PERSONALquarterly 1/2018 - page 45

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01/18 PERSONALquarterly
Es kann basierend auf unseren Berechnungen die Aussage ge-
tätigt werden, dass Frauen im Vergleich zu Männern sehr viel
mehr Wert auf eine Work-Life-Orientierung (
β
= -,55***) und
etwas mehr Wert auf die Sinnerfüllung bei ihrer Arbeit legen
(
β
= -,15*). Dagegen legen Männer mehr Wert auf Innovations-
potenzial (
β
= ,20*). In weiteren Studien zur Arbeitgeberattrak-
tivität gilt es diesen Befund mit größerer Stichprobe weiter zu
erforschen. Hierbei wäre bspw. zu untersuchen, ob zwischen
Geschlecht und weiteren Merkmalen Interaktionseffekte be-
stehen bzw. andere Dimensionen der Arbeitgeberattraktivität
ebenfalls geschlechtsspezifisch differenzieren.
Auf Grundlage einer weiteren deskriptiven Betrachtung von
Studienbereich und Geschlecht konnten zusätzlich wichtige Er-
kenntnisse gewonnen werden. Es zeigt sich, dass für die drei
Items „in Teilzeit arbeiten können, wenn ich Kinder habe“, „Ar-
beitszeiten kurzfristig an Bedürfnisse anpassen können“ und „Fa-
milie und Kinder sollen neben dem Beruf nicht zu kurz kommen“
kaum relevante Unterschiede bezüglich des Studienbereichs
bestehen (vgl. Abb. 2). Eine geschlechtsspezifische Betrachtung
offenbart dagegen relevante Unterschiede. Zwar finden es fast
alle Studierenden (rund 85% der Studenten und rund 95% der Stu-
dentinnen) wichtig, dass „neben dem Beruf Familie und Kinder
nicht zu kurz kommen“, bei der Frage nach einer möglichen Teil-
zeitoption trennt sich das Feld dagegen deutlich. Mehr als 90% der
Studentinnen finden es wichtig, in Teilzeit arbeiten zu können,
wenn man eigene Kinder hat – bei den Studenten bestätigt dies
lediglich eine Minderheit. Der bei der Likert-Skala durchgeführte
t-test zu diesem Item zeigt einen großen Effekt von Cohens d =
1,23 zugunsten der Studentinnen [t (402) = 13,114; ***p < .001].
Es stellt sich somit die Frage, wie ehrlich/authentisch das
Bekenntnis der männlichen Studierenden zur Bedeutung von
Familie und Beruf ist, sobald es konkret wird. Für weibliche
Studierende hat die Option einer Teilzeitarbeit nahezu dieselbe
Relevanz wie die generelle Aussage zur Bedeutung von Fami-
lie und Kindern. Für männliche Studierende sind Familie und
Kinder grundsätzlich wichtig, aber sie gehen nicht unbedingt
so weit, hierfür auch eine Teilzeittätigkeit für eine bessere
Work-Life-Balance anzustreben. Die Arbeitszeiten den eigenen
Bedürfnissen anpassen zu können, wird zwar von der großen
Mehrheit der männlichen Studierenden als relevant erachtet,
sie scheinen hier aber im Vergleich zu den weiblichen Studie-
renden eher an die eigene Freizeit und weniger an eine künf-
tige Familie zu denken.
Eine bereits abgeschlossene berufliche Ausbildung kann eben-
falls als eine wichtige Determinante gesehen werden, welche die
befragten Untersuchungsteilnehmer in der Bewertung der Ar-
beitgeberattraktivität unterscheidet. Dies äußert sich darin, dass
diese Personen den Kategorien Sicherheit und Perspektive (
β
=
,27**) sowie Sinnerfüllung (
β
= ,26**) eine höhere Bedeutung
beimessen als Personen ohne vorangegangene Berufsausbildung.
Bezüglich des Studienbereichs zeigt sich, dass Studierende
aus dem Bereich Technik mehr Wert auf das Innovationspoten-
zial legen (
β
= -,48***). Dagegen scheinen Studierende von
wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen stärker Sicher-
heit und Perspektive zu präferieren (
β
= ,16*).
Ein weiteres Merkmal, welches die Arbeitgeberattraktivität be-
einflusst, ist die Studienphase. Es zeigt sich, dass für Studierende
in einem höheren Studienjahr die Dimension der Sinnerfüllung
wichtiger war (
β
= ,10*). Dagegen wurde das Innovationspotenzi-
al mit zunehmender Studienzeit unwichtiger (
β
= -,11†).
Das Alter und die Mitarbeiterzahl in den Ausbildungsstätten
üben ebenfalls einen Effekt aus. Hierbei kann die Aussage
getätigt werden, dass je älter die Befragten sind, umso weniger
ist ihnen Sicherheit und Perspektive (
β
= -,05**) sowie eine
sinnerfüllte Arbeit (-,03†) wichtig. Allerdings fordern die Un-
tersuchungsteilnehmerinnen und Untersuchungsteilnehmer
bei einer höheren Mitarbeiterzahl in den Ausbildungsstätten
häufiger eine sinnerfüllende Arbeit (
β
= ,0000212†; in Abb. 3
auf zwei Dezimalen gerundet), der Regressionskoeffizient ist
jedoch niedrig und bedeutet, dass sich pro 1.000 Mitarbeiter
in einem Betrieb die Zustimmung zur sinnerfüllenden Arbeit
um 0,0212 Einheiten erhöht.
duale Studentinnen
Studienbereich
Wirtschaft
Studienbereich
Technik
duale Studenten
Studienbereich
Wirtschaft
Studienbereich
Technik
0%
20% 40% 60% 80% 100%
Abb. 2:
Geschlechtsspez. Unterschiede nach Studienbe-
reich zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Quelle: Eigene Datenerhebung
Likert-Skala von 1 (= trifft nicht zu) bis 5 (= trifft voll zu);
Balken zeigen Zustimmung im Sinne der Werte 4 und 5;
95,2
93,8
90,4
95,6
95,6
91,3
87,3
86,5
40,0
85,0
89,0
48,4
Familie und Kinder sollen neben dem Beruf nicht zu kurz kommen
Arbeitszeiten kurzfristig an eigene Bedürfnisse anpassen können
in Teilzeit arbeiten können, wenn ich Kinder habe
1...,35,36,37,38,39,40,41,42,43,44 46,47,48,49,50,51,52,53,54,55,...62
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