Immobilienwirtschaft 4/2018 - page 28

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
KOLUMNE
Diese Einzelereignisse haben eines gemeinsam: Sie alle sind
Bausteine der digitalen Stadt. Aber wo stehen die europäischen
und deutschen Institutionen in der Digitalisierung? Was kann
die Immobilienwirtschaft zu demKopfsprung in die digitaleWelt
beitragen und wie verändert das die Architektur der Städte?
Um es gleich vorwegzunehmen: Die Länder tun sich schwer.
Zwar hat die Bundesrepublik jetzt mit Dorothee Bär („Instalover,
Mama, Politikerin, Gamerin, Jägerin, Fränkin, Bayerin, Teilzeit-
Berlinerin, süchtig nach intelligenten Menschen & ganz viel
pink“) eine Staatsministerin für Digitales. Leider aber ohne ei-
genen Stab, ohne eigenes Budget und damit auch ohne Einfluss.
Die digitale Infrastruktur und der Breitbandausbau fallen auch
in den Bereich des Verkehrsministers Andreas Scheuer. Es ist
klar, dass da sehr unterschiedliche Vorstellungen miteinander
rivalisieren werden. Auch die Kommunen tun sich schwer. In
internationalen Digitalisierungsstudien tauchen deutsche Städte
nicht in der Spitzengruppe auf. Auch nicht im Mittelfeld.
AmBeispiel von Berlin wird deutlich, woran es hapert. Auch
der Berliner Senat wurde kurzzeitig von einem Digitalisierungs-
enthusiasmus ergriffen und beschloss 2015 eine Smart-City-Stra-
tegie. Nicht besonders detailliert, eher ein skizzenhafter erster
Zusammenschrieb von allem, was da so reinpassen könnte. Im
darauffolgenden Jahr sollte dann ein Plan zur Umsetzung mit
Zeiträumen, Zuständigkeiten und Partnern nachgeliefert werden.
Dochmit den Abgeordnetenhauswahlen kam es zumKoalitions-
wechsel und damit zum Ende des Umsetzungsplans. Anschlie-
A
uf meiner Reise durch die Welt der Architektur stehe ich
immer wieder staunend vor den Ereignissen und fragemich,
warumdas eigentlich so geschieht, wie es geschieht, und wie
es besser sein könnte. Da diskutiere ich in der Jury für den ZIA
Innovationsbericht einen ganzen Tag lang lauter Projekte, die
unsere Städte vielleicht besser machen. Dazu zählen so unter-
schiedliche Vorstellungen wie eine autarke Siedlung mit einem
kalten Nahwärmenetz, ein Trackingsystem von Passantenbewe-
gungen für den Einzelhandel oder ein KI-gestütztes System zur
Einlesung von Due-Diligence-Dokumenten.
Beim anschließenden Immobilien Award 2018 freue ich
mich in Köln über die Auszeichnung für das Studentenwohn-
heim Woodie in Holzmodulbauweise von Sauerbruch Hutton
Architects und AchimNagel. So kann die Stadt der Zukunft auch
aussehen. Beim Tischgespräch wundert sich Tobias Becker von
SAP, dass für mich als Architekten bereits die bessere Anschau-
lichkeit der 3D-Planung den zusätzlichen Aufwand rechtfertigt.
Er ist ausschließlich an den Daten des fertigen Gebäudes interes-
siert. Denn erst darin stecken für ihn die neuenGeschäftsmodelle.
In der Smart City sind die Daten des digitalen Twins mitunter
wichtiger als die realen Häuser.
Und auf der Mipim in Cannes freut sich Prof. Dr. Merk da-
rüber, dass München die Erstellung einer eigenen Smart-City-
Strategie beschlossen hat. Ein erster Schritt voran. Zeitgleichwird
dort eine Auswahl vielversprechender französischer Smart-City-
Projekte vorgestellt.
Smarte Regionen
Foto: Dirk Weiß
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