PERSONALquarterly 2/2017 - page 9

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02/17 PERSONALquarterly
Qualität der Zusammenarbeit reflektiert und entsprechende
Verabredungen zur Verbesserung trifft. Gründe dafür sind
zum einen die Distanz und die eingeschränkte Übermittlung
von Kontextinformationen im Zuge mediengestützter Kommu-
nikation, zum anderen das Bestreben, dem Team den Raum
für die Entwicklung der Selbstorganisation zu geben. So sollte
in jedem Webmeeting in einem kurzen Blitzlicht Feedback al-
ler Beteiligten zur Qualität der Zusammenarbeit gegeben und
Wünsche zur Verbesserung formuliert werden. Auch können
gezielte Maßnahmen zum Wissensaufbau eingesetzt werden
wie die Sammlung von „Frequently Asked Questions“ (FAQ),
die Bereitstellung von Checklisten und Vorlagen oder sogar der
Einsatz von WIKI-Systemen oder Blogs.
Wenn sich das Team aufgrund seiner projektbedingten zeit-
lichen Befristung auflöst, sollten in der Abschlussphase der
Teamerfolg und die Leistungen der einzelnen Teammitglieder
gewürdigt werden. Dies kann in Form eines webbasierten Mee-
tings stattfinden, in dem ausdrücklich die Teamerfolge beschrie-
ben und vielleicht auch in geeigneter Form visualisiert werden.
PERSONALquarterly:
Ein Blick in die Zukunft: Welche neuen For-
men der virtuellen Zusammenarbeit erwarten uns?
Margarete Boos:
Ortsgebundene dauerhafte Beschäftigung scheint
für viele Manager/-innen für erfolgreiche Projekte nicht er-
forderlich zu sein. Dies zeigt die starke Verbreitung variabler
Arbeitsbeziehungen. Hierzu zählen befristete Arbeitsverträge,
Freiberuflichkeit, Zeitarbeit, Mitarbeit externer Partner. Ob-
wohl variable Arbeitsbeziehungen bereits in 90% der Unterneh-
men verbreitet sind, gewinnen sie nach Einschätzungen aus
der Praxis für die Zukunft weiterhin an Bedeutung (Rump et al.,
2011). Die mit erhöhter organisationaler Distanz verbundenen
Nachteile dieser Arbeitsorganisation werden in der Praxis zwar
gesehen (höherer Steuerungsaufwand, geringere Loyalität, ho-
her Aufwand der Einarbeitung, Know-how-Verluste am Pro-
jektende usw.), aber insgesamt offensichtlich als beherrschbar
eingeschätzt. Zu der Frage, wie virtuelle Zusammenarbeit ge-
staltet und verbessert werden kann, gibt es inzwischen auch
eine ganze Menge Wissen und konkrete Gestaltungsoptionen,
die zunehmend in Unternehmen eingesetzt werden.
Die Task-Media-Fit-Hypothese ist für Ideengenerierungsaufgaben bestätigt, u.a. weil die gegenseitige Produktionsblockierung der
Gruppenmitglieder gerade in größeren Gruppen durch computergestützte Werkzeuge (z.B. Brainstormingtools, Brainwriting) redu-
ziert ist (z.B. Valacich, Dennis & Connolly, 1994). Für die anderen Aufgaben sind die empirischen Befunde uneinheitlich.
Abb. 2:
Aufgaben-Medien-Anpassung
Quelle: Eigene Darstellung adaptiert nach Hollingshead et al., 1993, S. 312
Medien
Steigender Informationsgehalt des Mediums
Aufgaben
Textbasierte Medien Auditive Medien
Audiovisuelle Medien Face to face
Steigender Informationsbedarf
der Aufgabe
Ideengenerierung
(Ideen und Pläne
generieren)
gute Passung
kaum Passung
zu viele Informationen
schlechte Passung
zu viele Informationen
schlechte Passung
zu viele Informationen
Problemlöseaufgabe
(korrekte Lösung aus-
wählen)
kaum Passung
zu wenige
Informationen
gute Passung
gute Passung
schlechte Passung
zu viele Informationen
Entscheidungsaufgabe
(beste Antwort
auswählen)
schlechte Passung
zu wenige
Informationen
gute Passung
gute Passung
kaum Passung
zu viele Informationen
Verhandlungsaufgabe
(Interessenkonflikte
lösen)
schlechte Passung
zu wenige
Informationen
schlechte Passung
zu wenige
Informationen
kaum Passung
zu wenige
Informationen
gute Passung
Hollingshead, A. B./McGrath, J. E./O’Connor, K. M. (1993): Group Task Performance and Communica-
tion Technology: A Longitudinal Study of Computer-Mediated Versus Face-to-Face Work Groups. Small
Group Research, 24(3), 307–333.
Kirkman, B. L./Mathieu, J. E. (2005): The dimensions and antecedents of team virtuality. Journal of
Management, 31(5), 700-718.
McGrath, J. E./Hollingshead, A. B. (1994): Groups Interacting with Technology: Ideas, Evidence, Issues
and an Agenda. Thousand Oaks, CA: Sage Publications, Inc.
Riethmüller, M./Boos, M. (2011): Zwischen Aufgaben-Medien-Passung und Teamleistung: Ein Blick in
die Blackbox der Kommunikation. Wirtschaftspsychologie, 2011(3), 21–30.
Rump, J./Schabel, F./Alich, D./Groh, S. (2010): Betriebliche Projektwirtschaft. Eine Vermessung: Eine
empirische Studie des Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE) im Auftrag von Hays.
Valacich, J. S/Dennis, A. R./Connolly, T. (1994): Idea Generation. In: Computer-Based Groups: A New
Ending to an Old Story. Organizational Behavior and Human Decision Processes, 57, 448–467.
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