PERSONALquarterly 2/2018 - page 39

39
02/18 PERSONALquarterly
ABSTRACT
Forschungsfrage:
Welche Anforderungen haben Gründungsteams, Einzelgründer und
Gründungsberater an neue Teammitglieder?
Methodik:
Sieben halbstrukturierte Experteninterviews, 63 Fragebögen
Praktische Implikationen:
1. Es sind signifikante Unterschiede in den Erwartungen, Anforderungen und Barrieren
vorhanden.
2. Besonders hinsichtlich der Barrieren existieren große Differenzen zwischen den Grup-
pen, die auf ein allzu positives Selbstbild der Teams zurückgeführt werden können.
3. Um ein Intrapreneurship-Programm zum Erfolg zu führen, sollten mögliche Konflikte
proaktiv ausgeräumt werden.
dungsperson und Berater weitestgehend kongruent sein. Die
vorliegende Studie stellt die forschungsleitende Fragen:
3
Welche Anforderungen stellen Gründer und Gründungsbera-
ter an neue Teammitglieder?
3
Gibt es Unterschiede in den Gewichtungen der Anforderun-
gen zwischen Gründern und Gründungsberatern?
Zunächst werden die Ergebnisse der selbsterstellten empirischen
Untersuchung präsentiert. Dann werden entsprechende Hand-
lungsempfehlungen für das Personalmanagement vorgestellt.
Methodisches Vorgehen
Für die Untersuchung wurde ein zweistufiges Mixed-Methods-
Forschungsdesign, in dem sowohl quantitative als auch quali-
tative Methoden der empirischen Sozialforschung verwendet
werden, genutzt. Dieser Forschungsansatz gilt als vielverspre-
chend, um neue Ergebnisse zu erzielen (vgl. Molina-Azorín
et al., 2012). Während quantitative Verfahren prädestiniert
sind, um bestehende Modelle zu testen und verallgemeinerbare
Aussagen zu erreichen, liegt die Stärke qualitativer Methoden
darin, unerwartete Ergebnisse zu gewinnen, die Grundlage
neuer Untersuchungsmodelle sein können.
Im ersten Schritt werden die Herausforderungen und An-
sichten rund um den Themenkomplex des Teammatchings von
hochschulnahen Gründungsteams erfasst. Dieses Ziel wird mit
der Durchführung von sieben halbstrukturierten Interviews
erreicht. Davon ausgehend wird in einem zweiten Schritt eine
Fragebogenumfrage entwickelt, durch die quantitative Daten
gewonnen werden. Die Ergebnisse der Erhebungen werden im
folgenden Abschnitt detailliert dargestellt. Die Forschungsan-
strengungen sind Teil eines übergeordneten Forschungspro-
gramms an den Hochschulen des Landes Brandenburg zur
Verbesserung des Technologietransfers. Die Ergebnisse lassen
sich auf andere Bundesländer übertragen, da sich weder die
Hochschullandschaften noch die Gründungskulturen im bun-
desweiten Durchschnitt nennenswert unterscheiden.
Qualitative Datenerhebung
Es wurden sieben halbstrukturierte Interviews mit Experten
im hochschulnahen Gründungsumfeld im Zeitraum Mai bis
August 2015 geführt. Im Mittelpunkt des Interviewleitfadens
gründer und Gründungsberater an neue Teammitglieder haben.
Im Folgenden werden Ansätze für die Beantwortung dieser
Frage gesucht und das Teammatching im Hochschulkontext
analysiert. Gründungsteams aus dem hochschulnahen Umfeld
weisen spezielle Eigenschaften auf (vgl. dazu Mosey/Wright,
2007; Davidsson/Honig, 2003):
3
Die maßgebliche Motivation der Teammitglieder ist in erster
Linie, eine hochwertige Qualifikation für eine wissenschaft-
liche Karriere (Promotion, Habilitation) zu erwerben. Das
Gründungprojekt ist eine mögliche Beschäftigungsoption.
3
Es sind nicht alle notwendigen Fähigkeiten im Team vor-
handen, um das Produkt oder die Dienstleistung fer-
tigzuentwickeln. Die Teams sind nicht interdisziplinär
zusammengestellt. Kompetenzen in der Konzeption und
Umsetzung eines Geschäftsmodells fehlen.
3
Es mangelt an Erfahrungen außerhalb des Hochschulumfelds.
3
Die Teammitglieder verfügen nicht über ein relevantes Netz-
werk außerhalb des Hochschulumfelds, das für den späteren
Vertriebserfolg entscheidend sein kann.
3
Zumeist fehlt ein nennenswerter Kapitalstock.
In den letzten zehn Jahren wurden verschiedene Fördermaß-
nahmen initiiert, die das Gründungsvolumen, insbesondere
aus den staatlichen Hochschulen, erhöhen sollten. Beispiele für
solche Initiativen sind die Einrichtungen von Gründungsser-
vicestellen als Teil der Technologietransferstrategie. Ein Stan-
dardangebot im Beratungsportfolio dieser Servicestellen ist
die Gründungsberatung, die von Spezialisten ausgeführt wird,
die mit den speziellen Anforderungen ihrer Kunden vertraut
sind. Zu den typischen Aktivitäten dieser Gründungsberater
gehört etwa die Unterstützung bei der Beantragung von Exist-
Gründerstipendien, die als nichtrückzahlbare Zuschüsse von
bis zu 100.000 Euro für Ideen in der Förderrichtlinie „Gründung
innovativ“ gewährt werden. Die Gründungsberater berichten,
dass viele Gründungsprojekte frühzeitig abgebrochen werden,
da sich kein schlagkräftiges Team findet. So gescheiterte Grün-
dungsvorhaben tauchen in keiner offiziellen Statistik auf, was
wiederum dazu führt, dass die Bedeutung des Teammatchings
unterschätzt wird.
Für die optimale Unterstützung der Gründungsteams sollten
die Anforderungen an ein neues Teammitglied zwischen Grün-
1...,29,30,31,32,33,34,35,36,37,38 40,41,42,43,44,45,46,47,48,49,...64
Powered by FlippingBook