PERSONALquarterly 2/2018 - page 33

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02/18 PERSONALquarterly
ABSTRACT
Forschungsfrage:
Die Work-Life-Balance von Beschäftigten spielt eine entscheidende Rolle
für den Stressabbau und damit für den Leistungserhalt und die Gesundheit. Daher sollten
Organisationen die Work-Life Balance ihrer Mitarbeiter fördern. Welche Rolle kommt dabei
den Führungskräften als Vorbild und unmittelbare Gestalter im Arbeitsumfeld zu?
Methodik:
Ergebnisse aus zwei verschiedenen Untersuchungen
Praktische Implikationen:
Organisationen sollten Führungskräfte auf ihre Vorbildrolle
für Mitarbeiter im Hinblick auf eine gute Work-Life-Balance sensibilisieren, eine offene
Diskussionskultur und die Aushandlung individueller Absprachen fördern und vor allem die
Führungskräfte stärker durch Trainingsmaßnahmen und Arbeitsentlastung unterstützen, um
das Stressniveau zu senken und die Gesundheit aller Mitarbeiter zu fördern.
und Privatleben sowie Fragen zu Leistungserwartungen an die
Mitarbeiter.
Die Ergebnisse von hierarchisch linearen Modellen zeigten
(vgl. Abb. 1), dass eine stärkere Trennung der Führungskraft
zwischen Arbeit und Privatleben damit einhergeht, dass Mitar-
beiter ihre Führungskraft als ein stärkeres Vorbild im Bereich
Work-Life-Balance wahrnehmen. Je stärker eine Führungskraft
als Vorbild im Bereich Work-Life-Balance wahrgenommen wur-
de, desto mehr Trennungsverhalten zwischen Arbeit und Frei-
zeit zeigten die Mitarbeiter und desto weniger litten diese unter
emotionaler Erschöpfung und desto weniger distanziert waren
diese von der Arbeit (= Burn-out-Indikatoren).
Die Ergebnisse zeigen, dass tatsächlich die Wahrnehmung der
Führungskraft durch ihre Mitarbeiter als positives Rollenvor-
bild für Work-Life-Balance den Zusammenhang zwischen dem
privaten Trennungsverhalten von Arbeit und Privatleben einer
Führungskraft und dem Trennungsverhalten der Mitarbeiter
Balance für Mitarbeiter. Konkret nahmen sie an, dass Füh-
rungskräfte, die Arbeit und Privatleben stärker trennen, von
den Mitarbeitern eher als positives Rollenvorbild für das
Thema Work-Life-Balance wahrgenommen werden (work-life
friendly role model), was wiederum mit stärkerem Trennungs-
verhalten der Mitarbeiter von Arbeit und Freizeit und weniger
emotionaler Erschöpfung und Distanziertheit von der Arbeit
einhergehen sollte.
Die Hypothesen wurden in einer Studie getestet, an der 237
Mitarbeiter unterschiedlicher Berufe und deren 75 Vorgesetzte
teilnahmen. Die Mitarbeiter beurteilten in einem ersten Frage-
bogen, inwieweit sie ihre Führungskraft als „Work-life-friend-
ly-Rollenvorbild“ wahrnahmen. In einem zweiten Fragebogen
(zwei Tage später) beantworteten die Mitarbeiter Fragen zur
Trennung von Arbeit und Privatleben, zu emotionaler Erschöp-
fung und Distanziertheit von der Arbeit. Der Fragebogen für
Vorgesetzte enthielt Fragen zur eigenen Trennung von Arbeit
Quelle: Eigene Darstellung
Abb. 1:
Ergebnisse der Studie von Koch und Binnewies (2015)
Trennung von Arbeit
und Privatleben
0,29**
0,14*
0,29**
+
+
+
Work-life-friendly-
Rollenmodell
Mitarbeiter
Vorgesetzter
0,17*
+
Trennung von Arbeit
und Privatleben
Geringere Erschöpfung
Geringere Distanzierung
von der Arbeit
Gesundheit
1...,23,24,25,26,27,28,29,30,31,32 34,35,36,37,38,39,40,41,42,43,...64
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