PERSONALquarterly 2/2017 - page 12

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PERSONALquarterly 02/17
SCHWERPUNKT
_VIRTUELLE KOOPERATION
3
Hypothese 2: Die wahrgenommene Kompetenz der anderen
Teammitglieder hat einen positiven Einfluss auf das Team-
vertrauen.
3
Hypothese 3: Das wahrgenommene Wohlwollen der anderen
Teammitglieder hat einen positiven Einfluss auf das Team-
vertrauen.
3
Hypothese 4: Die wahrgenommene Integrität der anderen
Teammitglieder hat einen positiven Einfluss auf das Team-
vertrauen.
3
Hypothese 5: Die wahrgenommene Transparenz der anderen
Teammitglieder hat einen positiven Einfluss auf das Team-
vertrauen.
(Wie) unterscheidet sich die Entstehung von Teamvertrauen
in konventionellen und in virtuellen Teams?
Virtuelle Teams berichten im Vergleich zu konventionellen
Teams häufig ein erhöhtes Gefühl der Anonymität und eine
erschwerte gegenseitige soziale Kontrolle (Jarvenpaa/Knoll/
Leidner, 1998). Zudem lassen reduzierte Informationen über
die Umgebungsbedingungen vor Ort sowie fehlende nonver-
bale Hinweise (Cramton, 2001) annehmen, dass auch die Bil-
dung von Vertrauen in virtuellen Arbeitskontexten erschwert
ist. Vergleicht man das Vertrauensniveau in konventionellen
Teams mit dem in virtuellen Teams, dann zeigen empirische
Studien, dass virtuelle Teams zwar zu Beginn der Teamarbeit
tatsächlich ein geringeres Vertrauensniveau aufzeigen, jedoch
bereits nach drei Wochen der Zusammenarbeit ein genauso ho-
hes Vertrauen entwickeln wie konventionelle Teams (Wilson/
Straus/McEvily, 2006). Grund für diesen anfänglichen Ver-
trauensunterschied ist, dass konventionelle Teams anfänglich
in kürzerer Zeit wesentlich mehr Informationen über die an-
deren Teammitglieder und gemeinsame implizite Regeln und
Normen austauschen als virtuelle Teams (Schoorman/Mayer/
Davis, 2007). Die Häufigkeit der Interaktionen mit einer Person
und die damit einhergehende Möglichkeit zur „Sammlung von
Informationen“ sind wesentlich für die Einschätzung der Ver-
trauenswürdigkeit der Teamkollegen. So nehmen Schoorman
und Kollegen (2007) an, dass die Faktoren Kompetenz und In-
tegrität schneller, also auf Basis von weniger Interaktionen mit
einem Gegenüber, eingeschätzt werden können als der Faktor
Wohlwollen, da dieser erst in einer langfristigen Beziehung
sichtbar wird.
Überträgt man diese Hypothese auf den Kontext virtueller
Teamarbeit, kann man zu folgender Annahme kommen: In vir-
tuellen Teams, in denen meist weniger Kommunikation statt-
findet, somit also weniger Informationen gesammelt werden
können und zudem die sozialen Beziehungen weniger im Vor-
dergrund stehen, sind die wahrgenommene Kompetenz und
Integrität der anderen Teammitglieder wichtiger für die Ver-
trauensbildung als das wahrgenommene Wohlwollen.
Bislang gibt es wenige empirische Untersuchungen, die die
Entstehungsfaktoren von Vertrauen in konventionellen und
virtuellen Teams systematisch verglichen haben. Yakovleva,
Reilly und Werko (2010) haben gezeigt, dass in virtuellen Be-
ziehungen zwischen zwei Personen die Kompetenz des Gegen-
übers einen stärkeren Einfluss auf das gegenseitige Vertrauen
hat als in konventionellen Beziehungen. In einer aktuellen
Interviewstudie konnte zudemmit einer qualitativen Herange-
hensweise gezeigt werden, dass integres Handeln wie das Ein-
halten von Regeln und Deadlines und zeitnahe Rückmeldungen
in virtuellen Teams für die Ausbildung von Vertrauen wichtiger
sind als in konventionellen Teams (Breuer et al., 2014). Diese
Studie zeigte auch, dass wohlwollendes Verhalten wie Loyalität
und soziale Unterstützung in konventionellen Teams für die
Vertrauensbildung wichtiger ist als in virtuellen Teams. Ein
Grund für die geringere Bedeutsamkeit von wohlwollendem
Verhalten in virtuellen Teams scheint das Abnehmen der Wich-
tigkeit von guten persönlichen, sozialen Beziehungen zu den
Arbeitskollegen zu sein sowie der zunehmende Fokus auf eine
zuverlässige fachliche Zusammenarbeit. Da ein weiterer Grund
für das geringere Teamvertrauen in virtuellen Teams das Feh-
len von Informationen über die sozialen Umgebungsbedin-
gungen zu sein scheint (Jarvenpaa et al., 1998; Cramton, 2001),
nehmen wir zudem an, dass die Transparenz über Prozesse in
virtuellen Teams für die Ausbildung von Vertrauen wichtiger
ist als in konventionellen Teams. Basierend auf diesen theore-
tischen Überlegungen erwarten wir in der vorliegenden Studie
folgende Zusammenhänge:
3
Hypothese 6: Die Virtualität eines Teams moderiert den Zu-
sammenhang zwischen den Faktoren der wahrgenommenen
Vertrauenswürdigkeit im Team und dem Teamvertrauen in
einer solchenWeise, dass die Faktoren Kompetenz, Integrität
und Transparenz in virtuellen Teams wichtiger für das Team-
vertrauen sind als in konventionellen Teams, während der
Kompetenz
Wohlwollen
Integrität
Transparenz
Persönliche
Vertrauensneigung
Teamvertrauen
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Breuer, Hüffmeier und Hertel (2014) sowie Mayer,
Davis und Schoorman (1995)
Abb. 2:
Wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit im
Team und Teamvertrauen
Wahrgenommene
Vertrauenswürdigkeit
im Team
ß= .198
ß= .320
ß= .197
ß= .208
ns
1...,2,3,4,5,6,7,8,9,10,11 13,14,15,16,17,18,19,20,21,22,...68
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