Immobilienwirtschaft 4/2018 - page 19

19
0
4.2018
Zinsen, die Anlagealternativen zu Immo-
bilien wieder attraktiver machen, damit
ein Ende des Hypes einläuten und so
möglicherweise zu einem Einbruch der
Immobilienmärkte führen könnten – geht
kaum jemand aus.
Auch wenn in den USA die Zinsen
bereits wieder steigen, wird ein erster
Zinsschritt der Europäischen Zentralbank
frühestens imSommer 2019 erwartet. Da-
mit dürften die makroökonomischen und
geldpolitischen Rahmenbedingungen für
Immobilienanlagen ein weiteres Jahr Un-
terstützung bieten und einen Einbruch der
Performance verhindern, so die Einschät-
zung vieler Experten in Cannes.
Schon werden neue Transaktions­
rekorde auf den Immobilienmärkten er-
wartet – insbesondere in den als „sichere
Häfen“ bekannten Ländern. Dazu zählt
Deutschland mit seinen steigenden Be-
völkerungszahlen und entsprechendem
Bedarf an Wohnungen, seinen guten
konjunkturellen Bedingungen und der
entsprechenden Entwicklung der Nach-
frage für Büro- und Gewerbeflächen –
bei gleichzeitiger Knappheit an Flächen,
da jahrelang zu wenig gebaut wurde, und
somit günstigen Voraussetzungen für
steigende Mieten. Ideale Bedingungen,
könntemanmeinen –wäre da nicht inzwi-
schen das an vielen Standorten erreichte
Preisniveau, das die Kauflaune bei dem
einen oder anderen potenziellen Käufer
eintrübt.
NISCHEN UND NACHHALTIGKEIT
Angesichts
der hohenNachfrage und entsprechenden
Knappheit an Core-Immobilien sowie des
daraus resultierenden hohen Preisniveaus
für die „klassischen Anlagesegmente“
Büro- und Einzelhandelsimmobilien
zeigen sich viele Investorengruppen seit
geraumer Zeit weniger risikoavers als vor-
her. Sie investieren inAssetklassen, die vor
nicht allzu langer Zeit noch als „Nische“
galten – beispielsweise studentischesWoh-
nen, Logistikimmobilien oder Rechen-
zentren. Solche Investments könnten mit
Blick auf die damit zu erzielenden anspre-
chenden Renditen durchaus Sinn ergeben,
räumen Experten ein – allerdings mit Ein-
schränkungen. „Gefährlich wird es, wenn
jemand auf eine Nische ausweicht, in der
er sich nicht auskennt“, gab etwa Jan Bär-
thel, Leiter der Niederlassung Frankfurt
am Main der Immobilienberatungs- und
-bewertungsgesellschaft Wüest & Partner
Deutschland, zu bedenken.
Rege diskutiert – gerade von Inves­
toren „auf der Suche nach Rendite“ – wur-
den in Cannes einmal mehr Themen wie
Nachhaltigkeit, Digitalisierung und neue
technologische Entwicklungen, respekti-
ve das Potenzial, das der Immobilienwirt-
schaft daraus erwächst.
Gespräche über Elektromobilität,
selbstfahrende Autos und die Vorteile, die
Blockchain bieten könnte, schienen viele
Messeteilnehmer mehr zu interessieren
als Themen wie Brexit oder die zu erwar-
tende Immobilienpolitik der gerade
»
Fotos: S. d‘HALLOY; S. CHAMPEAUX; V. DESJARDINS - IMAGE & CO
Mehr als 26.000 Teilnehmer registrierte Messeveranstalter Reed Midem
auf der diesjährigen Mipim. Mit „heiter bis wolkig“ wäre die Stimmung in
Cannes gut beschrieben – ganz passend zu den Wetterverhältnissen.
VIEL PASSIERT IN BAYWAYJO
Baywayjo – Nordrhein-
Westfalen auf Chinesisch – boomt, selbst Duisburg ist wieder
auf der Messe. Nach dem Besuch von Xi Jinping schwimmt
man hier obenauf. Die Wirtschaftsförderung NRW Invest
veranstaltet ein Speeddating zwischen Bürgermeistern und
Journalisten. Man betont den Partnergedanken, das Denken
in regionalen Strukturen für Investoren aus der ganzen Welt.
Unten: Bemerkenswert in Polen ist das Wirtschaftswachstum.
Doch politische Entwicklungen verunsichern Investoren und
Finanzierer.
1...,9,10,11,12,13,14,15,16,17,18 20,21,22,23,24,25,26,27,28,29,...76
Powered by FlippingBook