Am Rand der Republik, aber mittendrin
A
bstrakt betrachtet wirken die Fak-
ten wenig spektakulär: Eine Invest-
mentgesellschaft aus Luxemburg legt
Kapital in einer Immobilie in einer deut-
schen Stadt an, in ein Grundstück und
eine Projektentwicklung. Aber die Stadt
ist Hof, das Projekt ein Einkaufszentrum.
Das weckt Neugierde: Die Stadt Hof ist
kaum auf dem Radar überregionaler Im-
mobilieninvestoren zu finden, und wenn
es um Shopping-Center geht, dann ist in
jüngster Zeit fast nur noch von Moderni-
sierung und bestenfalls Erweiterung, doch
selten noch von Neubau zu lesen.
Die Hof Galerie entsteht
auf einem eingeführten
Handelsstandort mitten
in der Innenstadt
Die Luxembourg Investment Group
LIG setzt beim Engagement für Einzel-
handelsimmobilien auf kleine und mitt-
lere Städte in Deutschland. Vladimir
Volkov, Vorstand der LIG, begründet die
Strategie: „In alles und überall wollen wir
nicht investieren. Auch nicht um jeden
Preis. Aus letzterem Grund bevorzugen
wir Klein- und Mittelstädte. Und dort
wiederum Einkaufs- oder Fachmarkt-
zentren.“ Das Einzelhandelsportfolio
des Unternehmens umfasst bislang einen
Fachmarkt im Trierer Ortsteil Pfalzel,
ein Fachmarktzentrum in Wittlich in der
Eifel, gemeinsam mit Mitiska Reim ein
Fachmarktzentrum in Mönchengladbach
in der Nähe vonDüsseldorf und eben auch
die Hof Galerie in der oberfränkischen
Stadt Hof. So wuchs nach und nach nicht
nur das Portfolio, auch die Objekte selbst
und deren Entfernung vom Firmensitz in
Luxemburg wurden jeweils größer. „Das
spiegelt zwar unser Wachstum, war aber
gar nicht unsere Strategie. Bei der kommt
es immer auf einen Grundsatz an: Sowohl
gesamt zwölf Buslinien neu zu errichten.
„Der Busbahnhof wird auf der unteren
Ebene Teil des Komplexes sein“, sagt Vla-
dimir Volkov. „Außer in Koblenz ist mir
kein Shopping-Center bekannt, in das ein
Busbahnhof integriert ist. So müssen sich
die Nutzer bei schlechtem Wetter und im
Winter nicht unter kleine Dächer an Hal-
testellen drängen.“
Zusammen mit dem
Shopping-Center baut
der Investor auch
den Busbahnhof neu
Gleichzeitig dürften die in Hof nach
den bisherigen Erfahrungen täglich rund
12.000 am Busbahnhof ein- und ausstei-
genden Fahrgäste für Frequenz im Ein-
kaufszentrum sorgen, ließe sich aus Sicht
des Investors hinzufügen. Und wohl auch
aus Sicht der Händler. Als Ankermieter
hat Edeka für eine Fläche von 2.325 Qua-
dratmetern denMietvertrag bereits unter-
schrieben. „Die Hof Galeriemit demNeu-
bau des Busbahnhofs ist ein spannendes
Projekt, das uns die Gelegenheit bietet,
wieder in der Hofer Innenstadt für die
Kunden da zu sein“, sagt Günter Fröber,
Regionalleiter Expansion und Immobilien
Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen.
Das Gesamtkonzept sieht einen Mie-
termix aus den Bereichen Lebensmittel,
Textilien, Schuhe, Unterhaltungselek-
tronik, Drogerie, Dienstleistungen, Ge-
sundheit und Gastronomie vor. Zudem
entstehen zwei Parkdecks mit rund 400
Stellplätzen. Für die Bewirtschaftung
wurde mit dem Unternehmen Parken &
Management GmbH bereits ein langfris
tiger Pachtvertrag abgeschlossen. Mit dem
Bau der Hof Galerie soll im Sommer oder
Herbst 2018 begonnen werden. Ein po-
sitiver Bauvorbescheid liegt bereits vor,
derzeit wird der vor wenigen Wochen
der Makro- als auch der Mikrostandort
müssen stimmen, und zwar für dasThema
Nahversorgung, weil es im Mittelpunkt
unserer Handelsimmobilien steht. In Hof
ließ sich das schnell erkennen.“
Die Stadt Hof hat rund 45.000 Ein-
wohner und liegt, so ein Slogan des
städtischen Marketings, „in Bayern ganz
oben“. Zumindest trifft das für die Sicht
von München aus zu. Die Grenze zur
Tschechischen Republik ist nur rund 25
Kilometer entfernt, das Bundesland Sach-
sen beginnt knapp zehn Kilometer hinter
der Stadt. Bis zum Fall der Mauer galt die
Region als „Zonenrandgebiet“. In jüngster
Zeit stieg – zwar überschaubar, aber den-
noch – sowohl die Zahl der Einwohner als
auch die der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten in Hof.
Doch für einen Handelsstandort ist
eine weitere Zahl wichtig: die Zentralitäts-
kennziffer. Hier kann Hof mit einemWert
von 171 punkten. Nürnberg als nächste
Großstadt liegt rund 150 Kilometer ent-
fernt, und auch zu den näheren Städten
Bayreuth, Marktredwitz und Plauen be-
trägt die Distanz zwischen 30 und 55 Kilo-
metern. Und damit auch zu den nächsten
bestehenden Shopping-Centern. „Viele
Städte in Deutschland sindmit Shopping-
Centern gut versorgt, manche sogar über-
versorgt. In Hof hingegen ist die Situation
anders“, sagt Vladimir Volkov und fügt
hinzu: „Vor allem ist die innerstädtische
Lage ideal.“
Die Hof Galerie entsteht auf einem
eingeführten Handelsstandort. Auf dem
Areal stand früher der so genannte Zen-
tralkauf – ein Betonklotz aus den 1970er
Jahren, der seit 2008 leer stand. Das Ge-
bäude ist inzwischen abgerissen, die neu
entstehende Hof Galerie soll rund 20.000
Quadratmeter Mietfläche umfassen.
Hinzu kommt der Busbahnhof, der sich
schon zuvor an diesem Standort befand.
Die LIG hat sich verpflichtet, im Rahmen
des Neubaus auch den Bahnhof für ins-
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FINANZIERUNG, INVESTMENT & ENTWICKLUNG
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SHOPPING-CENTER