PERSONALquarterly 1/2018 - page 55

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war mag es für die meisten Menschen offensichtlich
erscheinen, dass „Workaholism“ – also exzessives,
zwanghaftes Arbeiten über das erforderliche und er-
wartete Maß hinaus – nicht gesund sein kann. Ganz
so eindeutig, wie es scheint, ist die Befundlage jedoch nicht.
Insbesondere steht die Frage im Raum, was ursächlich für
eventuelle Gesundheitsbeeinträchtigungen ist: Sind es die
langenWochenarbeitszeiten an sich und/oder das zwanghafte
Element des Workaholisms. Lieke und Kollegen untersuchten
dies explorativ anhand einer Stichprobe von Mitarbeitern
eines internationalen Beratungsunternehmens.
Die Autoren fanden zunächst heraus, dass die (selbstbe-
richtete) Wochenarbeitszeit per se weder einen Einfluss auf
selbstberichtete Gesundheitsbeschwerden, wie psychosoma-
tische Symptome, z.B. Kopfschmerzen und Magenverstim-
mungen, die mit Stress in Verbindung stehen, noch auf das
Risiko eines metabolischen Syndroms („tödliches Quartett“
aus Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung
und Insulinresistenz, das als entscheidender Risikofaktor für
Herz-Kreislauf-Erkrankungen gilt) hat.
Workaholism war häufiger mit Schlafbeschwerden, depres-
siven Gefühlen und auch mit gesteigertem Erholungsbedarf
verbunden – allesamt typische Folgeerscheinungen dauer-
hafter beruflicher Belastungen, die durch überzogene Leis­
tungserwartungen und fehlende gedankliche Distanz zur
Arbeit hervorgerufen werden. Dies war zwar für durchweg
alle Workaholics mit mehr selbstberichteten Gesundheitsbe-
schwerden verbunden, aber nur für Workaholics mit nied-
rigem Arbeitsengagement führte dies auch zu einem größeren
Risiko für das metabolische Syndrom. Dies galt allerdings
nicht für diejenigen Workaholics, die nach eigenem Bekunden
Spaß an ihrer Arbeit haben, sich für ihre Arbeit begeistern,
in dieser „aufgehen“ und sich dabei vital fühlen. Tatsächlich
war dies für Workaholics mit hohemArbeitsengagement sogar
mit einem geringeren Risiko für das metabolische Syndrom
verbunden. Weitere Analysen konnten zeigen, dass dies ver-
mutlich an den größeren Ressourcen (u.a. Unterstützung von
Mitarbeitern und im sozialen Umfeld, besseres Zeitmanage-
ment, höhere intrinsische Motivation) zur Bewältigung von
Stress (und dessen Folgen für die Gesundheit) liegt, sodass
Wie ungesund ist Arbeiten
bis zum Umfallen?
L. L. Ten Brummelhuis
(Simon Fraser University),
N. P. Roth-
bard
(University of Pennsylvania), &
B. Uhrich
(University of
North Carolina – Charlotte): Beyond nine to five: Is working to
excess bad for health? Academy of Management Discoveries,
2017, Vol. 3, No. 3, 262-283.
Belastungen eher als Herausforderung denn als Bedrohung
wahrgenommen werden. Einige dieser Faktoren haben Arbeit-
geber selbst in der Hand: Ein unterstützendes Arbeitsumfeld
mit guten Beziehungen zu Mitarbeitern sowie herausfor-
dernde und bedeutsame Aufgaben können dafür sorgen, dass
Workaholics dauerhaft engagiert bleiben und hohe Leistun-
gen ohne gesundheitliche Langzeitfolgen erbringen können.
Allerdings sollten depressive Gefühle, Schlafstörungen, und
ein gesteigerter Erholungsbedarf nicht verharmlost werden
– langfristig können sich daraus ernsthafte psychische Beein-
trächtigungen entwickeln, die genauso zur Berufsunfähigkeit
führen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Besprochen von
Benjamin P. Krebs
, Lehrstuhl International
Business, Universität Paderborn
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