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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
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SPEZIALIMMOBILIEN
M
it welchen Strategien erreicht die
Kirche eigentlich noch die Gläu-
bigen? Was ist ein spiritueller Ort
überhaupt? Und welchen Anteil hat daran
das Gebäude? Insbesondere bei jüngeren
Menschen wächst das Bedürfnis, neben
der analogen auch die digitale Welt zu
nutzen. Will man die Jungen nicht verlie-
ren, ist es längst Zeit, dies aktiv auch in der
Kirche zu ermöglichen.
Deshalb muss sich auch die Immobi-
lienwirtschaft den daraus resultierenden
Bedürfnissen der Kirchengebäude anpas-
sen. Ihre Aufgabe ist es, Lösungen für ganz
neue Thematiken zu entwickeln. Denn
Hand aufs Herz: Haben Sie einen fun-
dierten Ansatz, wie Property und Facility
Manager mit den neuen Anforderungen
der Kirchen umgehen sollen? Entwickelt
sich hier womöglich gerade ein höchst
lukrativer Geschäftsbereich? Oder beste-
hen bereits Handlungsmöglichkeiten und
müssen nur spezifisch angepasst werden?
Für erfolgreiche erste Schritte in die digi-
tale Welt ist es wichtig zu differenzieren.
Denn einfache technische, das Internet
nutzende Hilfsmittel unterscheiden sich
stark von einer echten Digitalisierung.
Warum sollten
nicht auch Kirchen
smart werden?!
Wenn wir uns etwa auf einem Flug-
hafen bewegen, lieben wir schnell die
Mehrwerte von Apps: Wir nutzen digi-
tale Bordkarten, sehen auf einen Blick den
kürzesten Weg zum Gate und wissen, wie
lange unser Flugzeug noch braucht, bis es
vor unserer Nase landet.
Aber wie ist das mit der Kirche? Eine
Appmit einer Karte von allen aktiven Kir-
chen Deutschlands und den wichtigen In-
formationenwäre schon ein großer Schritt
in die richtige Richtung. Eine zentrale
App, in der alle Veranstaltungen etwa der
heute Teil des Bistums Limburg. Bereits
2009 machten sich die Verantwortlichen
Gedanken zu den damals eigentlich nicht
vorhandenen FM-Strukturen. Schnell er-
kannten sie, dass ein großer Handlungs-
bedarf besteht. In den darauffolgenden
sieben Jahren wurden FM-spezifische
Controlling-Strukturen für das tech-
nische, infrastrukturelle und kaufmän-
nische Management implementiert. Die
Investitionsstaus in den einzelnen Ge-
bäuden wurden sukzessive aufgelöst. Ein
beauftragter Dienstleister für die Infor-
mationstechnologie schuf eine sichere
IT-Infrastruktur. Zusätzlich wurde ein
lebenszyklusorientiertes Gebäudeinfor-
mationskataster aufgebaut. Dieses wurde
mit über 200 Jahre altenDaten und Plänen
gefüttert, umeine vollständige Dokumen-
tation zu gewährleisten.
Historische Gemäuer wer-
den in eine gemanagte
Gegenwart überführt
Das große Ziel dabei lautete, mit einer
vorbeugenden Instandhaltungsstrategie
als zentralem Element ein effizienteres
und nachhaltigeres Gebäudemanagement
zu ermöglichen. Durch den Einsatz einer
evangelischen und katholischen Kirche
abrufbar sind, wäre wünschenswert. Aber
selbst das allein kann nicht genügen. Für
die Immobilienwirtschaft bedeutet das
konkret, dass nicht nur die Kirche, son-
dern auch die Kirchengebäude digitaler
werdenmüssen.Warumsollten nicht auch
Kirchengebäude smart werden?
Ein exemplarischer Blick auf die jähr-
lich aufgewendeten Gelder für die Be-
wirtschaftung und Instandhaltung zeigt,
wie dringend ein effizienteres Gebäude
management nötig ist. Für die Dorfkirche
in der Kirchengemeinde Oberholzheim
etwa belaufen sich die jährlichen Bewirt-
schaftungskosten auf rund 200.000 Euro.
Das allein ist die Schwankungsbreite der
Instandhaltungskosten des Ulmer Mün-
sters. Diese bewegen sich jährlich zwi-
schen 2,0 und 2,2 Millionen Euro. Das
kann doch nicht einfach so hingenommen
werden! Siemüssen durch aktives Eingrei-
fen reduziert werden. Denn es gibt etwa
für die katholische Kirche strenge Regeln
imCodex Iuris Canonici (CIC). Das Buch
V Kirchenvermögen, Can. 1254 ff. gebie-
tet nämlich, mit dem Kirchenvermögen
umsichtig und wert
erhaltend umzugehen.
Für erfolgreiches FacilityManagement
eines historischen christlichen Gebäudes
steht das Kloster Eberbach in der Nähe
von Eltville am Rhein im Rheingau. Es ist
Digitalisiert die
Kirchen aktiv!
Digitales Facility
Management kann
Investitionsstaus in
Kirchengebäuden
auflösen