Immobilienwirtschaft 4/2018 - page 22

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
FINTECHS
auf maximal 10.000 Euro pro Person
vor“, erklärt Zinsland-Geschäftsführer
Carl von Stechow. Außerdem dürfe die-
ser Investorenkreis insgesamt höchstens
2,5 Millionen Euro in eine Finanzierung
stecken.
„Fast alle Plattformen sind weit da-
von entfernt, profitabel zu sein. Allein
fürs Marketing gibt beispielsweise Exporo
mehrere hunderttausend Euro im Monat
aus“, weiß Loipfinger. Großvolumigere Fi-
nanzierungen anzustreben sei daher ver-
ständlich. Die rechtlichen Weichen wur-
den von vielen digitalen Finanzierungs-
agenten schon gestellt, um – etwa durch
die Ausgabe von Anleihen – die Fesseln
des Kleinanlegerschutzgesetzes abstreifen
zu können.
Michael Stephan, Geschäftsführer von
fällt, dass sich durch
die Verbriefung als Anleihe das Gestal-
tungsspektrum von Finanzierungen be-
trächtlich erweitern lasse, zum Beispiel
was die maximalen Anlagebeträge und
die Besicherung betreffe. Loipfinger ist
skeptisch: „Wie soll das funktionieren?“,
fragt er. Bevorzugt werde Geld für Projekt-
finanzierungen – Anlagehorizont: meist
ein bis vier Jahre – auf diesem Weg be-
schafft. „Geht das Vorhaben schief, werden
die Sicherheiten häufig nicht mal reichen,
um die Ansprüche der im ersten Rang im
Grundbuch besicherten Bank zu decken“,
argumentiert Loipfinger.
Michael Stephan kontert: Es komme
immer auf das Projekt beziehungsweise
den Entwickler an. Außerdem könnten
Zusatzsicherheiten – etwa in Form von
Bürgschaften oder verpfändeten Ge-
schäftsanteilen – in Finanzierungskons­
truktionen einbezogen werden. In vielen
Fällen, ist er überzeugt, würden Anleger
deshalb besser abgesichert sein.
RUND 20 PLATTFORMEN AUF DEM MARKT
„Die Wachstumsstrategien der FinTechs,
die sich auf die Immobilienfinanzierung
spezialisiert haben, ähneln einander sehr“,
findet Benedikt Huber, Marktexperte
von EY Real Estate. Derzeit gebe es in
Deutschland rund 20 digitale Plattformen
in diesem Segment, wovon aber allenfalls
drei bis vier langfristig übrig blieben. Es
werde einenVerdrängungswettbewerb ge-
ben. Entscheidend sei, ein hohes Finan-
zierungsvolumen zu mobilisieren, betont
Benedikt Huber.
Doch trotz der hohen Wachstumsdy-
namik hat das Segment – selbst langfristig
– lediglich Potenzial für einen Nischen-
markt. „Mit einem Kredit bewegt eine
große Immobilienbank oft ein Vielfaches
dessen, was alle digitalen Plattformen
zusammen seit ihrem Bestehen für Im-
mobilienfinanzierungen bei Investoren
akquiriert haben“, gibt Thomas Beyerle,
Geschäftsführer von Catella Property, zu
bedenken.
Er findet es interessant zu sehen, wie
sich das Geschäftsmodell der Online-
Immobilienfinanzierungsplattformen
weiter ausdifferenziert. Am stärksten
dürfte die Ausrichtung von BrickVest
vom gängigen Profil abweichen. Von
London operierend hatte man von An-
fang an großvolumigere Eigenkapital-
investments im Visier. „Unser Konzept
ist so gestaltet, dass wir uns an einen
finanzstarken Ankerinvestor anlehnen,
um von dessen professionellen Anlage-
konditionen zu profitieren“, erklärt Dr.
Thomas Schneider, CIO und Mit-Grün-
der von BrickVest, die Geschäftsstrategie.
Meistens handelt es sich um unabhängige
Vermögens
verwalter wie Corestate oder
Pramerica. „Von der Investmentsumme
ihrer Fonds in Immobilienprojekte oder
-transaktionen übernehmen wir häufig
einen Anteil von bis zu zehn Prozent, so
Schneider. Vorteilhaft an diesem Modell
sei ferner, dass sich Risiken – wie das
mögliche Abgleiten von Projekten in die
Insolvenz – reduzieren ließen. Denn not-
falls führe der Ankerinvestor es in Eigen-
regie zu Ende.
Auch bei der Renditegestaltung ori-
entiert sich BrickVest an anderen Maß-
stäben. Bei Bergfürst, Exporo, iFunded
und Zinsland schwankt das Zinsniveau
zwischen drei und sieben Prozent. „Das
scheint in der aktuellen Zinslandschaft auf
den ersten Blick hoch zu sein“, sagt Loi-
pfinger. Doch wie der Zinssatz kalkuliert
wurde, lasse sich nicht nachvollziehen.
„In der Regel handelt es sich um ziemlich
riskante Nachrangdarlehen, die eigentlich
weit höher verzinst werden müssten“, gibt
Schneider zu bedenken.
Simon Brunke, CEO von Exporo, hält
dieser Argumentation entgegen, dass In-
vestoren bei Exporo sowohl erstrangig
als auch nachrangig besicherte – solche
„Die Wachstums-
strategien der FinTechs,
die sich auf die Immo-
bilienfinanzierung spe-
zialisiert haben, ähneln
einander sehr.“
Benedikt Huber,
Marktexperte
von EY Real Estate
„Mit einem Kredit bewegt
eine große Immobilien-
bank oft ein Vielfaches
dessen, was alle digitale
Plattformen zusammen
seit ihrem Bestehen für
Immobilienfinanzie-
rungen bei Investoren
akquiriert haben.“
Thomas Beyerle,
Geschäftsführer
von Catella Property
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