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2-01.2019
Wenn Verwaltungsunternehmen Schritte zur Umsetzung
digitaler Strategien einleiten, kommt der Antrieb dazu laut Stu-
die vor allem aus dem Streben nach Effizienzsteigerung (27 Pro-
zent) und Prozessoptimierung (17 Prozent). Dem entsprechen
folgerichtig auch die Einzelmaßnahmen, die die Unternehmen
umsetzen: Einführung eines Dokumentenmanagementsystems
(46 Prozent) sowie Technologien zur Prozessautomatisierung (23
Prozent). Zu den Kernprozessen im Bestandsbereich, die bereits
relativ häufig digitalisiert erfolgen, gehören Finanzbuchhaltung
oder Rechnungswesen, Hausverwaltung undMietermanagement.
Digitale Lösungen, die die Verwalter an den Gebäuden selbst
einsetzen, beziehen sich bevorzugt auf dasThema Sicherheit: Zu-
gangskontrollen und schlüssellose Zugangstechnologien.
Kennzeichnend für die fehlende Gesamtschau auf dasThema
Digitalisierung in der Immobilienverwaltung ist, dass Realisie-
rungswünschemeist punktuelle Bedürfnisse betreffen. Unter den
erstrebenswerten Digitalisierungszielen, die die Befragten in der
erwähnten Haufe-Studie nannten, finden sich so unterschied-
liche Punkte wie mehr Schnittstellen zwischen verschiedenen
Systemen, mobile Anwendungen vor Ort für Handwerker oder
Mieter, automatisierte Routineprozesse und Cloud-Lösungen
»
KOMMENTAR
Zeit zu handeln
Die Diskussion um Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft
dreht sich oft in erster Linie um Trendthemen, wie BIM, Inter-
net of Things, Augmented Reality oder Künstliche Intelligenz,
Technologien, die teilweise in der Branche gar nicht richtig
bekannt sind. Die Debatte muss also schon wesentlich früher
ansetzen, bei den Unternehmen selbst, beim Aufbau von
unternehmens
internen Prozessen, Mitarbeitern und Know-
how sowie Software und Dokumentenmanagement
systemen,
um für die digitale Transformation gerüstet zu sein.
Eine flächendeckende Einschätzung zum Umsetzungsgrad
der Branche ist schwierig. Das liegt unter anderem an der
heterogenen Struktur der Branche und den unterschiedlichen
Tätigkeitsschwerpunkten. Aus diesem Grund hat der BFW
zusammen mit seinem Digitalisierungsbeirat Mitte des Jahres
eine Umfrage zum Status quo der Digitalisierung in der
mittelständischen Immobilienwirtschaft durchgeführt. Dabei
wurden neben Bauträgern und Projektentwicklern auch
Bestandshalter und Verwalter befragt.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Umsetzung in der Immobi-
lienbranche oft von Widersprüchen geprägt ist. Viele Unter-
nehmen haben bislang nur digitale Grundlagen realisiert. Als
größte Hürden geben die Befragten hohe Kosten, Zeitmangel
und fehlendes qualifiziertes Personal an. Gleichzeitig wollen
aber 85 Prozent der Unternehmen aus der Gruppe der
Verwalter und Bestandshalter derzeit gar keine zusätz-
lichen Mitarbeiter einstellen. Zudem haben rund 60 Prozent
keinen Maßnahmenplan zur Umsetzung der Digitalisierung.
Zusätzliches Geschäftspotenzial und Mehrwerte werden oft
nicht hinreichend identifiziert, und der Einfluss der Techno-
logietrends auf die Nachfrage wird unterschätzt, obwohl der
größte externe Treiber für Digitalisierung bei Verwaltern und
Bestandshaltern die Nutzer der Immobilien sind. Das sind
klare Widersprüche, die es aufzulösen gilt.
Damit die Zukunft keine digitale Black Box bleibt, müssen die
Unternehmen ihre Investitionen in digitale Systeme erhöhen,
Kapazitäten schaffen und somit für Technologietransfer
sorgen. Das ist notwendig, um das Know-how langfristig
sicherzustellen, das für eine digitale Transformation wichtig
ist, um am Ende wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Strauß an
digitalen Lösungen wird immer größer und jedes Unterneh-
men muss die für sich passgenaue Anwendung finden. Je
länger die Unternehmen damit warten, desto höher wird das
Investitionsrisiko und dementsprechend die Kosten. Es ist
höchste Zeit, zu handeln.
Andreas Beulich,
BFW Referent Digitalisierung,
Sprecher des Digitalisierungsbeirats
4.
SOFTWARE ALS
ERFOLGSWERKZEUG NUTZEN
Digitale Dokumente sind die Vorausset-
zung für jede Digitalisierungsstrategie:
›
Dokumentenmanagementsystem statt Papier
›
ERP-Systeme (inhouse oder per Cloud
betrieben) führen alle Unternehmenspro-
zesse transparent zusammen, machen sie
kontrollier- und steuerbar und bilden eine
leistungsfähige Basis für alle weitergehenden
Digitalisierungsprojekte
›
Online abrufbare Dokumente/Formulare
fördern die Kundenzufriedenheit
›
Portale und Apps für die Kontakte zu Kunden
und Partnern sind sinnvolle Folgeprojekte:
Sie schaffen eine wertvolle Informationsbasis
(Feedback) und steigern Servicequalität und
Zufriedenheit