personal- und organisationsentwicklung
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wirtschaft + weiterbildung
11/12_2016
der eins zu eins Unterrichtsinhalte über-
tragen werden. Wir ermöglichen eine
handlungsorientierte Lernreise, eine Er-
fahrung, die „unter die Haut geht“. Das ist
um ein Vielfaches intensiver, als es eine
theoretische Fallstudie oder eine Simula-
tion jemals sein könnte.
Sie haben den Aufbau von Lernzentren
in ländlichen Gegenden in Kambodscha,
der Mongolei und Sri Lanka begleitet.
Wie nachhaltig ist diese Arbeit?
Winkelmann:
Die Arbeit ist sehr nachhal-
tig, denn unsere Weiterbildungsteilneh-
menden arbeiten mit einem lokalen Team
zusammen, unter anderem, um einen
Geschäftsführer für das gegründete Lern-
zentrum zu finden. Das ist ausnahmslos
eine Person, die aus der Community vor
Ort stammt. Ziel ist es, dass die Lernzent-
ren sich als Sozialunternehmen ab einem
bestimmten Zeitpunkt selbst tragen und
damit nachhaltig zur Erhöhung der Bil-
dungschancen beitragen. Solange sich die
Sozialunternehmen nicht selbst tragen,
werden sie von der Non-Profit-Organisa-
tion „Bookbridge“ finanziell unterstützt.
Und welchen besonderen Nutzen ziehen
die Führungskräfte aus „GMP plus“?
Winkelmann:
Der besondere Nutzen be-
steht in dem Erleben von Unternehmer-
tum und dem Transfer des theoretisch
Gelernten und praktisch Angewandten
in den eigenen Joballtag. Hinzu kommt,
dass sich die Teilnehmenden im Rahmen
eines solchen Programms eng vernetzen,
weil es natürlich ein ganz besonderes Er-
lebnis ist, irgendwo in Kambodscha, Sri
Lanka oder der Mongolei ein Lernzent-
rum aufzubauen und zu eröffnen – das
verbindet unheimlich.
Welches Feedback erhalten Sie aus den
Unternehmen, die ihre Angestellten in
das Programm schicken?
Winkelmann:
Das Feedback ist ausge-
sprochen positiv. So arbeiten wir mit
einigen Unternehmen, die das „GMP
plus“ als festen Bestandteil in ihre Füh-
rungskräfteentwicklung integriert haben,
schon über mehrere Jahre erfolgreich zu-
sammen. Personalentwickler, aber auch
die Vorgesetzten unserer Teilnehmenden
melden uns zurück, dass ihre Mitarbei-
ter durch das Programm stark motiviert
werden und neues Wissen einbringen.
Außerdem wurden Führungsfertigkeiten
ausgebaut.
Dass Führungskräfte im Rahmen ihrer
Executive-Weiterbildung soziale Projekte
unterstützen, ist heute fast schon nor-
mal. Was unterscheidet das „GMP plus“
vom bekannten Volunteering-Ansatz?
Dr. Rebecca Winkelmann:
Volunteering
und Sozialunternehmertum haben einen
gemeinsamen Kern, nämlich die Idee,
gesellschaftliches Engagement zu verstär-
ken. Das Innovative am „GMP plus“ ist,
dass gesellschaftliches Engagement und
Lernen viel stärker miteinander verknüpft
sind: Die Teilnehmenden wenden das Ge-
lernte an, indem sie als verantwortliche
Sozialunternehmer „ihr“ Lernzentrum
konzipieren und nach erfolgreichem
Pitch des Businessplans auch tatsächlich
umsetzen. Sprich: Das gesellschaftliche
Engagement ist eine echte Case Study, in
Eine Lernreise, die unter
die Haut geht
HR INNOVATION.
Die WHU – Otto Beisheim School of Management hat den HR Innovation
Award in der Kategorie E-Learning und Weiterbildung erhalten. Damit würdigt die Jury,
dass mit dem „General Management Plus Program“ („GMP plus“) Führungskräfte als
Sozialunternehmer in Schwellenländer geschickt werden. Rebecca Winkelmann, Managing
Director Executive Education der WHU, berichtet von ersten Erfahrungen.
„Zukunft Personal 2016“.
Der HR Innovation Award in der Kategorie
E-Learning und Weiterbildung ging an Rebecca Winkelmann (WHU).
Foto: WHU/Falco Peters
Foto: Pichler