PERSONALquarterly 2/2017 - page 29

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02/17 PERSONALquarterly
ABSTRACT
Forschungsfrage:
Wie kann mobile Arbeit gesundheitsgerecht gestaltet werden? Dabei wer-
den insbesondere organisatorische und soziale Aspekte als Ansatzpunkte für die strategische
Personalarbeit adressiert.
Methodik:
Ergebnisse eines Scoping Reviews im Rahmen des Projekts „Psychische Ge-
sundheit in der Arbeitswelt“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
Praktische Implikationen:
Die Rahmenbedingungen für mobile Arbeitsformen sind so
zu gestalten, dass Mobilität möglichst behinderungsfrei und gesundheitsgerecht erfolgen
kann und der soziale Kontakt und die Bindungsfähigkeit beruflich mobiler Erwerbspersonen
betrieblich und persönlich aufrechterhalten werden kann. Praktische Maßnahmen können auf
individueller und betrieblicher Ebene ansetzen.
derungen so unterschiedlich, dass ein Vergleich schwer ist.
Dennoch lassen sich einige Gemeinsamkeiten finden.
Schließt man militärische und Hilfsorganisationen aus,
scheint neben der schon in der Definition genannten Multi-
lokalität eine Gemeinsamkeit vieler mobiler Berufe darin zu
bestehen, dass es sich häufig um Einzelarbeit handelt und
Teambezüge nur schwach ausgeprägt sind (Hupfeld/Broder-
sen/Herdegen, 2013; Koroma,/Hyrkkänen/Vartiainen, 2014).
Multilokales Arbeiten bedeutet, dass Arbeitsplätze, -orte
und Kundenkontakte mehrmals täglich wechseln. Die Haupt-
tätigkeit erfolgt beim Kunden vor Ort, der Kontakt zum Un-
ternehmen wird virtuell aufrechterhalten; Nacharbeit wie
Dokumentationsarbeiten erfolgen im Fahrzeug, im Zug, im
Flugzeug, auf Flughäfen, in Cafés oder zu Hause. Damit wird
jeder beliebige Ort zum Arbeitsplatz umfunktioniert, unab-
hängig davon, ob er den Kriterien guter Arbeitsplatzgestaltung
auch nur im Ansatz genügt.
Mobile Beschäftigte haben im eigenen Unternehmen häufig
keinen festen Arbeitsplatz, müssen hier aber in kurzer Zeit um-
fangreiche kommunikative und bürokratische Aufgaben erledi-
gen: Siemüssen dort ihrWissen zumeigenen Arbeitsgebiet und
zu betrieblichen Entwicklungen aktualisieren, Rücksprachen
mit Vorgesetzten und Kollegen halten und Dokumentations-
arbeiten durchführen (Koroma/Hyrkkänen/Vartiainen, 2014).
Immer mehr Unternehmen gehen dazu über, Raumkosten zu
sparen, indem für mobil Arbeitende sogenannte Desk-Sharing-
Modelle angeboten werden oder zunehmend auch „Co-Working
Spaces“, in denen sich die Beschäftigten außerhalb des eigenen
Unternehmens wohnortnah auf Zeit einmieten können.
Weitere gemeinsame Wesensmerkmale mobiler Arbeit sind
umfangreiche Reise- bzw. Fahrtätigkeiten. Borg und Kristen-
sen (1999) haben für Vor-Ort-Arbeitende durchschnittlich 16,5
Stunden Reisezeit pro Woche im Auto ermittelt, was 38 Pro-
zent ihrer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit entspricht.
Pharmareferenten, Servicemitarbeitende oder Versicherungs-
vertreter verbringen somit einen erheblichen Teil ihrer Ar-
beitszeit unterwegs, die meisten von ihnen im firmeneigenen
Dienstwagen.
Diese Besonderheiten mobiler Arbeit sind mit verschiedenen
Belastungen und Ressourcen verbunden, die sich nach Art der
reisen. Im Vergleich dazu waren es 2011 163,9 Millionen
Geschäftsreisen, was einem Anstieg von etwa 11% entspricht.
Eine durchschnittliche Geschäftsreise dauert zwei Tage, in
großen Unternehmen ist fast jeder zweite Beschäftigte einmal
pro Jahr geschäftlich unterwegs, in den Jahren zuvor waren es
jeder vierte, bzw. jeder dritte (VDR, 2016).
Laut einer Studie von Pricewaterhouse-Coopers (PWC) aus
dem Jahr 2010 nehmen zudemEntsendungen kontinuierlich zu
(Hupfeld/Brodersen/Herdegen, 2013). Im Jahr 2011 gaben 87%
von über 1.000 befragten Unternehmen an, ein gestuftes Mo-
bilitätskonzept zu haben, das auch Entsendungen einschließt.
Im Jahr 2000 waren es noch 50%. Während in früheren Jah-
ren insbesondere Führungskräfte aus dem oberen Manage-
ment entsendet wurden, hat in den letzten Jahren verstärkt
die Entsendung von hoch qualifiziertem und spezialisiertem
Personal aus den mittleren Hierarchieebenen zugenommen.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Häufig handelt es sich z.B.
um einen standortübergreifenden Know-how-Transfer und die
Anpassung von Arbeitsprozessen und Verfahrensweisen.
Geschäftsreisen und Entsendungen, die zum Zwecke des
Know-how-Transfers erfolgen, bedeuten für die meisten der
Reisenden, dass neben ihrer zeitweisen Arbeit am anderen Ort
ihre Arbeitsaufgaben am eigentlichen Arbeitsort fortbestehen.
Sie sind somit in der Zeit ihrer Abwesenheit auf virtuelle For-
men der Zusammenarbeit mit ihrem Kernteam angewiesen,
womit sich für viele Geschäftsreisende die Arbeit phasenweise
verdoppelt und Abstimmungsprozesse „zu Hause“ durch die
Abwesenheit der Person erschwert werden können. Gerade in
diesen Fällen ist eine sehr gut funktionierende Informations-
und Kommunikationstechnologie (z.B. Systemkompatibilität,
Groupware/Shared Services, Web-Konferenzsysteme etc.) für
den Arbeitserfolg von großer Bedeutung.
Besonderheiten mobiler Arbeit
Bei mobiler Arbeit unterscheiden sich nicht nur die Mobili-
tätserfordernisse, sondern auch die Berufe und die damit
verbundene Lebenssituation stark: Servicemitarbeiter im
Außendienst, Busfahrer, Flug- und/oder Schiffspersonal, Un-
ternehmensberater und Einsatzkräfte des Militärs oder von
Hilfsorganisationen sind im Hinblick auf ihre Arbeitsanfor-
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