Immobilienwirtschaft 6/2018 - page 34

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FINANZIERUNG, INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
INTERVIEW
Was ist eigentlich mit Transparenz in
diesen Märkten?
Die Märkte sind dort
alle mehr oder weniger „Blackboxes“, sie
sind tatsächlich 20 Jahre zurück. Es gibt
hier keine verlässlichenMarktdaten. Aber
wir möchten gerne etwas dafür tun, diese
Märkte transparenter zu gestalten. Wir
würden gerne institutionelle Entwickler
und Investoren dorthin bringen. So versu-
chen wir unseren Kunden klarzumachen,
dass es in ihrem Interesse ist, Daten zu
teilen. Vorbild ist das Transparenzmodell,
das wir in Westeuropa haben.
So wie in Deutschland vor 25 Jahren.
Wenn ich noch einmal die Situation in den
osteuropäischen Märkten anschaue, dann
ist es dort gelungen, die Transparenz sehr
stark zu erhöhen.Wir habenAllianzenmit
unseren Wettbewerbern gegründet. Alle
in einemGebiet tätigenMaklerhäuser ha-
ben von ihren Kunden die Daten erfragt.
So bekam dies mehr Gewicht. Es ist na-
türlich schwierig, Innovationen in einen
Teil der Welt zu bringen, der noch nicht
so sehr institutionalisiert ist. Man muss
sehen, was hier möglich ist.
wachsender Markt. Von dort aus werden
wiederum Projekte unter anderem in
Äthiopien angestoßen. Wir versuchen ein
paar Schlüsselmärkte zu besetzen und von
dort aus in den Nachbarmärkten zu agie-
ren. Wir haben zum Beispiel ein Büro in
Lagos inNigeria oder immarokkanischen
Casablanca. Von dort aus beratenwir auch
Kunden in Tunesien und Algerien.
Warum? Ist der Markt zu klein oder zu
wenig erfolgversprechend?
Sie brauchen
ziemlich viel Fantasie, umAfrika als einen
wachsendenMarkt zu sehen. AlsMarkt, in
dem sich mit Projekten, die dort initiiert
werden, eines Tages auch Geld verdienen
lässt.
Ist Korruption ein großes Thema?
Das
ist die erste Frage, die wir von Investoren
hören. Und die Antwort lautet: Es gibt
Korruption, aber es gibt Fortschritte. Wir
lassen die Finger von Projekten, die sich
als ein potenzielles Risiko darstellen. Wir
haben unsere globalenCompliance-Richt-
linien, die für uns essenziell sind. Hier
werden wir keine Kompromisse eingehen.
Die Mär von dem
„Investmentmarkt Afrika“
Foto: JLL; Roel Slootweg/Shutterstock.com
Herr Delvaux, der Messechef der Mipim,
Ronan Vaspart, hat in einem Interview
gesagt, der Kontinent Afrika wäre in
diesem Jahr Ehrengast der Mipim, wenn
es einen gäbe. Warum hat er das wohl
gesagt?
Schwer zu sagen. In Afrika gibt
es bislang kein überbordendes Business.
Johannesburg in Südafrika ist die große
Ausnahme. Aber es gibt auf diesem Kon-
tinent einige opportunistische Märkte.
Allerdings erfordert jeder dieser Märkte
einen anderen Ansatz.
Also gibt es keinen Hype?
Viele sind auf
der Suche nach etwas Neuem neben den
bekannten Märkten. Und warum dann
nicht Afrika? Es führt aber nicht weiter,
pauschal über „Afrika“ zu sprechen, son-
dern man muss tatsächlich die einzelnen
Teilmärkte betrachten. Denn was ist die
Ähnlichkeit zwischen Südafrika, Kenia
und Marokko? Es gibt keine.
Nennen Sie doch einen interessanten
Teilmarkt.
Ich habe gute Erfahrungen in
Ruandas Hauptstadt Kigali gemacht. Es
ist eine saubere Stadt, gut organisiert, der
Markt ist relativ transparent. Und es gibt
einen großen politischen Willen, ihn zu
beleben, Investoren zu zeigen, dass man
fähig ist zu wachsen.
Hat JLL auf dem Kontinent Dependan-
cen?
Wir haben eine sehr große Depen-
dance in Südafrika. Dort gibt es etwas, das
wir „African Desk“ nennen. Das ist ein
Team von Menschen, die Experten sind
für die Länder, in denen wir keine Stütz-
punkte haben. Zum Beispiel sitzen dort
Experten, die den Markt in Ruanda sehr
gut kennen. Sie sind aber in Johannesburg
stationiert.
Arbeitet das Team auch generell für
Ost-afrika?
Nein, wir haben eine Sektion
für Ostafrika, einen großen Stützpunkt in
Nairobi in Kenia. Das ist ein sehr schnell
Bei allen historischen Problemen eine Chance für Investoren – Ruandas Hauptstadt Kigali
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