Immobilienwirtschaft 12/2018 - page 70

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W
eihnachtszeit – Zeit der guten Vorsätze. Doch die Maxi-
men für 2019 sollten gut bedacht sein. Immanuel Kant
empfiehlt: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch
die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz
werde.“ Was also soll man sich für 2019 vornehmen, das auch
für jeden anderen segensreich wäre?
Ein Vorschlag: Im ablaufenden Jahr 2018 gab es viele Themen,
die von den Medien mit großer Verve beschrieben wurden –
und in großer Zahl das Dilemma zwischen Gesinnungsethik
und Verantwortungsethik zeigten: Migration, Klimawandel,
Abholzung des Hambacher Forsts für Braunkohleenergie und
Abholzung des Märchenwaldes für Windenergie, den Die-
selskandal etc. Bei vielen dieser Themen kann man Fakten
unterschiedlich interpretieren. Doch bei wenigen Themen sind
die Interpretationen so polarisiert wie beim 45. Präsidenten
der USA, der qua Amt auch Einfluss hat auf den Erfolg der
deutschen Immobilienwirtschaft.
Groß war die Aufregung während der ersten 100 Amtstage. Die
vielen Mitarbeiter, die Trump verlor, waren profunder Beweis
für seine Unfähigkeit. Aber John F. Kennedy gingen in den
ers
ten 100 Tagen sowohl in prozentualen als auch in absoluten
Zahlen mehr Mitarbeiter von Bord als Trump. Kennedy verant-
wortete in den ersten 100 Tagen die Invasion in der Schweine-
bucht mit einigen hundert Toten. Ob Trump es schaffte, die
Reitzenstein denkt an ...
Zahl der Drohnenangriffe seines Vorgängers Barack Obama
aufrechtzuerhalten, ist nicht bekannt. Bekannt ist aber, dass
Obama mehr „Illegale“ abschieben ließ, als Trump abzuschie-
ben plant.
Als Trump sich weigerte, den vom Kongress 1995 beschlos-
senen Umzug der US-Botschaft nach Jerusalem weiter zu
verschieben, wurde ein Flächenbrand im Nahen Osten prophe-
zeit, der erfreulicherweise ausblieb. Für die Midterms wurde
ihm ein Debakel vorausgesagt, das nicht eintrat. Objektiv steht
Trump also recht gut da – obschon er als dümmster und unfä-
higster Präsident der Geschichte gilt.
Doch weshalb fokussieren sich diese kognitiven Dissonanzen
so sehr auf den 45. Präsidenten der USA? Aus demselben
Grunde, aus dem die Star-Wars-Saga so erfolgreich ist. Es ist
der menschliche Ur-Instinkt, die Welt in Gut und Böse zu
teilen. In Zeiten, in denen einem Kandidaten für einen Partei­
vorsitz vorgehalten wird, dass er auch nach der politischen
Karriere erfolgreich war, scheint es entbehrlich, politische
Erfolge und Wahlergebnisse Trumps an denen seiner Vor-
gänger zu messen. Er verkörpert zu gut die dunkle Seite der
Macht. Großes Geld, betrogene kleine Handwerker und dazu
Geschmack und Sozialverhalten eines Parvenus.
Es dürfte kein Zweifel daran bestehen, dass Donald J. Trump
zu Recht als würdeloser Präsident in die Geschichte eingeht,
... gute Vorsätze
Quelle: one line man/shutterstock.com
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