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VERMARKTUNG & MANAGEMENT
I
COMPUTER AIDED FACILITY MANAGEMENT
trolle zu haben. Dazu dokumentiert er
bei Bauvorhaben die Auftragsvergabe an
Fachplaner, Architekten und Handwerker
über das revisionssichere System. „Die
Software schafft Transparenz und hilft,
Baukostensteigerungen früh zu erkennen
und den Entscheidungsgremien plausibel
zu erklären“, so von Lonski.
Elektronische Standard-Bauprozesse
zu etablieren, war ein Ziel des Bistums
Passau bei der Einführung seiner CAFM-
Software: „Effektives Gebäude- und Bau-
management kann zu messbaren Verbes-
serungen in vielen Bereichen führen“, sagt
Projektleiter Frank Bosch.
„Der Einsatz von CAFMheißt für uns
vor allem Bewirtschaftung der Gebäude,
die wir für unseren landeskirchlichenAuf-
trag benötigen“, liefert Hartmut Schaap ein
drittes Szenario. Er ist Referent Finanzen
und Controlling im Dezernat Bauen und
Liegenschaften im Landeskirchenamt der
evangelischen Kirche im Rheinland. Die
begrenzte Ausrichtung hat mit dem Auf-
bau der Rheinischen Landeskirche zu tun:
Sie arbeitet mit dem presbyterial-synoda-
len System, bei demdie Gemeinden selber
erledigen, was sie in Eigenregie bewältigen
können, und ihre Landeskirche nur bei
komplexen Anforderungen hinzuziehen.
Einen vierten Weg geht die Neuapos
tolische Kirche in Deutschland. „Wir
betreuen hier in Stuttgart zentral die
Bereiche Baden-Württemberg und Ba-
yern und sind Dienstleister für die Ge-
meinden als Nutzer“, sagt Joachim Raff,
Leiter Abteilung Bau und Unterhalt der
Neuapostolischen Kirche Süddeutsch-
land. Das dortige CAFM-System ging vor
zwei Jahren in den Vollbetrieb, sein stra-
tegischer Einsatz ist zugleich Pilotprojekt
und Blaupause für weitere Gebietskirchen.
Aktuell in der Einführung ist es bei den
Neuapostolischen Kirchen Nordost, West
und Berlin-Brandenburg, sodass die NAK
in ganz Deutschland nach demselben
Prinzip arbeiten wird.
K
irchenträger agieren vornehmlich als
Eigentümer. „Der Fokus liegt eher in
Prozessen der Wartung und Instand-
haltung, beim Baumanagement und dem
Kostencontrolling“, sagt Prof. Jens Nävy,
der als CAFM-Berater imkirchlichenUm-
feld erfahren ist. Unterschiede beständen
im Immobilienportfolio und der hieraus
resultierenden Nutzung.
Das erfordert flexible Produkte. „Ein
Pauschalsystem für den Einsatz im kirch-
lichen Umfeld gibt es nicht“, bestätigt
Wolfgang Haehnel, Geschäftsführer der
Kirus, einem Spezialisten für die Inte-
gration von CAFM-Systemen im Bereich
Kirchen und Soziales. „Den Unterschied
machen nicht die Konfessionen, sondern
die Bedarfe“, so der Experte.
Demkann Eric Drach nur zustimmen:
„Generell besteht bei allen Kunden ein
Trend, die Software zu individualisieren“,
sagt der Geschäftsführer vom Software-
Anbieter Loy & Hutz Solutions. Aller-
dings sind durch den traditionell hohen
Gebäudebestand im kirchlichen Umfeld
Prozesse rund umFläche, Bau und Betrei-
berverantwortung meist im Fokus.
DIE SOFTWARE SCHAFFT TRANSPARENZ
„Wir nutzen unser System nicht für reines
FacilityManagement, sondern steuern da-
mit hauptsächlich unsere Gebäude- und
Liegenschaftsverwaltung“, sagt Martin
Spatz vomReferat Technische Dienste des
Bistums Hildesheim. Rund 1.500Gebäude
haben die Niedersachsen im System, da-
runter 456 Kirchen, da sie die Basisarbeit
für alle Gemeinden des Bistums leisten.
„Bauabwicklung, Steuerung unserer
Bauprojekte und Mietverwaltung sind
die Kernaufgaben, die wir mit unserem
CAFM-System begleiten“, sagt Jörg von
Lonski, Leiter Tagungshäuser und Lie-
genschaften beim Erzbistum Köln. Der
gelernte Betriebswirtschaftler nutzt die
Software viel, um wirtschaftliche Aus-
sagen zu treffen und Kosten unter Kon-
Der weltliche Aspekt von Kirchen
Katholisch, evangelisch,
neuapostolisch – es gibt viele
Glaubensrichtungen. Eines
haben jedoch alle gemein-
sam: Kirchen, Gemeindehäu-
ser, Schulen, Kindergärten,
Kliniken, Altenheime, Wohn-
gebäude, kurz: eine breite
Vielfalt an Immobilien, die
gemanagt werden muss.
„Bei Kirchen gibt es
nichts, was es nicht gibt.
Da gibt es ein Haus auf
zwei Flurstücken oder
besondere Eigentümer-
konstellationen, zum
Beispiel bei einem öku-
menischen Zentrum.“
Martin Spatz,
Bistum Hildesheim