Immobilienwirtschaft 6/2018 - page 35

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6.2018
Dirk Labusch, Freiburg
Sehen Sie Ihre Präsenz in Afrika als In-
vestment in die Zukunft?
Ich würde es
so sagen: Je eher man im Zyklus in einem
Markt ist, desto früher gibt es Chancen
auf Gewinn. Das ist eine Wette. Lassen
Siemich ein anderes Beispiel bringen. Wir
waren die Ersten, die nach Saudi-Arabien
gegangen sind. Heute haben wir in diesem
Markt eine sehr starke Position.
JLL verdient also in den afrikanischen
Märkten noch kein Geld?
Doch, wir
verdienen sehr wohl Geld in allen Teil-
märkten dort. Man darf nicht vergessen,
dass wir auch als Berater für die großen
Corporates unterwegs sind. Wenn die
eine Niederlassung haben möchten, dann
vermitteln wir sie. Wenn sie sie haben, be-
raten wir sie. Das ist ja Teil unserer Aufga-
be. Und sind wir einmal in einem Markt,
suchen wir natürlich auch nach Gelegen-
heiten, um dort Geld zu verdienen. Wir
bedienen uns dabei natürlich auch lokaler
Strukturen und lokaler Anbieter.
Ist das ein typischer Markteintritt?
Es
kommt immer auf die Märkte an. Johan-
nesburg ist zum Beispiel völlig anders, da
haben wir eine Akquisition getätigt und
sind von dort aus weitergegangen. Dort
bieten wir unser gesamtes Leistungsspek-
trum an. Es kommt immer darauf an, die
politische und die rechtliche Situation in
den einzelnen Teilmärkten zu verstehen,
damit ein Markteintritt Sinn macht. Ich
habe gerade auf einem Panel gesessen,
wo es um Ägypten ging. Die ägyptischen
Vertreter waren sehr optimistisch, was die
Zukunft in ihremLand betrifft. Wir haben
gesagt, wir glauben an das Land, aber es
kann noch viele Jahre dauern.
Politisch ist das schwer vorstellbar.
Sie
müssen die politische Einschätzung von
der desMarktes trennen.Wenn ichmir die
Einlassungen von größeren Corporates
über Ägypten ansehe, so sind die immer
optimistischer. Sie wollen Flächen akqui-
rieren bzw. ihre Flächen ausbauen. Einige
unserer Kunden reinvestieren dort. Wenn
sich das Land innerhalb der nächsten zwei
Jahre stabilisiert, dann könnte es durchaus
eine Situation geben, in der dann tatsäch-
lich viele Investoren kommen …
JLL hat ein Büro in Kairo?
Ja, wir sind von
dort nicht weggegangen, als es die große
Revolution gab. Das wird uns jetzt positiv
angerechnet. Kairo ist ein Riesenmarkt,
eine Stadt, in der 23 Millionen Menschen
leben. Gerade in puncto Wohnimmobili-
en gibt es dort ein riesiges Potenzial. Wir
sehen Licht am Ende des Tunnels und
sehen, dass der Markt sich stabilisiert.
Im Moment sind wir in verschiedenen
Shoppingmalls in Kairo engagiert. Es gibt
immer mehr Kaufkraft dort.
Welche afrikanischen Länder könnten
für Überraschungen im positiven Sinne
sorgen in den nächsten zehn Jahren?
Insbesondere Zimbabwe in der Zeit nach
Robert Mugabe sowie das bereits er-
wähnte Ruanda.
Und welche Länder sind interessant für
Investoren, auch wenn sie keine Über-
raschung darstellen?
Tunesien und Ma-
rokko, Nigeria sowie Südafrika.
Auch Kenia?
Wenn ich sehe, was in den
letzten fünf Jahren dort passiert ist, wür-
de ich eher sagen: Man kann hier nicht
absolut sicher sein. Aber ich hatte gerade
ein interessantes Gespräch mit dem Bü-
roleiter von Nairobi. Er ist sehr optimis­
tisch, was die Zukunft Kenias betrifft,
insbesondere den Wohnungsmarkt dort.
Es gibt eine hohe Nachfrage nach höher-
wertigemWohnraum. Und es gibt immer
mehr Corporates, die mehr Bürofläche
brauchen und da hinein investieren.
Ist der Hype um Afrika oder zumindest einige afrikanische
Teilmärkte nachvollziehbar? Wie agiert ein Beratungshaus dort?
Antworten des Marktkenners
Thierry Delvaux
.
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Thierry Delvaux
ist seit mehr als 20
Jahren für JLL tätig und war vor seiner
Berufung Leiter des International Desk
sowie Vorsitzender des Tenant Repre-
sentation Boards. Zuvor hatte er das
JLL-Geschäft in Südosteuropa mehr als
zehn Jahre verantwortet.
ZUR PERSON
„Insbesondere Zimbab-
we nach Robert Mugabe
sowie Ruanda könnten
in den nächsten zehn
Jahren für positive Über-
raschungen sorgen.“
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