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          02/16  PERSONALquarterly
        
        
          ABSTRACT
        
        
          
            Forschungsfrage:
          
        
        
          Wie können industrielle Dienstleistungsunternehmen das Commitment
        
        
          ihrer direkt vor Ort beim Kunden eingesetzten Mitarbeiter gegenüber ihrem Arbeitgeber
        
        
          erhöhen?
        
        
          
            Methodik:
          
        
        
          Leitfadengestützte Experteninterviews mit Geschäftsführern bzw. Personalver-
        
        
          antwortlichen von industriellen Dienstleistungsunternehmen.
        
        
          
            Praktische Implikationen:
          
        
        
          Identifikation personalwirtschaftlicher Maßnahmen zur Erhö-
        
        
          hung des normativen, affektiven und kalkulativen Commitments der Mitarbeiter gegen-
        
        
          über ihrem Arbeitgeber.
        
        
          ner und externer Entgeltgerechtigkeit agiert. Interne Entgeltge-
        
        
          rechtigkeit erfordert eine unternehmensintern einheitliche und
        
        
          konsistente, bspw. anforderungsabhängige, Entgeltgestaltung,
        
        
          während die externe Entgeltgerechtigkeit eine Orientierung
        
        
          an den Entgeltgegebenheiten des jeweiligen Kunden erfordert.
        
        
          Neben der Gerechtigkeitsdimension ist hinsichtlich der Entgelt-
        
        
          gestaltung zudem zu beachten, dass die eigenen Personalkosten
        
        
          nicht eine Höhe erreichen dürfen, die dazu führt, dass eine
        
        
          Beauftragung durch den Kunden am Preis scheitert.
        
        
          Erachten die beim Kunden eingesetzten Mitarbeiter die
        
        
          Arbeitsbedingungen (wie bspw. Entgelt, betriebliche Sozial-
        
        
          leistungen, Fort- und Weiterbildung, Arbeitszeit etc.) des Kun-
        
        
          denunternehmens jedoch als attraktiver als die vom eigenen
        
        
          Arbeitgeber offerierten, werden mitarbeiterseitige Wechselab-
        
        
          sichten wahrscheinlich. Daher bildet die Mitarbeiterbindung
        
        
          eine weitere Herausforderung des Personalmanagements in-
        
        
          dustrieller Dienstleistungsunternehmen und eine überdurch-
        
        
          schnittliche Fluktuationsquote ist nicht selten. Verschärft wird
        
        
          diese Problematik, wenn die Kunden auch deshalb industrielle
        
        
          Dienstleister beauftragen, um sich von eigenen Rekrutierungs-
        
        
          bemühungen nach Fachkräften zu entlasten, und somit indus-
        
        
          trielle Dienstleister latent auch als Personalvermittler nutzen.
        
        
          Der längerfristige kundenspezifische Einsatz der Mitarbeiter
        
        
          bringt zudem besondere Herausforderungen für die Personal-
        
        
          entwicklung mit sich. Zur Sicherung der längerfristigen Einsetz-
        
        
          barkeit ist im Rahmen der Fort- und Weiterbildung primär die
        
        
          Vermittlung von kundenspezifischem Know-how erforderlich,
        
        
          was die Einsetzbarkeit des Mitarbeiters bei anderen Kunden je-
        
        
          doch nicht erhöht und zugleich die Abhängigkeit vom Kunden
        
        
          verstärkt. Das Dilemma im Rahmen der Personalentwicklung
        
        
          besteht also darin, dass die industriellen Dienstleister einerseits
        
        
          in die Mitarbeiter investieren und damit zugleich einseitig die
        
        
          Bindung an das Kundenunternehmen verstärken. Durch das
        
        
          kundenspezifische Know-how und die längerfristige kundenspe-
        
        
          zifische Tätigkeit stößt auch die Mitarbeiterförderung (Talent Ma-
        
        
          nagement) als weiteres Handlungsfeld der Personalentwicklung
        
        
          alsbald an ihre Grenzen. Eine längerfristige Karriereplanung
        
        
          kann unternehmensintern sicherlich nur sehr eingeschränkt
        
        
          vorgenommen werden, da Entwicklungen innerhalb der Kunden-
        
        
          organisation und der Fortgang der Geschäftsbeziehung zwischen
        
        
          sondern zugleich eine doppelte „kulturelle Passung“ aufweisen
        
        
          müssen: zur Unternehmenskultur des Arbeitgebers („Person-
        
        
          Organisation-Fit“) und zugleich zur Unternehmenskultur des
        
        
          Kunden („Person-Kunden-Fit“).
        
        
          Da die Mitarbeiter in regelmäßiger Interaktion mit Mitarbei-
        
        
          tern des Kundenunternehmens stehen und vor Ort beim Kun-
        
        
          den eingesetzt sind, haben sie unweigerlich auch Einblick in
        
        
          die Entgeltpolitik des Kundenunternehmens – hinsichtlich der
        
        
          Höhe und Zusammensetzung des Entgelts wie auch hinsichtlich
        
        
          der betrieblichen Sozialleistungen. Ein Vergleich der eigenen
        
        
          Entgeltsituation mit der finanziellen Situation der Mitarbeiter
        
        
          des Kundenunternehmens unter Gerechtigkeitsaspekten wird
        
        
          daher unvermeidlich erfolgen (Huf, 2014). Dies stellt zweifellos
        
        
          eine Herausforderung für die Entgeltpolitik des industriellen
        
        
          Dienstleisters dar, die in einem Spannungsfeld zwischen inter-
        
        
          
            Abb. 1:
          
        
        
          
            Personalwirtschaftliche Spezifika des Personal-
          
        
        
          
            managements industrieller Dienstleister
          
        
        
          Quelle: Eigene Darstellung
        
        
          Spezifika industrieller
        
        
          Dienstleister
        
        
          Kundenspezifische Personalbeschaf-
        
        
          fung und Erbringung wissens
        
        
          intensiver Dienstleistungen
        
        
          Mitarbeiter arbeiten jeweils für nur
        
        
          einen Kunden längerfristig vor Ort
        
        
          Einbindung der Mitarbeiterleistung
        
        
          in den Wertschöpfungsprozess des
        
        
          Kunden ohne Eingliederung der Mit-
        
        
          arbeiter in die Kundenorganisation
        
        
          Herausforderungen des
        
        
          Personalmanagements
        
        
          industrieller Dienstleister
        
        
          Personalbeschaffung
        
        
          Entgeltgestaltung
        
        
          Mitarbeiterbindung
        
        
          Personalentwicklung
        
        
          Mitarbeiterführung