PERSONALquarterly 2/2017 - page 30

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PERSONALquarterly 02/17
SCHWERPUNKT
_VIRTUELLE KOOPERATION
mobilen Arbeit stark unterscheiden können. Sie zu kennen
ist eine wichtige Grundlage der Personalarbeit, die darauf ab-
zielt, mobil Arbeitende bedarfsgerecht zu fördern, um eine
hohe Leistungsfähigkeit zu erhalten und sie dauerhaft an das
Unternehmen zu binden. Im Folgenden werden beispielhafte
Belastungen und Ressourcen für Vor-Ort-Arbeitende wie Ser-
vicetechniker, Pharmareferenten oder Außendienstmitarbeiter
aus der Versicherungswirtschaft dargestellt.
Belastungen können in Belastungen aus dem Arbeitsver-
hältnis, aufgabenbedingte und sozio-emotionale Belastungen,
arbeitsorganisatorische und mobilitätsspezifische Belastungen
unterschieden werden.
Belastungen aus dem Arbeitsverhältnis
Belastungen aus dem Arbeitsverhältnis resultieren bspw. bei
Außendienstmitarbeitern aus ergebnisorientierten Vergü-
tungssystemen. Lüdemann (2015) hat 2.800 auf Provisionsbasis
arbeitende Außendienstmitarbeiter eines Finanzdienstleisters
zu ihrer Arbeitssituation und Gesundheit befragt und mit In-
nendienstangestellten verglichen. 42% der Außendienstmitar-
beiter arbeiten 40 bis 50 Stunden und 32% arbeiten 50 bis
60 Stunden pro Woche. Sie liegen mit 5,2 Krankheitstagen
deutlich unter dem Durchschnittswert der Finanzbranche von
rund 7,8 Krankheitstagen. 50% der Befragten arbeiten an 14
oder mehr Tagen im Jahr, obwohl sie eigentlich krank sind,
was als ein deutliches Zeichen für Präsentismus und damit
verbundener interessierter Selbstgefährdung angesehen wird.
Aufgaben- und organisationsbedingte Belastungen
Als aufgabenbedingte Belastungen werden häufig ein hoher
Zeit- und Termindruck, starke Arbeitsintensivierung, aber
auch mangelnde Fort- und Weiterbildung genannt. Für Au-
ßendienstmitarbeiter ergeben sich oft Überstunden durch
unvorhersehbare Arbeitsanforderungen, durch ein hohes Ver-
kehrsaufkommen oder auch Verspätungen von öffentlichen
Verkehrsmitteln, weshalb sie auch häufig abends zu Hause
arbeiten (Bretschneider-Hagemes, 2011; Koroma/Hyrkkänen/
Vartiainen, 2014; Lüdemann, 2015; Strobel/Lehnig, 2003). Wo
vor Ort beim Kunden virtuelle Zusammenarbeit, z.B. mit dem
Innendienst, erfolgen muss, können technische Probleme die
Erreichbarkeit erschweren, was zu Wartezeiten beim Kunden
führen kann, was in Folge den Zeitdruck erhöhen und den
Stress im Team vergrößern kann.
Belastungen aus der betrieblichen Organisation ergeben
sich aus der Tatsache, dass mobil Arbeitende nicht über einen
festen Arbeitsplatz in ihremUnternehmen verfügen, was nach-
Quelle: Ducki und Nguyen, 2016, S. 17
Abb. 1:
Mobilitätsformen in der Übersicht
berufliche
Mobilität
a) berufsassoziiert
(der Arbeitstätigkeit
vor- und nachgelagert)
b) berufsbedingt
(innerhalb der
Arbeitstätigkeit)
residenziell
Umzüge
Aufgabenerledigung an
wechselnden Orten
Vor-Ort-Arbeit an
wechselnden Orten
Businesstrips
bei Bedarf
Entsendungen
zirkulär
tägliches Pendeln (Nah-,
Mittel-, Fernpendeln)
Wochenpendeln
(saisonal, Overnighter)
Mobilität als Aufgabe
(Beförderung, Transport)
tägliche Beförderung
z.B. öffentl. Nahverkehr
hohe
Mobilitätsintensität
mittlere
Mobilitätsintensität
geringe
Mobilitätsintensität
wöchentlich
z.B. Lkw-Fahrer
saisonale (mehr­
monatige) Mobilität
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