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          6.2018
        
        
          Die Immobiliendienstleister sind große Profiteure des Immobilienbooms. Bald könnten
        
        
          jedoch magerere Zeiten anbrechen – wegen steigender Zinsen und einer schwächer wer-
        
        
          denden Konjunktur. Auch die Digitalisierung stellt sie vor große Herausforderungen.
        
        
          ter streben danach – nicht nur digital –,
        
        
          die Wertschöpfung zu optimieren“, weiß
        
        
          Branchenkenner Beyerle. So weitete Engel
        
        
          & Völkers vor 20 Jahren den Beratungsfo-
        
        
          kus von Wohn- auf Gewerbeimmobilien
        
        
          aus. „Fundiertes Know-how wird immer
        
        
          bedeutsamer“, ist Beller überzeugt. Vor
        
        
          zwei Jahren ging die Engel & Völkers
        
        
          Hotel Consulting, die institutionelle An-
        
        
          leger bei großen Hotel-Deals berät, an
        
        
          den Start. Sie erstellte unter anderem für
        
        
          eine große Fondsgesellschaft Immobilien
        
        
          bewertungen.
        
        
          Der Hotelinvestment-
        
        
          markt boomt enorm:
        
        
          die Dienstleister beraten
        
        
          auch hier
        
        
          Der Hotelinvestmentmarkt verviel-
        
        
          fachte sich binnen weniger Jahre auf 4,1
        
        
          Milliarden Euro und erfordert eine sehr
        
        
          spezielle Expertise. Deswegen hat auch
        
        
          das Beratungshaus Dr. Lübke & Kelber
        
        
          ein eigenes Hotel-Beratungsteam aufge-
        
        
          baut. „Hotels sind Betreiberimmobilien,
        
        
          deren Wertentwicklung vor allem von
        
        
          einem marktfähigen Nutzungskonzept
        
        
          und der Qualität des Betreibers abhän-
        
        
          gig ist, was sehr detaillierte Objekt- und
        
        
          Marktkenntnisse des Transaktionsbera-
        
        
          ters voraussetzt“, betont Ulrich Jacke, ge-
        
        
          schäftsführender Gesellschafter von Dr.
        
        
          Lübke & Kelber.
        
        
          Und in alle Modelle mischt sich die
        
        
          Digitalisierung verstärkt ein. Sie zwingt
        
        
          die Immobiliendienstleister, ihre Ge-
        
        
          schäftsmodelle undKommunikationsstra-
        
        
          tegie stark zu hinterfragen. „Exklusivität
        
        
          und Größe waren lange wesentliche Ga-
        
        
          ranten für den Erfolg“, resümiert Beller.
        
        
          Die Branche weiß nur zu gut, dass diese
        
        
          Zeiten endgültig vorbei sind.
        
        
          Digitalisierung unserer Angebotspalette
        
        
          investiert“, sagt Alexander von Erdély,
        
        
          Geschäftsführer von CBRE Deutschland.
        
        
          Eingesetzt wurde das Geld zum Bei-
        
        
          spiel für die Entwicklung von Software-
        
        
          Tools wie „Calibrate“, mit dem aus Daten
        
        
          und Bewegungsprofilen von Handynut-
        
        
          zern Kaufkraftanalysen erstellt werden
        
        
          können. „Derartige Serviceangebote ge-
        
        
          winnen erheblich an Bedeutung“, stellt
        
        
          Erdély fest.
        
        
          Der Wandel vom Maklerhaus zum
        
        
          Immobiliendienstleister wird auch vom
        
        
          starken Interesse institutioneller auslän-
        
        
          discher Anleger an deutschen Immobilien
        
        
          vorangetrieben. „Gerade diese Klientel er-
        
        
          wartet oft Problemlösungen und Dienst-
        
        
          leistungen aus einer Hand“, weiß Timo
        
        
          Tschammler, Geschäftsführer von JLL
        
        
          Deutschland. Die professionelle Immo-
        
        
          bilienberatung habe im angelsächsischen
        
        
          Raum eine lange Tradition. „Dort werden
        
        
          das Entwicklungspotenzial von Objekten
        
        
          und die darauf wirkenden Einflüsse genau
        
        
          analysiert“, sagt er.
        
