Immobilienwirtschaft 3/2019 - page 39

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50-Prozent-Quote schon erreicht worden
sei. Die Stadt übernehme vieles in Eigen-
regie, etwa die Vermarktung.
Kleiner kündigte an, Auswirkungen
von Bürgerbegehren und -entscheiden
zu evaluieren. Mit der gesamtdeutschen
Perspektive stellte Jensch fest, dass die
zunehmende Bürgerbeteiligung ein Rie-
senproblem der Branche sei. Hier gelte
es, besser zu kommunizieren. Diese An-
sicht teilt auch Haag. Mit Blick auf die
Freiburger meinte er aber, dass diese auch
eine Pflicht hätten, sich zu informieren.
Er sieht mit der gesteigerten Bürgerbe-
teiligung das Prinzip der repräsentativen
Demokratie und die Gemeinwohlorien-
tierung gefährdet. Für die Zukunft hat
sich der Baubürgermeister gleichwohl
vorgenommen, mehr Vertrauen in die
Politik zu schaffen, indem er der Bevöl-
kerung und Wirtschaft vermittelt, wie
komplex die Vorgänge sind. „Wir haben
ein Kommunikationsthema. Es ist das
Thema der nächsten Jahre.“
Impulse, die über Südwestdeutschland hinausreichen, lieferte das 1. Freiburger
Immo-Update, das Pre-Opening der Fachmesse Immo. Experten sprachen über
das Blasenrisiko, gefühlte Wohnkosten und wie der Wohnungsnot beizukommen ist.
Flächen aufgekauft und neue Baugebiete
ausgewiesen. Haag schränkte ein, dass
Freiburg keine großen Industriebrachen
habe und deshalb in die Außenentwick-
lung gehen müsse. Insgesamt räumt das
Land laut Kleiner der Innenentwicklung
Vorrang ein. Auf die Frage, ob die Lan-
desbauordnung zu streng sei, antwortete
Kleiner mit einem deutlichen Ja. Sie solle
entschlackt und Genehmigungsverfah-
ren beschleunigt werden. Das sei aber ein
Konfliktpunkt in der Koalition.
Kommunikation ist
das Schlüsselthema
der Stadtplanung
Für denneuen Stadtteil Dietenbachhat
Horn eine 50-Prozent-Quote für sozial ge-
förderten Wohnraum vorgesehen. Jensch
hält dies für ein Risiko, denn der Vorlauf
sei zu lang undWirtschaftlichkeitsberech-
nungen seien kaum möglich, gerade bei
Quartierenmit Mischnutzung. Haag wen-
dete ein, dass in einigen Baugebieten die
letzten 15 Jahre beim Neubau von Woh-
nungen nachgeholt. Der soziale Woh-
nungsbau komme die Stadt in der Masse
gesehen zu teuer. Er plädierte dafür, diese
Maßnahme nur punktuell einzusetzen.
Die anschließende Podiumsdiskussi-
on ging der Frage nach: „Schwarmstadt
Freiburg –Wohnraum nur für Topverdie-
ner?“ Die Bühne teilten sich Prof. Dr. Mar-
tin Haag, Baubürgermeister von Freiburg,
Michael Kleiner, Ministerialdirektor im
baden-württembergischen Ministerium
fürWirtschaft, Arbeit undWohnungsbau,
Sun Jensch, Bundesgeschäftsführerin des
Immobilienverbands Deutschland (IVD).
Konfrontiert mit dem Wunsch von
Freiburgs Oberbürgermeister Martin
Horn nach mehr finanziellem Engage-
ment des Landes für Wohnen, sieht sich
Kleiner durchaus in der Pflicht. Er verwies
aber darauf, dass Fördermittel nicht ab-
gerufen würden, weil die Bauwirtschaft
mit Regulierungen kämpfe und Flächen
fehlten. Jensch führte Hamburg undMün-
ster als Vorreiter in der Wohnungsbaupo-
litik ins Feld. Beide Städte hätten massiv
Dr. Kathrin Dräger, Freiburg
„Die Mietpreisbremse hat
relativ wenig gebremst.“
Prof. Dr. Dr. h.c. Lars P. Feld,
Universität Freiburg/„Wirtschaftsweiser“
Die Perspektive von Land, Bund und Stadt vertraten (v.l.n.r) Ministerialdirektor Michael Kleiner,
Sun Jensch vom IVD und Baubürgermeister Martin Haag. Moderiert hat Dirk Labusch.
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