirtschaft + weiterbildung
11/12_2016
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Dr. Rebecca Winkelmann.
Die Leiterin der Executive
Education der WHU am
Campus Düsseldorf entwi-
ckelte „GPM plus“ zusammen
mit Dr. Carsten Rübsaamen,
dem Gründer der Non-Profit-
Organisation „Bookbridge
Foundation“.
Wie muss man als Persönlichkeit
gestrickt sein, um aus der Fülle hochka-
rätiger Executive-Education-Angebote
ausgerechnet Ihres auszuwählen?
Winkelmann:
Die Teilnehmenden des
„GMP plus“ sind sehr heterogen, was
das Alter, den beruflichen und auch den
Bildungshintergrund anbelangt. Alle
zeichnen sich aber durch eine besonders
hohe Bereitschaft aus, neben dem Job
noch ein solch umfangreiches Weiterbil-
dungsprogramm zu absolvieren. Weitere
Merkmale sind eine hohe internationale
Orientierung und vor allem Offenheit.
Damit meine ich die Offenheit, etwas
ganz Neues zu lernen, sich in einer un-
bekannten Umgebung zu bewegen, auf
Menschen anderer Kulturen zu treffen
und auf Augenhöhe ein gemeinsames
Unternehmen zu gründen.
Mit welchen Lehrmethoden arbeitet das
„GMP plus“?
Winkelmann:
Es werden verschiedene
Lehrmethoden verwendet. Wir verbinden
interaktiven Unterricht mit Teamarbeit,
mit „Experiential Learning“ und mit Fall-
studien. Wir nutzen kreative Brainstor-
mingmethoden genauso wie innovative
Präsentationstechniken, zum Beispiel
Pecha Kucha.
Die räumliche Entfernung zwischen
Deutschland und den Programmregi-
onen Kambodscha, Mongolei und Sri
Lanka dürfte ein ziemliches Manko sein.
Wie schlagen Sie über viele Tausend
Kilometer hinweg die Brücke von
Deutschland nach Asien?
Winkelmann:
Ich würde nicht von einem
Manko sprechen, im Gegenteil: Die räum-
liche Entfernung zwischen der WHU in
Düsseldorf und den Orten, wo die Lern-
zentren gebaut werden, ist ein wichtiges
Element des Programms. Auch im Be-
rufsalltag stehen Führungskräfte häufig
vor der Herausforderung, mit Personen
zusammenzuarbeiten, die nicht direkt im
Büro nebenan sitzen.
Das Führen von virtuellen Teams ist eine
Fertigkeit, die Führungskräfte bei uns in
einem geschützten Raum erlernen und
praktisch erleben können. Denn die Teil-
nehmenden des „GMP plus“ arbeiten ja
nicht nur virtuell mit den Counterparts
aus dem Projektland zusammen, son-
dern zwischen den Modulen auch virtu-
ell untereinander. Im letzten Programm-
durchlauf hatten wir Teilnehmende aus
Polen, China, Türkei, Spanien, Rumänien,
Schweiz und Deutschland; auch diese
Zusammenarbeit geht ja nur mithilfe
virtueller Kommunikationsplattformen.
Dennoch lässt sich das persönliche Erle-
ben im vorletzten Modul nicht wegden-
ken – auf das Team zu treffen, welches
vor Ort gewirkt hat, ist immer ein ganz
besonderer Moment für alle unsere Teil-
nehmenden.
Können die Führungskräfte mit den
Lernzentren in Kontakt bleiben, auch
wenn sie das Programm längst
abgeschlossen haben?
Winkelmann:
Ja, wir bieten verschiedene
Möglichkeiten an. Die am wenigsten auf-
wendige besteht darin, dass die Ehemali-
gen einen monatlichen Bericht von ihrem
Lernzentrum erhalten, in dem auch die fi-
nanzielle Seite dargelegt wird. Da geht es
um Fragen wie: Trägt sich das Lernzent­
rum bereits oder erhält es noch finanzi-
elle Zuwendungen durch die Bookbridge
Foundation? Was sind die aktuellen, was
die geplanten Aktivitäten? Wie viele Be-
sucher hat das Lernzentrum? Viele Ehe-
malige engagieren sich auch als Mentoren
für nachfolgende Durchgänge des „GMP
plus“ oder als Sparringspartner für die
Leiter der Lernzentren. Wir hatten sogar
einen Programmteilnehmer, der einen Teil
seines Sabbaticals in „seinem“ Lernzent-
rum verbracht hat.
Interview: Christoph Stehr
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