21
        
        
          04/15  PERSONALquarterly
        
        
          Unternehmen verfügt über – im internationalen Vergleich –
        
        
          die größten Prüfstände, aber auch spezialisierte Inhouse-Tests.
        
        
          Insgesamt sind 439 Mitarbeitende im Unternehmen beschäf-
        
        
          tigt. Eine betriebliche Interessenvertretung ist etabliert. Die
        
        
          Rolle des Betriebsrats wird von den Interviewten eher als
        
        
          „begleitend-passiv“ beschrieben. Der Betriebsrat selbst arti-
        
        
          kuliert dies als eine Art „Vertretungsunwirksamkeit“ in einem
        
        
          „inhabergeführten“ Familienunternehmen, „in dem Entschei-
        
        
          dungen (allein) durch die Geschäftsführung gefällt werden“.
        
        
          Der Betriebsrat gilt aber als „Vorschlägen gegenüber aufge-
        
        
          schlossen und verhindert keine Innovationen“.
        
        
          Die Partizipation der Mitarbeiter als ein Indikator der Er-
        
        
          kenntnisfähigkeit weist keine Besonderheiten auf und ist
        
        
          durchschnittlich ausgeprägt. Regelmäßig institutionalisierte
        
        
          Besprechungen finden – wenn auch nicht durchgängig in allen
        
        
          Abteilungen und auf allen Funktionsebenen – statt. Als vorran-
        
        
          gige Kommunikationsform im Arbeitsprozess wird das direkte
        
        
          Gespräch zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter benannt. Im
        
        
          Rahmen eines betrieblichen Vorschlagswesens – als Grund-
        
        
          prinzip des Qualitätsmanagements –  sind ein kontinuierlicher
        
        
          Verbesserungsprozess (KVP) und KVP-Teams institutionali-
        
        
          siert. Implementiert sind regelmäßige Mitarbeitergespräche
        
        
          in Verbindung mit Zielvereinbarungen.
        
        
          Responsivität im Sinne der Berücksichtigung ökologischer
        
        
          und gesellschaftlicher Aspekte, beispielsweise durch die Ver-
        
        
          meidung von Müll, die Nutzung von erneuerbaren Energien
        
        
          und auch die Freistellung von Mitarbeitern für die Wahrneh-
        
        
          mung sozialen Engagements, wird von allen Befragten der
        
        
          Organisation als bedeutsam eingestuft. Positiv bewertet wird
        
        
          ebenfalls, dass in der Organisation die Diskriminierung von
        
        
          Minderheiten nicht geduldet und Mobbing unterbunden wird.
        
        
          Die Arbeitgeberverantwortung bezüglich der Zufriedenheit
        
        
          im Unternehmen wird seitens der Organisationsleitung po-
        
        
          sitiver bewertet als von der Belegschaft selbst. Eine Berück-
        
        
          sichtigung auch individueller Bedürfnisse des Personals, wie
        
        
          z.B. Präventionsmaßnahmen im Hinblick auf psychische Er-
        
        
          krankungen, zeigen die Befunde eher nicht. Bestätigt wird,
        
        
          dass Erfahrungen sowohl mit Männern als auch mit Frauen in
        
        
          Führungsposition vorliegen. Zur Verbesserung der Vereinbar-
        
        
          keit von Familie und Beruf ist darüber hinaus die Einrichtung
        
        
          eines Betriebskindergartens geplant. Die Befunde zeigen aber
        
        
          auch, dass die Organisation restriktiv in Bezug auf Alter bei der
        
        
          Personalbeschaffung ausgerichtet ist: Die Interviewpassagen
        
        
          verweisen auf eine tendenzielle Zentrierung auf „junge“ Mit-
        
        
          arbeiter im Sinne einer „Verjüngungsstrategie“.
        
