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          02/17  PERSONALquarterly
        
        
          einbarungen, um einer Informationsüberflutung vorzubeugen?
        
        
          An einer Untersuchung zur Informationsüberflutung am Ar-
        
        
          beitsplatz nahmen 264 Beschäftigte teil. Das durchschnittliche
        
        
          Lebensalter betrug 43.27 Jahre (SD = 9.71). Das Geschlechter-
        
        
          verhältnis war mit 52% Teilnehmerinnen ausgeglichen. Die
        
        
          durchschnittliche Berufserfahrung lag bei 19.81 Jahren (SD
        
        
          = 11.18). Die Teilnehmenden arbeiteten seit 10.25 Jahren mit
        
        
          E-Mails (SD = 4.35) und verbrachten täglich im Durchschnitt
        
        
          5.57 Stunden am PC (SD = 2.76).
        
        
          Die Teilnehmenden wurden in einem Online-Panel rekru-
        
        
          tiert und beantworteten einen webbasierten Fragebogen. Die
        
        
          Anzahl der geschäftlichen E-Mails pro Tag wurde direkt erfragt
        
        
          und die Einschätzung der Qualität der geschäftlichen E-Mail-
        
        
          Korrespondenz erfolgte nach Preising (2004; Beispiel-Item:
        
        
          „Ich erhalte E-Mails mit unvollständigen Informationen, so-
        
        
          dass ich Rückfragen stellen muss.“). Das Ausmaß der Infor-
        
        
          mationsüberflutung wurde mit den Skalen von Moser et al.
        
        
          (2002) erhoben (Beispiel-Item: „Das Lesen und Beantworten
        
        
          der E-Mails kostet mich so viel Zeit, dass ich Mühe habe, meine
        
        
          sonstigen Aufgaben zu erledigen.“). Zur Erfassung der betrieb-
        
        
          lichen Vereinbarungen zur E-Mail-Kommunikation wurde den
        
        
          Teilnehmenden eine Liste von 17 möglichen Vereinbarungen
        
        
          vorgelegt und erfragt, inwieweit diese unternehmensweit oder
        
        
          abteilungsintern geregelt sind (vgl Abb. 3).
        
        
          Die Teilnehmenden berichten von einer durchschnittlichen
        
        
          Anzahl von 24.51 geschäftlichen E-Mails pro Tag (SD = 34.21).
        
        
          Das Ausmaß der wahrgenommenen Informationsüberflutung
        
        
          war mit einem Mittelwert von 2.03 (SD = 0.66) recht gering
        
        
          ausgeprägt und ist mit den Ergebnissen von Moser et al. (2002)
        
        
          vergleichbar. In Abbildung 3 wird in Prozent aufgeführt, wie
        
        
          hoch der Anteil der unternehmensweiten sowie abteilungs-
        
        
          internen Vereinbarungen zur E-Mail-Kommunikation ist. Die
        
        
          Ergebnisse verdeutlichen, dass die Vereinbarungen vor allem
        
        
          unternehmensweit verankert sind und die abteilungsinternen
        
        
          Vereinbarungen durchgehend eine geringere Häufigkeit auf-
        
        
          weisen.
        
        
          Zur Bestimmung des Einflusses der Vereinbarungen auf die
        
        
          Informationsüberflutung wurde eine Regressionsanalyse be-
        
        
          rechnet, bei der neben demografischen Variablen die Anzahl
        
        
          und Qualität der geschäftlichen E-Mails statistisch kontrolliert
        
        
          wurde. Die Anzahl der unternehmensweit sowie abteilungsin-
        
        
          tern geregelten Aspekte wurde in die Regression aufgenom-
        
        
          men und die Interaktionen mit der Anzahl und Qualität von
        
        
          E-Mails berechnet. Dabei übt vor allem die Anzahl abteilungs-
        
        
          interner Vereinbarungen einen Einfluss auf den Zusammen-
        
        
          hang zwischen der Anzahl von E-Mails und dem Ausmaß der
        
        
          Informationsüberflutung aus, wobei die Anzahl der unterneh-
        
        
          mensweiten Vereinbarungen keine Wirkung hat. Insbesonde-
        
        
          re bei einer hohen Qualität von E-Mails „schützt“ eine hohe
        
        
          Anzahl abteilungsinterner Vereinbarungen vor der negativen
        
        
          Auswirkung einer hohen Anzahl von E-Mails.
        
        
          Quelle: Eigene Darstellung
        
        
          
            Abb. 2:
          
        
        
          
            Modell der Informationsüberflutung
          
        
        
          Informationsflut
        
        
          • hohe Anzahl von E-Mails
        
        
          • geringe Qualität von E-Mails
        
        
          Informationsüberflutung
        
        
          Die eingehenden Informationen übersteigen
        
        
          die Informationsverarbeitungskapazität.
        
        
          •
        
        
          Probleme mit Informationsüberflutung
        
        
          •
        
        
          Beeinträchtigung des Arbeitsablaufs
        
        
          •
        
        
          oberflächliche Arbeitsweise
        
        
          •
        
        
          negative Reaktion
        
        
          Negative Konsequenzen
        
        
          • Beeinträchtigung des Arbeitsverhaltens
        
        
          • Beeinträchtigung der psychischen
        
        
          Gesundheit
        
        
          Informationsverarbeitung
        
        
          ineffizienter Einsatz der
        
        
          E-Mail-Kommunikation
        
        
          Auf Ebene der einzelnen Regelungen sind die meisten ab-
        
        
          teilungsinternen Vereinbarungen zielführend, da sie bei einer
        
        
          hohen Menge abteilungsinterner E-Mails eine Informations
        
        
          überflutung verhindern. Bspw. erweisen sich die folgenden
        
        
          Regelungen als wirkungsvoll: Adressierung (z.B. Verwendung
        
        
          von Cc-Mails), Formulierung der Betreffzeile (z.B. Nennung
        
        
          der Projektbezeichnung) sowie Beantwortung von E-Mails (z.B.
        
        
          Definition des Antwortzeitraums). Als nicht wirksam haben
        
        
          sich Vereinbarungen zum Einsatzzweck und sprachlichen Ge-
        
        
          staltung sowie zum Einsatz von Prioritäten und Abwesenheits-
        
        
          benachrichtigungen erwiesen. Bei den unternehmensweiten
        
        
          Vereinbarungen konnten vereinzelte Zusammenhänge zur
        
        
          Informationsüberflutung festgestellt werden, die eher formale
        
        
          Aspekte betreffen, wie Vertraulichkeit, technische Beschrän-
        
        
          kungen und Sicherheit.
        
        
          
            Fazit: Abteilungsinterne Regelungen können helfen
          
        
        
          Zum Umgang mit der Informationsflut am Arbeitsplatz kom-
        
        
          men verschiedene Gestaltungsansätze in Betracht. Neben ei-