PERSONALquarterly 1/2018 - page 59

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01/18 PERSONALquarterly
PROF. DR. JENS ROWOLD
Professur für Personalentwicklung und Veränderungsma-
nagement, Zentrum für Hochschulbildung, kooptiert durch
die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
TU Dortmund
rowold.html
besuchen und sein Wohnort Hannover hat neben dem Sprengel
Museum einiges für die Freizeit am Wochenende zu bieten.
Zwischen 1999 und 2009 – also während seiner Jahre von
der wissenschaftlichen Hilfskraft bis zum wissenschaftli-
chen Assistenten und Akademischen Rat am Fachbereich
für Psychologie und Sportwissenschaften der Münsteraner
Universität – spezialisierte sich Jens Rowold auf Organisa-
tionspsychologie. Mit seiner empirischen Forschung über
Führungsstile und Führungsverhalten, die Wirksamkeit von
kollegialen Teamcoachings sowie Bildungscontrolling oder
Kosten-Nutzen-Analysen in der Personalentwicklung über-
zeugte der Wissenschaftler und habilitierte kumulativ in der
Psychologie. Professor John Antonakis, der vor allem durch
seine Charisma-Forschung bekannt ist, lud ihn 2008 zur Gast-
professur an die betriebswirtschaftliche Fakultät der Univer-
sität Lausanne ein. 2009 folgte der Ruf an die TU Dortmund.
Didaktisches Know-how erwerben oder auffrischen
Mit seiner Professur für Personalentwicklung und Verände-
rungsmanagement ist Jens Rowold sowohl in der Lehre als auch
in der Weiterbildung aktiv. Studierende der Wirtschaftswissen-
schaften lernen bei ihm im Bachelor- und Masterstudiengang
Module zu Human Resource Management mit den Themen
Persönlichkeit, effektive Personalauswahl und -führung sowie
die Variabilität von Führungsverhalten kennen. Im Zentrum
für Hochschulbildung wenden sich Rowold und sein Team mit
einem von drei Lehrstühlen an Praktiker. Externe können dort
didaktisches Know-how neu erwerben oder auffrischen. In Ba-
sis- und Ausbauseminaren wird das eigene Führungsverhalten
der Teilnehmer analysiert. Die individuelle Weiterentwicklung
wird mit Führungsfeedback und individuellen Zielen geför-
dert. Grundlage ist Rowolds Wirksamkeitsforschung zur trans-
formationalen Führung.
Unter dem Dach des Zentrums ist auch die Beratung ange-
siedelt. Und die hat einen doppelten Nutzen. In Drittmittelpro-
jekten für Firmen, Verwaltung und Non-Profit-Organisationen
holen sich die Kunden auf ihre Werte, Strukturen und Visionen
ausgerichtete Führungskonzepte. 50 Prozent kommen aus klei-
nen und mittelständischen Unternehmen. Die Wissenschaftler
wiederum erhalten durch die Fragebögen, die zum Start der
Projekte ausgefüllt und später zur Evaluation wiederholt wer-
den, anonymisierte Datensätze, um weiter an Führungsstilen
und ihrer Effektivität forschen zu können. Professor Rowold
setzt auf unabhängiges Wissen, das er durch Studien über viele
Jahre entwickelt hat. „Ich richte mich vor allem gegen Unter-
nehmensberater, die mit singulären Führungsansätzen durchs
Land ziehen und behaupten, ihr Ansatz sei der Beste“, sagt der
Anhänger evidenzbasierten Managements. Modewellen und
Eintagsfliegen stellt er wissenschaftlich fundierte Führungs-
konzepte entgegen. „Unabhängige Forschung bestätigt, was
wirkt.“ Genau das fasst Jens Rowold unter integrativer Führung
(FIF), dem Modell, das aktuell die Grundlage wissenschaft-
licher Einzeluntersuchungen ist, zusammen.
Wie schon in seinen Anfangsjahren der Ausflug in die Kunst-
wahrnehmung zeigt, ist der Psychologe Rowold aber nicht auf
die Wirtschaft fixiert. Elemente der transaktionalen und trans-
formationalen Führung untersucht er zwar in der Mehrzahl in
Unternehmen, aber auch die Führung von Profisportlern hat
er schon in Studien begleitet. 2006 konnte er die Wirksam-
keit für Karate mit seiner klar definierten Hierarchiestruktur
zwischen Lehrer und Schüler nachweisen. Bei Fußballprofis
ging es später darum, wie der Führungsstil von Trainern die
Athleten im Einzelnen und damit das Team in seiner Leistung
beeinflusst. Der Forscher leitete Handlungsempfehlungen ab.
Aktuell werden die sportpsychologischen Erkenntnisse zum
Führungsverhalten und zum Führungsstil im deutschen Profi-
Basketball und im Football untersucht. Da ändert sich der Blick
auf die Sportschau – nicht nur am Institutsstandort Dortmund,
das sich mit seinen Fußballern in der Bundesliga quält.
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