Immobilienwirtschaft 3/2019 - page 49

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nologie das Einkaufsverhalten und die Bewegungen von mehr
als 100 Millionen Konsumenten untersucht. Daraus lassen sich
viele wichtige Informationen ableiten, die beispielsweise für die
Ermittlung der optimalen Lage für einen Einzelhändler perfekt
sind“, so Herr. „Eine wirkliche Innovation im Investmentbera­
tungsgeschäft wäre gegeben, wenn eine Plattform an den Markt
kommt, die die Vielzahl der global verfügbaren Immobilien­
investitionsmöglichkeiten hinsichtlich der Kriterien des jewei­
ligen Investors verlässlich aufbereitet. Denn kein Transaktions­
team hat die Kapazitäten, die Gesamtheit aller weltweit verfüg­
baren Angebote zu erfassen und auszuwerten“, so sein Fazit.
„Bei uns beschäftigt sich gut ein Drittel mit Digital- und
Technology-Themen. Wir stellen unserem globalen Netzwerk
kontinuierlich selbst entwickelte digitale Tools und Apps zur
Verfügung, um den Vermarktungsprozess zu vereinfachen. Alle
Entwicklungen sind dabei ,mobile first‘ konzipiert, um unsere
Immobilienberater ortsunabhängig arbeiten zu lassen“, berich­
tet Christian Evers, Vorstandsmitglied der Engel & Völkers AG.
„Aufgrund ihres Marktwissens und ihrer persönlichen Kompe­
tenz behalten unsere Berater jedoch ihre Daseinsberechtigung.“
Internetmakler stellen einen anonymi-
sierten Vertriebsweg dar. In vielen Fällen
ist aber der Beratungsbedarf erheblich
„Unsere Offenen Immobilienfonds und Spezialfonds un­
terliegen beim An- und Verkauf von Objekten strengen Com­
pliance-Regeln. Der Ablauf der Prozesse muss daher lückenlos
dokumentiert werden. Bei der Transaktion komplexer großvolu­
miger Objekte binden wir professionelle Dienstleister – darunter
auch Maklerunternehmen – ein, die uns beispielsweise bei der
Due Diligence oder dem Bieterverfahren unterstützen. Offene
Vermittlungsplattformen mit Direktkontakt zwischen Anbieter
und Kaufinteressent stellen daher für uns keine Alternative zu
professionellen Beraterdienstleistungen dar“, erläutert Thomas
Schmengler, Geschäftsführer von Deka Immobilien und zustän­
dig für den An- und Verkauf. Das Unternehmen kaufte 2018 Ob­
jekte für 3,9 Milliarden Euro an; das Volumen der Verkäufe lag
bei 600 Millionen Euro.
„Ich weiß aus vielen Gesprächen, dass eine Großzahl der
,klassischen‘ Makler noch nicht verstanden haben, dass durch
PropTechs neue Wettbewerber auf uns zukommen und sie dem
nichts entgegenzusetzen haben, wenn sie sich nicht der Digitali­
sierung öffnen und selber Plattformen oder Netzwerke gründen,
die für sie diese Aufgabe erfüllen. Wir hingegen investieren selber
in neue Software und Marketingtools und testen gezielt Metho­
den aus, mit denen wir am besten neue Kundenkreise gewinnen
können“, lautet die Einschätzung von Corvin Tolle, geschäftsfüh­
render Gesellschafter von Rohrer Immobilien Berlin.
„Internetmakler stellen einen weitgehend anonymisierten
Vertriebsweg dar, der sich noch amMarkt beweisenmuss. Unsere
Kunden legen größten Wert auf eine persönliche Betreuung und
auf ein enges Vertrauensverhältnis gegenüber demvermittelnden
Makler. Stimmt die ‚Chemie‘ zwischen den Beteiligten nicht, stellt
sich der Erfolg nur sehr schwer oder gar nicht ein. Insbesondere
in ländlichen Regionen oder bei Spezialimmobilien ist der Bera­
tungsbedarf erheblich“, sagt Bernd Hollstein, Verkaufsleiter der
Hans Schütt Immobilien Gesellschaft in Kiel.
„Viele PropTechs arbeiten derzeit kostenlos für den Verkäu­
fer. Dieses Geschäftsmodell ist spätestens mit der Einführung
eines Bestellerprinzips für den Verkauf erledigt“, ergänzt Dirk
Schemmer, Inhaber vonDirk Schemmer Immobilien in Freiburg.
Potenziale im Zuge der Digitalisierung gebe es sicherlich im Be­
reich Prozessoptimierung. „Hier sind wir heute schon sehr gut
aufgestellt. Eine Gefahr für mein Unternehmen sehe ich nicht.
Wir bedienen Kunden, die Wert auf eine professionelle Dienst­
leistung auf höchstem Niveau legen. PropTechs sind auf Masse
ausgerichtet und sprechen eine andere Zielgruppe an. Dort geht es
eher darum, eine einfache oder durchschnittliche Dienstleistung
ohne Kosten für den Verkäufer anzubieten“, so Schemmer.
„Für uns als Makler wird es immer wichtiger, Kunden digi­
tal zu erreichen und ihnen über neue Tools Mehrwerte anzu­
bieten. Deshalb prüfen wir neben innovativen Ideen, wie zum
Beispiel dem Einsatz von Virtual oder Augmented Reality, auch
die Funktionen und den Nutzen neuer PropTechs“, erklärt Ca­
ren Rothmann, geschäftsführende Gesellschafterin der David
Borck Immobiliengesellschaft. Bei der Immobilienakquise setze
das Unternehmen auf ein digitales Tool der Eigenentwicklung.
„Generell haben für uns die persönliche Betreuung der Immobi­
lienverkäufer und -käufer ebenso wie die jahrelange Erfahrung
und das Know-how der Mitarbeiter Priorität. Oft sind Immo­
bilientransaktionen von Privatpersonen mit Emotionen, vielen
Fragen und persönlichem Vertrauen zum Makler verbunden –
das kann ein PropTech zwar unterstützen, niemals aber ersetzen“,
so Rothmanns Erfahrung.
«
Gabriele Bobka, Bad Krozingen
Die Kunden erhalten
eine Einschätzung,
die auf maschinellem
Lernen beruht.
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