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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
TITELTHEMA
ein „Best-of-Breed(= Beste Lösung für Teilaufgaben)“-Ansatz
gewählt werden soll, ob sich das Outsourcing einiger oder aller
Hard- und Softwareressourcen lohnt, ob eine flexible und einfach
skalierbare Cloud-Lösung das Richtige ist und so weiter.
Angesichts der großen Tragweite und Zukunftsbedeutung des
Schritts in die Digitalisierung ist es nur allzu verständlich, dass
Experten eindringlich dazu raten, die Mitarbeiter rechtzeitig in
die Planungenmit einzubeziehen. Schon allein das geballte Fach-
wissen, das sie durch jahrelange Erfahrung erworben haben, wird
gebraucht, wenn es um die Konzeption der Prozessgestaltung
geht. Allerdings liegt hier auch häufig ein Problemfeld: Jahre-
lang eingefahrene Abläufe machen betriebsblind. Die Macht des
„Das haben wir immer so gemacht“ entfaltet hier oft ihre volle
Wirkung. Hinzu kommen inmanchen Fällen verständliche Ängs
te hinsichtlich der künftigen Relevanz bestimmter Positionen
und Personen im Unternehmen. In diesen Fällen ist nicht nur
Überzeugungsarbeit gefragt, sondern auch ein verständnisvoller
Umgang mit den Mitarbeitern und die gemeinsame Planung al-
ternativer oder angepasster Tätigkeiten.
Jede unternehmensinterne digitale
Vorgehensweise kommt ins Stottern,
wenn sie durch analoge Altlasten im
Außenkontakt ausgebremst wird
Zu einer ganzheitlichen Digitalisierungsstrategie gehört aber
auch die Analyse des externen Beziehungsgeflechts, also der Ko-
operation oder der Kontaktpunkte mit Kunden, Partnern, Liefe-
ranten, Dienstleistern, Behörden und so weiter. Hier haben sich
ebenfalls über die Jahre Gewohnheiten, Regularien und Routinen
entwickelt, die demrasantenDigitalzeitalter nicht mehr angemes-
sen sind. Ganz häufig gehört dazu eine papierlastige Kommuni-
kation (Briefverkehr) und Bearbeitung von Vorgängen, zu viele
an der Prozessabwicklung beteiligte Abteilungen und Personen,
umständliche Bearbeitungsregularien und Formulare oder ein
Mangel an elektronischen Schnittstellen für die Datenübermitt-
lung. Jede Digitalisierungsstrategie mit Aussicht auf Erfolg muss
hier das Ziel medienbruchfreier Prozesse, flexibler Ablauforgani-
sation und schlanker Bearbeitungsmethoden verfolgen. Jede noch
so durchdachte unternehmensinterne digitale Vorgehensweise
kommt unweigerlich ins Stottern, wenn sie durch analoge Altlas
ten im erfolgsentscheidenden Außenkontakt ausgebremst wird.
Stolpersteine auf demWeg zu einem digitalen Unternehmen
gibt es also durchaus, und auch ein gewisser finanzieller und
personeller Aufwand sind unvermeidlich. Die Experten sind
sich dennoch einig: Der Weg zur komplexen Vernetzung sollte
beschritten werden. Und – er lohnt sich!
se in die digitale Welt heben und damit effizienter, kostengüns
tiger und kundenfreundlicher gestalten lassen. Zudem eröffnen
derartige Technologien die Möglichkeit, neue Dienstleistungs-
modelle auszuprobieren und die Servicequalität zu verbessern.
Jenseits dieser digitalisierten Prozesswelt warten die Innovati-
onsfelder der Zukunft, die auf der Basis moderner Big-Data- und
Data-Mining-Technologie in die Szenerie des Internets der Din-
ge, der Smart Buildings, Smart Homes und Smart Cities führen.
Einige Pioniere der Branche verwenden die leistungsfähigenAna-
lysetechnologien des Data Mining. Unternehmensinterne und
-externe Datenbestände werden auf diese Art zusammengeführt.
Das betrifft etwa Daten zu Gebäudenutzern, zu Immobilien-
transaktionen und ähnlichen Einzelheiten. Kundendaten über
Verbräuche, Finanzkraft oder Service-Interessen erlauben das
Entwickeln neuer Geschäftsmodelle und individueller Dienstleis
tungen. Im härter werdenden Wettbewerb können daraus ge-
zogene Schlussfolgerungen und Erkenntnisse den Unterschied
zwischen Erfolg und Scheitern bedeuten. Dass in allen Fällen
die geltenden Datenschutzbestimmungen zu beachten sind (aus-
gehend von der Zentralfrage: Wem gehören die Daten?), sollte
sich von selbst verstehen. Die dafür nötigen Ressourcen und das
adäquate Know-how sind unumgängliche Elemente jeder Digi-
talisierungsstrategie bei Unternehmen aller Größenordnungen.
So lohnendDigitalisierung auch seinmag, zumNulltarif, also
ohne Investitionen, lässt sich keine tragfähige Strategie hierfür
aufbauen. Von Anfang an müssen die finanziellen, technolo-
gischen und personellen Ressourcen für die Mission Digitalisie-
rung in alle Planungenmit einbezogenwerden. Ausgangspunkt ist
die Frage: Wo soll die Reise hingehen? Gemeint ist: Welche Ziele
verfolgt das Unternehmen, welche inneren und äußeren Einfluss-
größen bestimmen das Handeln und wie werden diese sich in der
Zukunft verändern? Die Antworten darauf führen neben Über-
legungen zu technologischen Lösungen und organisatorischen
Anpassungen unvermeidlich auch zur Frage nach der adäquaten
IT-Infrastruktur. Je nach Ausgangslage undUnternehmens
größe
ist zu untersuchen, ob die IT im eigenen Haus entsprechend
leistungsfähig ist oder gemacht werden kann, ob zur Schaffung
einer solchen IT-Umgebung ein „Alles-aus-einer-Hand“- oder
«
Dr. Hans-Dieter Radecke, Tiefenbach
Nur
6%
der Unternehmen haben Personal
abgestellt, das sich um eine effi-
ziente Digitalisierungsstrategie küm-
mert, lediglich 14 Prozent gönnen
dem Thema ein eigenes Budget.
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unternehmen