        
          Bei CBRE werden deshalb neben
        
        
          der klassischen Maklerangebotspalette
        
        
          Dienstleistungen rund um den Lebenszy-
        
        
          klus einer Immobilie bis hin zum Work-
        
        
          place-Consulting angeboten. Mit dem
        
        
          zuletzt genannten Tool ist es möglich,
        
        
          Immobiliennutzer etwa bei Gestaltungs-
        
        
          konzepten zu beraten.
        
        
          Dass hier großer Beratungsbedarf
        
        
          besteht, hat auch Savills erkannt. „Die
        
        
          Flexibilisierung der Arbeitswelt – Stich-
        
        
          wort: Coworking – erfordert flexiblere Ge-
        
        
          bäudenutzungskonzepte für das Property
        
        
          Management“, argumentiert Lemli. Das
        
        
          benötigte Know-how möchte sich Savills
        
        
          vor allem durch Beteiligungen an Start-
        
        
          ups, die hierfür Konzepte entwickeln,
        
        
          sichern. Integriert werden könnten die
        
        
          digitalen Tools ins Internet-Portal „Work-
        
        
          there“, das zudem mit einer digitalen
        
        
          Transaktionsplattform vernetzt werden
        
        
          soll. „Die meisten Immobiliendienstleis
        
        
          bereits ganz gut gelungen“, erklärt er. In
        
        
          Deutschland entfallen allerdings noch fast
        
        
          drei Viertel des Umsatzes aufs Transakti-
        
        
          onsgeschäft. Diese Quote soll durch den
        
        
          Ausbau des Beratungs- undManagement-
        
        
          geschäfts zügig auf weniger als 50 Prozent
        
        
          verringert werden. Bei JLL bewegt sich
        
        
          dieser Umsatzanteil hierzulande schon in
        
        
          dieser Größenordnung, bei CBRE liegt er
        
        
          mit über 25 Prozent sogar weit darunter.
        
        
          Wachsende Datentrans-
        
        
          parenz beschleunigt das
        
        
          Digitalisierungstempo
        
        
          Michael Müller, Leiter Real Estate &
        
        
          Construction des Beratungsunterneh-
        
        
          mens Deloitte, prophezeit: „Bei der Daten-
        
        
          transparenz wird es in den nächsten Jah-
        
        
          ren einen gewaltigen Schub geben, sodass
        
        
          sich selbst Gewerbeimmobilientransakti-
        
        
          onen digital arrangieren lassen werden.“
        
        
          Allenfalls komplexe, sehr hochvolumige
        
        
          Portfolio-Deals würden künftig weiter
        
        
          mittels Beratern eingefädelt und realisiert.
        
        
          In Estland etwa, so Müller, könnten
        
        
          bereits Immobilientransaktionen mittels
        
        
          Blockchain und digitalen Grundbüchern
        
        
          abgewickelt werden. „Ob so etwas in
        
        
          Deutschland in absehbarer Zeit realisier-
        
        
          bar sein wird, lässt sich schwer einschät-
        
        
          zen“, räumt er ein.
        
        
          Fast alle großen Maklerhäuser nutzen
        
        
          – auch in Deutschland – die Digitalisie-
        
        
          rung zur Optimierung von Geschäfts-
        
        
          prozessen, etwa zur Kommunikation mit
        
        
          Kunden. „Bei uns können die Kunden
        
        
          beispielsweise via 3D-Rundgängen Ge-
        
        
          bäude besichtigen oder uns über soziale
        
        
          Medien kontaktieren“, erklärt Dirk Beller,
        
        
          Bereichsleiter Commercial bei Engel &
        
        
          Völkers. Für solche Tools sind Immobili-
        
        
          enfirmen auch bereit, tiefer in die Tasche
        
        
          zu greifen. „In den vergangenen fünf Jah-
        
        
          ren haben wir 450 Millionen Euro in die
        
        
          Foto: bizvector/shutterstock.com
        
        
          «
        
        
          Norbert Jumpertz, Staig