        
          Die Organisation besitzt die Handlungsfähigkeit, Innovati-
        
        
          onen zu initiieren. Von der Führungsebene der Organisati-
        
        
          on werden Innovationen jedoch generell eher als risikoreich
        
        
          wahrgenommen. Im Zeitraum der letzten drei Jahre wurden
        
        
          Produkt-, imWesentlichen aber Dienstleistungs- sowie Prozess-
        
        
          und Verfahrensinnovationen realisiert. Die Innovationspro-
        
        
          zesse orientieren sich aufgrund des hohenWettbewerbsdrucks
        
        
          der Branche eng an den Anforderungen der Kunden. Bei der
        
        
          Entwicklung von Innovationen wird entsprechend darauf ver-
        
        
          wiesen, diese in enger Kooperation mit den Kunden zu reali-
        
        
          sieren. Die Organisation nutzt die Expertise von öffentlichen
        
        
          Forschungseinrichtungen für Innovationen.
        
        
          
            Typ „Hohe Innovativität“
          
        
        
          Fallstudienunternehmen B ist eine konfessionell gebundene
        
        
          Pflegeeinrichtung. Sie wurde als Teil eines Mehrgenerationen-
        
        
          konzepts 2011 gegründet. In Unternehmen B werden drei Leis-
        
        
          tungsbereiche angeboten: stationäre Altenpflege, ambulante
        
        
          Pflege sowie Quartiersmanagement, das mit Service- bzw.
        
        
          Dienstleistungsangeboten den originär pflegerischen Bereich
        
        
          ergänzt und Menschen mit Unterstützungsbedarf ermöglicht,
        
        
          in ihrem vertrauten Wohnumfeld weitgehend eigenständig
        
        
          weiterleben zu können. Zum Zeitpunkt der Fallstudie sind am
        
        
          Standort ca. 90 Mitarbeiter sozialversicherungspflichtig be-
        
        
          schäftigt. Ein Betriebsrat ist nicht etabliert.
        
        
          Die Partizipation der Mitarbeiter als zentrales Element der
        
        
          Erkenntnisfähigkeit ist stark ausgeprägt. Neben regelmäßig
        
        
          institutionalisierten Besprechungen auf Teamebene und in
        
        
          Qualitätszirkeln im Rahmen des Qualitätsmanagements spie-
        
        
          gelt das Interviewmaterial vor allem auch eine hohe Intensität
        
        
          des individuellen Austauschs – sei es auf kollegialer Ebene
        
        
          oder mit den Vorgesetzten – wider. Die Mitarbeiter bestäti-
        
        
          gen, dass „(…) die Vorgesetzten auf jeden Fall ein offenes Ohr
        
        
          haben“ und dass „ohne Ängste“ neue Ideen eingebracht wer-
        
        
          den können. Betont wird neben der Offenheit des Führungs-
        
        
          personals vor allem auch die Freundlichkeit im gegenseitigen
        
        
          Umgang. Ebenfalls positiv nehmen die Mitarbeiter ihre indi-
        
        
          viduellen Handlungsspielräume wahr. Institutionalisiert sind
        
        
          Rückkoppelungsprozesse zwischen Vorgesetzten und Mitar-
        
        
          beitenden in Form regelmäßiger Mitarbeitergespräche sowie
        
        
          ein Vorschlagswesen.
        
        
          Die Responsivität gegenüber externen und internen An-
        
        
          spruchsgruppen,  die – direkt oder indirekt, gegenwärtig oder
        
        
          zukünftig – für den Betrieb und das betriebliche Geschehen
        
        
          von Relevanz sind, wird in den Selbsteinschätzungen als stark
        
        
          ausgeprägt bewertet. Insbesondere die soziale Offenheit der
        
        
          Organisation – Indikator eines erfolgreichen Diversity Manage-
        
        
          ments – schätzen die Befragten als hoch ein. Positiv bewertet
        
        
          wird das Engagement gegen Mobbing und Diskriminierung.
        
        
          Führungspositionen sind sowohl mit Frauen als auch mit Män-
        
        
          nern besetzt. Die Arbeitgeberverantwortung hinsichtlich der
        
        
          Prävention psychischer Erkrankungen wird als gut bewertet.
        
        
          Das organisationale Umweltbewusstsein spielt im Bereich
        
        
          Müllvermeidung eine starke Rolle, hingegen der Einsatz rege-
        
        
          nerativer Energien nur eine untergeordnete Rolle.
        
        
          In der Fortschrittsdimension Handlungsfähigkeit ist der
        
        
          Organisation das Vermögen zu attestieren, Innovationen zu