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PERSONALquarterly 02/16
NEUE FORSCHUNG
_UNTERNEHMERTUM
hilft Trainingsteilnehmern, ihr Verhalten zu ändern und ihre
Handlungen zu korrigieren (Frese & Zapf, 1994; Frese, 2009;
Keith & Frese, 2008). Die Trainingsteilnehmer erfahren durch
Feedback, ob ihre Handlungen den im Training vermittelten
Handlungsprinzipien entsprechen oder ob sie ihre Handlun-
gen anpassen müssen. Dieser Vergleich mit den Handlungs-
prinzipien ermöglicht es den Trainingsteilnehmern, korrektes
Verhalten zu zeigen und somit effektivere Handlungen aus-
zuführen. Wichtig ist, dass die Trainingsteilnehmer sowohl
positives als auch negatives Feedback erhalten, da beide
Feedback-Formen für den Lernerfolg wichtig sind. Negatives
Feedback zeigt den Trainingsteilnehmern, welche Handlungen
nicht zielführend waren und korrigiert werden müssen (Frese
& Zapf, 1994; Frese, 2009; Keith & Frese, 2008). Positives Feed-
back unterstützt die Trainingsteilnehmer darin, richtiges Ver-
halten aufrechtzuerhalten und motiviert sie, weiterhin aktiv zu
bleiben (Frese & Zapf, 1994). Im Rahmen von STEP diskutieren
die Trainingsteilnehmer ihre unternehmerischen Handlungen
und erhalten vom Trainer sowie von den anderen Trainingsteil-
nehmern Feedback. Gleichzeitig werden im Training Übungen
durchgeführt, die den Teilnehmern helfen, unternehmerische
Fähigkeiten anzuwenden. Die Übungsergebnisse werden im
Training diskutiert und der Trainer sowie die Teilnehmer ge-
ben Feedback über die Ergebnisse. Übungen sind beispielswei-
se die Nutzung von Kreativitätstechniken zum Identifizieren
von Geschäftsideen, das Setzen von hohen und spezifischen
Zielen, die Erstellung eines Handlungsplans zur Gründung
sowie die Erstellung von Back-up-Plänen. Zusätzlich führen
die Trainingsteilnehmer Übungen durch, die ihnen beibringen,
eine Marktanalyse durchzuführen, einen Produktionsplan zu
entwickeln, geeignete Kapitalgeber zu finden sowie buchhalte-
rische Aufgaben und Aufgaben aus dem Finanzmanagement
anzuwenden.
Wissenschaftliche Untersuchungen zu STEP
Das primäre Ziel von STEP ist es, Unternehmertum und un-
ternehmerische Karrieren zu fördern. Zur Erreichung dieses
Ziels ist es in einem ersten Schritt notwendig, die Einstellung
der Trainingsteilnehmer so zu verändern, dass Unternehmer-
tum eine attraktive und für die Teilnehmer machbare Karriere­
option wird. STEP soll auf diese Weise Trainingsteilnehmern
zu erfolgreicheren Karriereverläufen verhelfen. Die Trainings-
teilnehmer sollen erfolgreicher bei Unternehmensgründungen
sein und somit Arbeitsplätze für sich und Dritte schaffen. Wenn
die Trainingsteilnehmer eine Karriere als Angestellte in einem
Unternehmen verfolgen, soll STEP ihnen helfen, erfolgreicher
im Beschäftigungsverhältnis zu sein.
Umdie positiven Effekte von STEP zu untersuchen, habenwir
bislang 18 Evaluationsstudien mit insgesamt mehr als 3.000
Trainingsteilnehmern in verschiedenen Ländern Afrikas und
Asiens durchgeführt. Die Evaluationen erfolgten dabei nach
höchsten wissenschaftlichen Standards. Dies bedeutet, dass
wir jeweils ein experimentelles Design mit randomisierten
Trainings- und Kontrollgruppen verwendet haben. Datenerhe-
bungen fanden dabei vor und mehrere Male nach dem Trai-
ning zur Untersuchung von Kurz- und Langzeiteffekten statt.
Ein solches Design ermöglicht es, systematische Fehler bei
Evaluationen auszuschließen (z.B. Einfluss von Drittvariablen
wie veränderte ökonomische oder individuelle Bedingungen).
Somit erlaubt ein solches Design, kausale Rückschlüsse auf
die Wirksamkeit des Trainings zu ziehen (Cook et al., 1990).
Ein experimentelles Design mit Randomisierung beinhaltet,
dass die Teilnehmer der Studie durch Zufall in zwei Gruppen
aufgeteilt werden. Die eine Gruppe erhält das Training (Trai-
ningsgruppe), die andere Gruppe nimmt nicht am Training teil
oder erhält es erst nach Beendigung der Datenerhebung (Kon-
trollgruppe). Durch die Randomisierung wird sichergestellt,
dass die Gruppen vor dem Training äquivalent sind und sich
nicht in Charakteristika wie beispielsweise Geschlecht, Alter,
Intelligenz, Bildung oder unternehmerische Erfahrung unter-
scheiden. Da sich beide Gruppen vor dem Training gleichen,
können Unterschiede zwischen den beiden Gruppen nach dem
Training auf das Training zurückgeführt werden.
Die Evaluationsstudien aus den verschiedenen Ländern zei-
gen alle ein übereinstimmendes Muster, was schlussfolgern
lässt, dass die Trainingseffekte auf verschiedene Kohorten und
Kontexte übertragbar sind. Wir nehmen daher im Folgenden
Bezug auf eine Trainingsevaluation, die über einen Zeitraum
von 18 Monaten mit Universitätsstudenten von zwei Universi-
täten in Kampala, Uganda durchgeführt wurde (vgl. Gielnik et
al., 2015, und Bischoff, Gielnik, & Frese, 2014).
Effekte von STEP direkt nach dem Training
Die Evaluationen zeigen, dass STEP signifikante Effekte auf
das Erkennen und Ergreifen von Geschäftsideen sowie auf das
Ausüben unternehmerischer Aktivitäten hat (Gielnik et al.,
2015). Die Ergebnisse zeigen, dass die Trainingsteilnehmer
20% mehr Geschäftsideen identifizierten als die Kontrollgrup-
pe. Ferner erhöht STEP die unternehmerische Aktivität der
Trainingsteilnehmer (Gielnik et al., 2015). Unternehmerische
Aktivitäten (Start-up-Aktivitäten) sind alle Handlungen, die
notwendig für die Unternehmensgründung sind. Solche Akti-
vitäten sind beispielsweise die Durchführung von Markt- und
Kundenanalysen oder die Beschaffung von Ressourcen wie
Rohmaterialien und Ausrüstung. Unsere Evaluationen zeigen,
dass die Trainingsteilnehmer innerhalb eines Jahres 36% mehr
Start-up-Aktivitäten ausführten als die Kontrollgruppe (Giel-
nik et al., 2015).
Der Unterschied zwischen beiden Gruppen bleibt auch
langfristig und selbst nach erfolgter Gründung bestehen. Die
Ergebnisse machen deutlich, dass die Trainingsteilnehmer ins-
gesamt unternehmerisch aktiver bleiben als die Teilnehmer
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